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angebot^n habe, einen Beitrag von nicht weniger als etwa '/4 der Bau- und Einrichtungskosten zu leisten. — Oberamtsarzt Dr. Huwald weist darauf hin, daß er die Frage der Dringlichkeit und Notwendigkeit der Errichtung eines zweiten Bezirkskrankenhauses in Altensteig ganz entschieden verneinen müsse: es sei nach den gegebenen Verhältnissen ganz unmöglich. 2 moderne Krankenhäuser im Bezirk zu unterhalten: entweder das eine oder das andere, sehr wahrscheinlich aber beide würden zu Krankenhäusern zweiter Güte herabgedrückt, denn die Amtskörperschaft habe dann 2 Zuschußbetriebe. Daß mit dem üblichen Staatsbeitrag zur Errichtung des Altensteiger Bezirkskrankenhauses wahrscheinlich nicht gerechnet werden könne, habe er in unverbindlicher Besprechung an maßgebender Stelle gehört. — Bezirksratsmitglied Schittler (Altensteig) spricht der Errichtung des beantragten zweiten Bezirkskrankenhauses das Wort und begründet dies unter Hinweis auf die gesundheitliche Notwendigkeit hiezu; er glaubt, daß bezüglich der Frage eines Staatsbeitrags sicher noch nicht das letzte Wort gesprochen sei. — Die Gemeinderatsmitglieder Strenger und Ilg (Nagold) sprechen sich entschieden gegen den Altensteiger Antrag aus und verlangen, daß in erster Linie das bestehende Nagolder Bezirkskrankenhaus neuzeitlich gestaltet werde. — In längeren Ausführungen setzt sich auch Schultheiß Wagner (Spielberg) für die Erstellung eines zweiten Bezirkskrankenhauses in Altensteig ein. Er glaubt, die Notwendigkeit sei auch dadurch bewiesen, daß die Stadtgemeinde Altensteig schon im Jahre 1913 ein Krankenhaus habe bauen wollen, daran aber nur durch Kriegsausbruch verhindert worden sei. Er kenne Bezirke, in denen nicht nur 2, sondern sogar 3 Krankenhäuser vorhanden seien. Das Bestreben ärztlicher Seite, die Versorgung mit Krankenhäusern zu zentralisieren, sei nur anwendbar für große Städte, aber nicht für Bezirke wie Nagold, wo zudem kein Krankenauto vorhanden sei. Es sei kein Luxus, in Altensteig ein zweites Krankenhaus zu erstellen, dies auch dann nicht, wenn große Zuschüsse notwendig würden; auf dem Gebiete der Gesundheitspflege sei Konkurrenz ganz angebracht. Die Entscheidung über die ganze Frage dürfe nur nach gleichmäßiger und gerechter Behandlung des ganzen Bezirks ohne Rücksicht auf die finanzielle Auswirkung behandelt werden. — Im Gegensatz hiezu verlangt Stadtschultheiß Maier (Nagold), daß die Entscheidung vorwiegend unter dem Gesichtspunkt erfolge, ob die Zustimmung zum Altensteiger Antrag finanziell tragbar sei. Er hält die entstehende Belastung, welche sich durch unzweifelhafte Schaffung zweier, dazu nicht auf der Höhe stehenden Zuschußbetriebe noch vergrößere, für unerträglich und weist darauf hin, daß auch andere Bezirke ihre bestehenden Bezirkskrankenhäuser vergrößert, d. h. ähnliche Anträge, wie denjenigen der Stadt Altensteig, abgelehnt hätten. — Auch Stadtschultheiß Bernhardt (Haiterbach) erklärt es in der jetzigen Zeit für unmöglich, dem Altensteiger Antrag zu entsprechen und verweist dessen Verfechter auf kommende bessere Zeiten. — Ebenfalls Schultheiß Metzger (Simmersfeld) setzt sich für den Antrag des Gemeinderats Altensteig ein und hält es für unerläßlich, daß der Bezirk für Altensteig und sein Hinterland ein Opfer bringen müsse. Er bemängelt die Behandlung der aus dem sog. Hinteren Bezirk kommenden Kranken bei der Aufnahme im Nagolder Krankenhaus und weist darauf hin, daß auch die Krankenkassenmitglieder so lange benachteiligt seien, bis Altensteig ein neues Krankenhaus besitze; das bestehende städtische Krankenhaus sei nichts weiter als ein Armenhaus.
Nachdem die Rednerliste erschöpft ist, nimmt die Amtsversammlung einen Antrag Walz aus geheime Abstimmung einstimmig an und beschließt mit 19 gegen 11 Stimmen,
den Antrag auf Errichtung eines zweiten Bezirkskrankenhauses in Altensteig abzulehnen.
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Erweiterung äes Bezirkskrankenhauses in Nagolck.
Schon vor Jahren hat sich die Notwendigkeit ergeben, das Bezirkskrankenhaus in Nagold zu erweitern, die Kriegswirren ließen aber eine Verwirklichung des im Jahre 1915 ausgearbeiteten allgemeinen Planes nicht zu. Erst in den Jahren 1922/23 wurden die allernotwendigsten Verbesserungen durch einen kleinen Erweiterungsbau — wenigstens zur Aushilfe für einige Zeit — dürchgeführt.
Jetzt ist es aber nachgerade die letzte Stunde, welche eine durchgreifende Verbesserung und Erweiterung des Bezirkskrankenhauses zur Vermeidung größerer, nicht wiedergutzumachender Schäden noch zuläßt. Der Bezirksrat hat daher am 14. Juni ds. Is. (Bd. IV S. 262) beschlossen, der Amtsversammlung die baldmöglichste Durchführung einer Erweiterung und Verbesserung des Bezirkskrankenhanses Nagold auf der Grundlage des im Jahre 1915 ausgestellten, nach den heutigen Bedürfnissen nach- zuprüsenden Planes als dringend notwendig zu empfehlen. Die Baukosten werden sich auf etwa 200000 R.-Mk. belaufen. Der Bezirksrat war sich bei diesem Antrag wohl bewußt, daß der Amtskörperschaft durch die Kosten eines Erweiterungsbaues gerade in der jetzigen schweren Zeit wirtschaftlicher Not eine Last aufgebürdet werde, die eine weitere außerordentliche Inanspruchnahme der ohnedies schon bis an die Grenze des Möglichen belasteten Gemeindefinanzen bedeute, trotz dieser großen Bedenken war er aber in seiner Mehrheit auch davon überzeugt, daß die vorhandenen großen Mißstände unbedingt eine schleunige Abhilfe fordern und daß eine weitere Verzögerung in der Frage der Erweiterung des Bezirkskrankenhauses nicht mehr verantwortet werden könnte, der Bezirksrat hat weiter bei seinem Beschluß nicht zuletzt auch das Vorgehen anderer Bezirke sich zum Beispiel genommen, wo in letzter Zeit die vorhandenen Be-
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