Aber das ganze Lanv unv Mann und Mann und Frau und Frau in Bannkreis zog.
Und darin liegt die gewaltige klassenversöhnende Mission dieser Bewegung. Eine neue Wertung der Menschen tritt ei«. Nicht nach de» Matzstäben des libcralistischen Denkens, sondern nach den gegebene« Mafien der Natur.
Dasselbe Volk, das in dieser liberalen Epoche mit seiner Führung in ewigem Hader liegt, steht mehr und mehr wie ein Mann hinter seiner neuen. Das Wunder, an das unsere Gegner niemals glauben wollten, ist Wirklichkeit geworden.
In diesem vierzehnjährigen Kampf hat sich in unserem Volke eine neue, nach vernünftigen und entscheidenden Gesichtspunkten durchgeführte Gliederung vollzogen. Ans 45 Millionen erwachsenen Menschen haben sich 3 Millionen Kämpfer organisiert als Träger der politischen Führung der Nation. Zu ihrer Gedankenwelt aber bekundet sich als Anhänger heute die überwältigende Mehrheit aller Deutschen. In diese Hände hat das Volk vertrauensvoll sein Schicksal gelegt.
Die feierliche Verpflichtung
Die Organisation hat aber damit eine feierliche Verpflichtung übernommen: Sie muh dafür sorgen, daß dieser Kern, der bestimmt ist, die Stabilität der politischen Führung in Deutschland zu gewährleisten, erhalten bleibt für immer. Die Bewegung hat dafür zu sorgen, das; durch eine geniale Methode der Auswahl nur jene Ergänzung stattfindet, die das innerste Wesen dieser tragenden Kräfte unserer Nation niemals verändert. Sie mutz zeigen, datz die AnZlcsc in der Zukunft nach denselben scharfen Grundsätzen erfolgen mutz, wie sie uns das harte Schicksal in der Vergangenheit auferlegt hat. Wir dürfen nie davor zurück- scheuen, auS dieser Gemeinschaft zu entfernen, was nicht seinem inneren Wesen nach zu ihr gehört. Niemals aber darf dieser Kern vergessen, datz er seinen Nachwuchs im ganzen Volke zu suchen hat. Er mutz daher in stetiger Arbeit die ganze Nation nach seinen Prinzipien führen, das heitzt sie lebendig erfassen.
Das Volk hat aber ein Recht zu fordern, daß, wie auf allen Gebieten des sonstigen öffentlichen Lebens, auch auf dein Gebiete der Politik seine fähigsten Sohne berücksichtigt werden.
Nur wenn sich eine solche feste Jührungshierarchic anf- vaut, wird sie als ruhender Pol in der Erscheinungen Flucht auf lange Sicht hin die Leitung einer Nation überlassen und entschlossen zu betätigen vermögen.
Sie, meine Herren Gauleiter nnö SA-Führer, sind mir im Verein mit den zahlreichen anderen Funktionären, Führern und Amtswaltern der Bewegung verantwortlich dafür, datz diese Erkenntnisse folgerichtig berücksichtigt und verwirklicht werden. Die Gegenwart kann uns nicht mehr an Liebe und Treue unseres Volkes schenken, als sie uns gegeben hat. Die Zukunft aber wird uns einst wägen in dem Maße, in dem wir selbst an sie dachten. Indem wir uns so so der Pflege des von uns vom Schicksal anvertrautcn eigenen Blutes hingcbcn, helfen wir am besten mit, auch andere Völker vor Krankheiten zu bewahren, die von Rasse auf Raffe, von Volk auf Volk überspringen.
Wenn in West- oder Mitteleuropa erst ein Volk dem Bolschewismus verfällt, wird dieses Gift weiterfreffen «nd das heute älteste »nd schönste Kulturgut der Erde verwüsten. Indem Deutschland diesen Kampf anf sich genommen hat, erfüllt es nur, wie schon oft in seiner Geschichte, eine wahrhaft europäische Mission.
Empfang der Presse in Nürnberg
Der Eröffnung dcS Nürnberger Parteitags ging ein Empfang der Weltpresse voraus, auf der der Neichspreffechcf der NSDAP Dr. Dietrich die Pressevertreter begrüßte. Er führte u. a. aus: Wie für alle Teilnehmer, sollen auch für Sic diese Nürnberger Tage weniger den aktuellen politischen Tagcsfragen gewidmet. sein als dem persönlichen Erleben. Wie der Nationalsozialismus eine Bewegung ist, die nicht intellektuell projektiert wurde, sondern aus dem deutschen Volke selbst hcransgc- wachsen ist und auf gefühlsmäßigen Werten basiert, so kann man den Nationalsozialimus in seinem tiefsten Wesen auch nicht allein vcrstanöesmäßig begreifen, sondern muß ihn auch irgendwie gefühlsmäßig erfassen, um ihn zu verstehen. Vielleicht ist hier die Quelle jener beklagenswerten Jrrtümer und bedauerlichen Mißverständnisse, die das nationalsozialistische Wollen und Wirken weniger aus Böswilligkeit als aus Unkenntnis in der Welt hcrabsehcn. Ich zweifle nicht daran, daß es schwer ist, aus einer rein liberalistischen gedanklichen Auffassung und Perspektive das neue Deutschland, das den Liberalismus überwunden und durch eine neue Auffassung des menschlichen Gemeinschaftslebens abgclöst hat, zu verstehen. Liberalistisches Denken liegt in einer anderen weltanschaulichen Ebene als nationalsozialistisches Fühlen und Empfinden. Hier eine Brücke zu schlagen und den Völkern das Verständnis füreinander zu erleichtern, darin sehe ich eine der dankbarsten und wertvollsten Aufgaben der internationalen Pressearbeit.
Nur wer den Sieg von heute an dem Matzstab der übermenschlichen Belastungen der Bewegung im Jahre 1932 zu messen vermag, weiß die Größe des heute Errungenen richtig einzuschätzen. Der tiefe fundamentale Wandel sowohl der inneren seelischen wie der äußeren Haltung unsere s V o l k e s, die die nationalsozialistische Revolution zum Durchbruch gebracht hat, ist selbst für diejenigen, die mit in vorderster Front dieses gigantischen Kampfes gestanden haben, von unerhörter, kaum faßbarer Eindringlichkeit. Das Dritte Reich ist Wirklichkeit geworden. An der Wiege des Dritten Reiches stand die Macht der Persönlichkeit, die sich in Adolf Hitler verkörpert. Ihre Bedeutung für das Werk und für das Gelingen ist überragend.
Reichsminister Goebbels über Propaganda
Im Rahmen der Sondertagungen hatte die Neichspropa- ganöaleitung die Propagandaleitungen der Gaue im Ost- taal des Kulturvereinsbauses zusammenberufen. Reichspro-
paganbaminister Dr. Goebbels gab einen Ueberblick über die propagandistische Arbeit vor und nach der Machtergreifung. Er wies besonders darauf hin, baß cs in keiner Weise nationalsozialistisch gedacht wäre, zu glauben, daß jetzt die Propaganda überflüssig geworden sei. Jetzt müsse im nationalsozialistischen Staat jeder einzelne Volksgenosse durch die Propaganda innerlich ganz für die Regierung und ihre Maßnahmen gewonnen werden, denn mit staatlichen Machtmitteln allein sei auf die Dauer keine Negierung zu halten. Wenn heute in Nürnberg Hün- dcrttauscnde beim Parteitag aufmarschierten, so könnten die Propagandisten Ser Bewegung mit Recht und Genugtuung sagen, daß durch ihre Arbeit ein großer Teil dieser Hun- öcrttauscndc gewonnen worden sei. Anschließend an die Ausführungen von Dr. Goebbels berichteten die Propa- gandalcitcr über die Erfahrungen in den Gauen und gaben von sich ans Anregungen über die zukünftige Gestaltung der Arbeit.'
Der russisch-italienische Ireundschaslsverlrag
TU. Rom, 8. Sept. Am Samstag mittag ist im Palazzo Venezia der zwischen Italien und der Sowjetrepublik abgeschlossene Freundschafts-, Neutralitäts- und Nichtangriffspakt von Mussolini und ösin russischen Botschafter paraphiert worden.
Der Vertrag besteht aus einem Vorwort und 7 Artikeln. Im Vorwort heißt cs, der Vertrag hat den Zweck, dem allgemeinen Frieden zu dienen und die guten Beziehungen zwischen beiden Ländern zu pflegen, sowie sich nicht gegenseitig in innerpolitische Angelegenheiten cinzumischen.
8 1 sieht vor, daß keine der beiden Unterzcichncrmächte mit einer dritten Macht Verträge abschlicßcn darf, die zum Nachteil eines der beiden führen können.
8 2 enthält die Nichtangriffsverpflichtung und Neutralität im Falle, daß der andere Teil mit einer dritten Macht in Konflikt gerät.
8 3 schließt Sie gegenseitige wirtschaftliche Blockade aus.
8 4 verpflichtet, nicht mit anderen Ländern wirtschaftliche und politische Vertrüge abzuschließen, aus denen wirtschaftliche Nachteile erwachsen können. Ein weiterer Paragraph
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Leitung lullten, «Ile nickt In ller k.axs ist, Sie mit «ks» zVütsetiskkii-axen nuk sein lmnkenöen ru ksHen, sie kür Sie uns Ikirs VVirtscliakt in Setrsclit kommen. Var 8akackvi» ks^vaürei» 8!« »icd, wenn Sie eins Leitung lesen, sie eia zxaasaes 8y!sg-«Idl!ck «Iss ^V»rt»cliakt»-
Isbsa« ckss LsLlrÜL» gibt. Darum bestellen Sie (iss im ortsaasLssIxer» betrieb tiergestellte «O »kvsr sss Sie über alle
Vorkommnisse im Uerirk nnterricktet uns dessen Druckerei an Steuerlasten üesDeilrkr mitträxt.
Wenn die Heldenorgel braust ...
Das Wunder von Kufstein eint deutsche Brüderl.
Von HZerner Frcytag.
Einst klang aus frohem Munde Das Lied von der Wiederkehr. Nun schläft im fremden Grunde Das große, strmime Heer.
Kufstein! Für den Fremden nichtdcutscher Zunge, der, von München kommend, über den Vrennerpaß nach dem sonnigen Italien reist, mag dieses altehrwürdige Städtlein, das da so beschaulich auf der Grenzscheide zwischen Oesterreich und dem Bayerlände liegt, wenig bedeuten. Unseren Brüdern jenseits der Reichsgrenze weiß die Stadt davon zu erzählen, daß es etwas Größeres, Schöneres gibt als ein nicht leoettsfähiges Deutsch-Oesterreich. Sie birgt ein Wunder in ihren trutzigen Mauern: der Welt prächtigste Freilichtorgel, den gefallenen deutschen, Helden des großen Krieges geweiht.
Jeden Tag um die festgesetzte Mittag- und Abendstunde tönt diese Orgel feierlich ihren Gruß an die toten deutschen Brüder. Sie fragt nicht einzelne von ihnen: Warst Du ein guter Deutscher oder ein rechtschaffener Oesterreicher? Sie weiß in ihrer aus begnadeter Einfalt strömenden Kraft nichts von den Spitzfindigkeiten und blutleeren Schwätzereien jener hohen, politisch geschäftigen Herren im Wiener Ballhaus, die da so „arg g'scheidt daherred'n" und dabei mit Blindheit geschlagen sind, wenn sie ihr Oesterrcichertum dem Reichsdeutschen entgegcnstcllcn.
Vom unseligen deutschen Bruderkrieg kann die Chronik der Stadt Kufstein mehr als uns lieb berichten. Römisch«! Legionäre gründeten einst auf einer ihrer wichtigsten Heerstraßen, die nach Germanien führten, den Ort. Deutsche Stämme kämpften darin immer wiederumdenBesitzdieses Tores von Tirol. Wer die über der Stadt gelegene Feste Geroldseck sein eigen nannte, konnte als Herr der Lage getrost den roten Tiroler Landwein schlürfen, um den sich die Bayern so gern mit den Einheimischen rauften. Erst der Wiener Kongreß, der bekanntlich mehr tanzte als arbeitete, sprach die Stadt Kufstein endgültig den Tirolern und damit den Oesterreichern zu. .
Die Kufsteiner haben jedenfalls wie alle Tiroler genug von solchen Bruderkämpfen, wollen ein Reich, ein deutsches Vaterland, kein armseliges Gebilde von Heimat, das nicht lechen und nicht sterben kann, solange ein fremdländischer ^ome cs regiert. Für sie ist es kein Unterschied, ob ein französischer Kaiser oder ein internationaler Finanzmann ihnen den letzten Steuergroschen aus der Tasche zieht. Wenn sie selbst nicht kerndeutsch empfänden, hatten sie nicht zu Ehren ihrer gefallenen Brüder ihre deutsche Heldenorgel geweiht. „Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie", sagte einst einer der Größten im Reiche der Tonkunst, Beethoven. Wer jemals den frei gen Himmel brausenden Klängen dieser Orgel lauschte, spürt die Wahrheit solcher Erkenntnis eines Meisters zwingender, als dies Worte auszudrücken vermögen. Wie armselig mitunter Worte sein können, davon wissen gerade die Kufsteiner, wenn sie an ihrer schönen Orgel vorübergehen, ein trauriges Lied zu singen.
Vor gut zwei Jahren wurde die Heldenorgel unter reger Teilnakme der Tiroler Bevölkerung feierlich einaeweibt.
stellt es beiden Teilen frei, mit anderen Staaten Abkommen. auf wirtschaftlichem und politischem Gebiet zu treffen, .wenn dies dem allgemeinen Frieden dient. Der Vertrag -si auf die Dauer von 5 Jahren berechnet.
Politische Kurzmeldungen
Nach den neuen Durchführungsbestimmungen des Gesetzes zur Aenderung von Vorschriften auf dem Gebiete des allgemeinen Veamtcnrcchts vom 30. Juli 1933 gilt als genehmigungspflichtige Nebenbeschäftigung für Beamte jede Tätigkeit, bei welcher durch Arbeitsleistung irgend welcher Art eine Vergütung erzielt wird. Diesen Bestimmungen unterliegen auch ärztliche, tierärztliche und zahnärztlich«' Beamte. — Der Neichspostminister hat einen Erlaß hcraus- gcgeben, der sich für die sportliche Betätigung des Personals der Ncichspost einsetzt. — Die Eröffnungssitzung des preußischen Staatsrats wird am 15. September siattsiudeu. Die Eröffnungssitzung soll zu einem feierlichen Staatsakt ausgcstaltet werden. — Die braunschweigische Landesregierung hat mit Zustimmung des Reichsfinanzministers den Sah für die Filialsteucr von 150 auf 459 Prozent erhöht. Die Warcnhaussteuer war bereits vor kurzem von 300 auf 000 Prozent hcrufgesctzt worden. — Der auf Schweizer Boden verhaftete Kommunist Weber ist den schweizerischen Behörden ausgelicfcrt worden. Damit hat Ser Grenzzwischcn- fall seine Erledigung gefunden. — Der Landcslciter der NSDAP in Oesterreich, Habicht, der sich zur Zeit in Nürnberg aufhält, hat die Absicht, nach Bozen zu fahren, um den aus der Haft entkommenen Gauleiter Hofer nach Nürnberg abzuholen. Hofer wird von Italien an Oesterreich nicht aus^ geliefert. — Außenminister Paul-Voncour hat erneut den englischen Geschäftsträger in Paris, Eambcll, empfangen. Die Unterredung bezog sich angeblich auf die Lage in Mitteleuropa unter besonderer Berücksichtigung der Ereignisse in Oesterreich. — „Petit Parisicn" bestätigt, daß eine endgültige Einigung zwischen der Wiener Negierung und den Unterzeichnern des Vertrages von St. Gcrmain über die Erhöhung der österreichischen Strcitkräfte zustande gekommen sei. — Der Zoll ans nach England eingeführte Kartoffeln ist vom 1. September ab von 2 Pfund anf 1 Pfund je Tonne ermäßigt worden. — Die Verschmelzung der irischen Oppositionsparteien ist beschlossene Sache. Sie werden cnglanöfrcunöliche Politik treiben. — König Feisal vom Jrakstaat flog in einem Flugzeug von Bagdad nach Europa ab. Er wird, wie ein Aufruf an sein Volk besagt, der Heimat etwa sechs Wochen fernbleibcn. Der Kronprinz ist für die Zeit der Abwesenheit des Königs als Regent eingesetzt worden.
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Die nene österreichische Wehrordnung. Die neue Wehrordnung, die vom österreichischen Hccresminister angekündigt worden ist, wurde jetzt veröffentlicht. Sie bezieht sich aus die Rekrutierung zu einem halbjährigen Dienst, nach dessen Leistung das Veurlaubtenvcrhältnis nur ein Jahr beträgt Das Kontingent beträgt, wie bekannt, 8000 Mann. Die ganze Neuordungn wird ausdrücklich als ein Provisorium bezeichnet. Die Einberufungen sollen in den nächsten Tagen bereits stattfinüen.
I Bundespräsident Miklas war eigens zu dieser nationalen Veranstaltung aus Wien herübergekommen und hielt die Fest I rede. Gewissenhaft wie die Kufsteiner nun einmal sind, haben ! sie den Sinn und die schönste Stelle dieser Rede des österreichi- ! scheu Staatsoberhauptes bis auf den heutigen Tag nicht ver- . gessen. „Und wenn die Orgelweise jetzt übergeht in hehren Triumphgesang, dann künde sie der Welt, daß Deutschland und Oesterreich durch ihr gemeinsam erduldetes Schicksal unbeirrt wieder fortschreiten auf den Bahnen friedlicher Aufbauarbeit und edler deutscher Gesittung. Sie künde aber auch, daß die Zeit des deutschen Bruderkampfes, in der auf den Schlachtfeldern Deutsche Wider Deutsche standen, fürimmer vor b e i ist und daß alle deutschen Stämme in Ost und West, in Süd und Nord für immer einig bleiben wollen..
Also sprach damals der Herr Bundespräsidcnt, und die Tiroler bewahrten diese seine Worte, wie gesagt, gut in ihren Herzen, als hätte jeder von ihnen etwas Kostbares in seinen Schrein getan. Und heute? „Flennen könnt' i, bald i an sein Wort z'ruckdcnk'", sagte ein vierschrötiger Gesell entrüstet einem der wenigen Kufsteiner Sommerfrischler dieses Jahres, der ihn an diese Weihestunde erinnerte. Und so hadern denn dieie grundehrlichen, heißblütigen deutschen Menschen mit ihrem Schicksal, das ihnen noch den ersehnten Anschluß an die Brüder im Deutschen Reiche verwehrt, hadern mit ihrer ohnmächtigen Regierung, die lieber den letzten Rest österreichischer Selbständigkeit artfremden Mächten in die Hände spielt, als daß sie sich endlich zum Teufel schert.
Die Kufsteiner aber warten. Schier unerträglich erschien ihnen dieses Jahr die Spannung schwüler Hochsommertage. Vielleicht hätte sich mancher Heißsporn unter ihnen zu dieser oder jener Unbesonnenheit Hinreißen lassen, wenn ihn nicht die Orgel im Bürgerturm zur Ruhe, zum Ausharren gemahnt haben würde. Denn es wird Herbst. Noch ist er nicht da, der golden und farbenfroh im letzten Rausch dahinprunkt.^abcr sein nicht mehr fernes Kommen hängt weich in der kristallklaren Luft.
Nach stürmischem Draufgang ein sachtes, aber nicht minder festes und beharrliches Erstreben lohnender Ziele — lehrt dieser Herbst und gibt mit der Gewißheit, sie doch einmal zu erreichen, diesen mit Recht aufsässigen Menschen an der Grenze Gelassenheit. Stahlhelmbewehrte Heimwehrsöldner patrouillieren auf Geheiß des Bundeskanzlers Dollfuß — „Milli- metternich" nennt ihn, den politischen Gernegroß, der Volksmund — Tag und Nacht durch die stillen krummen Gaffen Kufsteins. Wenn aber zu gewohnter Stunde die deutsche Heldenorgel zu tönen beginnt — heute eine Bachsche Fuge, morgen einen Brahmschen Choral oder eine Regersche Phantasie — dann ist es, als spüre man nur noch den Pulsschlag deutschen Blutes in dieser kleinen Grenzstadt. Dann pocht auch so manchem dieser mißleiteten Brüder unter seiner mit französischem Gelde bezahlten Heimwehrjacke plötzlich sein großdeutsches Herz im Marschtakt gegen die Rippen.
Dies ist das täglich sich offenbarende Wunder der Heldenorgel von Kufstein: Sie eint jenseits der Reichsgrenzen Bruder unserer Artung, die, in Parteien und Grüppchen zerspellt, sich leider noch heftig gegenseitig tagsüber bekämpfen, eint sie alle in dem mahnenden Bewußtsein „Gedenke, daß Du em Deutscher bist!"