Präsident Goering

An d« ersten Arbettssitznng des Reichstags hielt Präsi­dent Goering folgende Ansprache:

Dnrch ein fluchwürdiges Berbrechen sind wir gezwungen worben, aus dem Hause, das einst dem deutschen Volk erbaut war. auszuziehen. Tie alle wissen, welche Beweggründe «ine staatsfeindlich« Partei zu diesem Attentat veranlaßt haben, daß dieses Attentat nur eine Folgeerscheinung jener Jahr­zehnte währenden Hetze gegen Reich, Volk und Staat ge­wesen ist. Dieses Attentat sollte ein Signal sein, um in Deutschland Anarchie und Chaos eintreten zu lassen, in einem Augenblick, da die ersten Ansätze zu einer neuen Ord­nung, zu einem Wiederaufbau des Reiches da waren. In wenigen Wochen hat die heilige Flamnre der nationalen Re­volution das deutsche Bolk ergriffen. Eine überwälti­ge n d e M e h r h e i t hat sich hinter den Beschluß des Reichs­präsidenten und hinter die Männer der nationalen Erhebung gestellt, eine Mehrheit, wie sie bisher die deutsche Parla­mentsgeschichte noch nicht gekannt hat.

Eine neue Bolkövertretung ist entstanden, »um er st en Male ohne parlamentarischen Kuhhandel, ohne Parteiinteressen, ohne das, was bisher die deutsche Volksvertre­tunginden AugcnbeseigenenVolkesher- abgesetzt hat.

ES ist vielleicht ein einzigartiges Vorzeichen, das am 21. März der btc,chstag ero>,net wird. Es ist nicht auen be­kannt, daß schon einmal am 21. März ein deutscher Reichs­tag eröffnet wurde, der erste deutsche Reichstag 18 71 durch den Fürsten Bismarck, der an diesem Tage zum ersten Mal die deutsche» Stämme im Deutschen Reichstag vereinigt sah. Damals wurde dem deutschen Bolk der Rahmen gegeben, die Klammer, die alle Stämme zusammcnsasscn sollte. Langsam aber wurde das Volk zerspalten und zer­klüftet. An uns muß es liegen, zu diesem heiligen Rahmen auch die Geschlossenheit und Einheit des In­halts zu setzen. Es nützt nicht allein, daß das Reich einig Lastest. Auch die Einheit und Geschlossenheit des Volkev in Fühlen und Denken In allen Schicksalsfragen der deut­schen Nation muß wieder hergestellt werden. Wir danken des­halb an dieser Stelle, baß es vor 14 Jahren ein Mann un­ternommen hat, mitten im Chaos, in schwärzester Nacht den Glauben neu aufzurichten au ein kommendes Reich. In mühe­voller Arbeit und gewaltigem Ringen gegen Terror und Unterdrückung at sich diese Bewegung -nrchgesetzt. Millionen fi:rd ergriffen von dem Feuer, von der Hoffnung und dem Glauben, daß Deutschland noch einmal aufcrstehen könne. 14 Jahre der 3t ot und Schande liegen hin­ter uns. Zertreten und zertrümmert wurdealles, waseinstinDeutschlandGel- tuag hatte. Heute sehen wir den Anbruch einer neuen Zeit.

Als man ISIS glaubte. Deutschland aus der Basis der Demo­kratie. des Parlamentarismus und des Pazifismus neuord­nen zu müssen, glaubte man, dies auch symbolisch tun zu müs­sen. Man hat damals das WortPotsdam" verfehmt und hat geglaubt, aus dem Geist von Potsdam herausgehen z-u müssen nach Weimar, hat aber auch nicht verstanden, den wahren Geist von Weimar zu übernehmen. Nun ist Weimar überwunden. Auch heute war es symbolisch, daß der neue Reichstag, der wieder bas Reich anfbauen will in alter Grö-e, alter Würde, Ehr« und Freiheit zurückgesunden hat zu der Stätte, von der einst Preußen und von Preußen Deutschland ausgegangen ist. (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien.)

Der Geist von Potsdam war es, der einst auch ein zerrissenes Land geeinigt und die Basis abgegeben hat, um das größere Deutschland aufzubauen. Der Geist von Potsdam war es, der es uns möglich machte, vier Jahre einer Welt von Feinden stand- z u h a l t e n.

Wir sind deshalb heute in Deiuut, Dankbarkeit «nd Er­griffenheit nach Potsdam gegangen.

Die nationale Revolution ist noch nicht beendet. Sie schreitet weiter fort, um zu vollenden, was vollendet wer­den muß zum Segen unseres Volkes. Wir sehen heute im Deutschen Reichstag neue Embleme. Jede Zeit, jedes Volk wählt sich die Embleme, unter denen es kämpfen, arbei­ten und anfbauen will. Ich stehe nicht an, zu erklären, daß wir einem gütigen Schicksal danken, baß in einem Augen­blick, da über Deutschland nicht mehr Ehre und Freiheit regierten, sondern Schmach und Schande, daß es damals die ruhmreiche schwarzweißrote Fahne eingehüllt hat, um ein eigenes Emblem zu schaffen. Nicht wir haben das vergangene Emblem Schwarzrotgelb beschmutzt, nicht wir haben diese Fahne zerstört, sonder» diejenigen selbst, die sie geschaffen haben. Hätte man 1918 uns die schwarzrotgolbe Fahne ge­bracht als Zeichen des Widerstandes, des absoluten Festhal­tens an deutscher Größe und Ehre, wir hätten dieses Zeichen dankbar geehrt und getragen. Man hat uns dieses Zeichen aber aufgezwungen als Zeichen der Unterwerfung und Un­terdrückung, der Schande und Ehrlosigkeit. Wir haben es darum in dem Augenblick ablegen müssen, als ein neues Deutschland antrat.

In diesem habe» wir die alte ruhmreiche Fahne, unter der 2 Millionen Deutsche ihr Leben für Deutschlands Größe ge­geben haben, vereint mit jenem Sieges­zeichen, bas uns 14 Jahre in Not und Kampf vorangeflattert hat, das uns stets Kraft, Glaube und Hoffnung gab. In das Rot und das leuchtende Weiß haben wir das uralte Zeichen un­serer Urväter, das ewig neue Sonnenzeichen, als Zeichen des Ausstieges, der Reinheit und Ehre gestellt. Ich bin glücklich, als Präsident diesen Reichstag eröffnen zu dürfen unter die­sen siegreichen Zeichen, die jetzt über Deutfchland wehen sol­len. jErneuter Beifall.)

vor dem Reichstag

Noch zittert in uns LaS nach, waS wir heute in Potsdam erlebten. Niemals konnte mau ergriffener sein als heute, wo wir die Worte hörten, die aus Schmach und Not heraus wieder zur Größe und zur Ehre führen sollen.

Es war wohl das Erschütternd st e, als der greise Feldmarschall in die Gruft jener Könige htneintrat, Sie ein st Preußen zur Weltmacht gestalteten und durch ihr Vor­bild die Grundlage zu dem heutigen Deutschland legten.

Wir danke» aber auch aus innerstem Herzen unserem Volkskanzler, daß er an dieser Stätte Worte gefunden hat, wie sie sonst vielleicht kein Deutscher zu finden vermag. Worte, die uns tiberhaupt erst klar machten, in welch gewal­tiger Zeit wir leben und welche gewaltigen Aufgaben wir vor uns haben. Herr Reichskanzler, ich danke Ihnen im Namen all der Millionen, die am ö. März hinter Sie getreten sind, daß Sie heute das Wort zu uns gesprochen haben: Deutsch­

land lvird leine Ehre zurückgegeben! Ehre und Freiheit st»H die Unterpfänder, auf denen allein ein Volk aufbauen kan« Wir gelobe» Ihne» in dieser Stunde: der Reichstag der nationalen Erhebung wird hinter Sie treten in seiner Mehr- heit, in seinen besten Teilen, und er gelobt Ihnen, Ihr «n- geheuer schweres Amt krittligen zu helfen. Freiheit und Ehre seien von dieser Stunde ab das Fundament des kom. inenden Deutschland!

DieDeutsche Zeitung" stellt fest, baß die erste Reichstagsfitzung in außergewöhnlich würdiger Form ver­laufen sei. Die Ansprache Goerings sei mitreißend gewesen. Die SPD. bilde im Reichstag nur noch einen klägliche» Haufen völlig eingeschttchterter Leute, die völlig aktionsun- fähig seien. Das Zentrum dürfte den Versuch einer aus- sichtslosen Opposition gegen bas Ermächtigungsgesetz über- Haupt nicht erst unternehmen. DieB ö r se n z e i tu n g* spricht von einemTag des Aufrufes!". Wie eine Sturm- welle sei die nationale Begeisterung über Deutschland dahin- gefegt. Das Tempo der imponierenden Neichstagssitzung dürfte bas Zentrum zu der Erkenntnis gebracht haben, daß es nutzlos sei, sich der unaufhaltsamen Entwicklung entgegen, zuwerfen, deren Räder den Widerstrebenden zermalmen.

Die erste Reicbsifmssitzimci in der Krvlloper

ReichStagspräsident Goering eröiinet, mit Heilruscn begrüßt, die «itzung.

Der feierliche Staatsakt m der Garniwnkircke

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Reichskanzler Hitler während seiner Ansprache, die er vom goldenen Pult ans hält. Vor ihm sitzend: Reichspräsi­dent v. Htndenburg, dazwischen die Mitglieder des Reichskabinetts. In der ersten Reihe von links nach rechts:

Der Kanzler bliest dem Potsdamer Gottesdienst fern

Die katholische Kirche soll ihre Haltung gegenüber dem Rationalsozialismns revidieren

TU. Berlin, 22. März. Amtlich wird mitgeteilt:Die katholischen Bischöfe von Deutschland haben in der jüngsten Vergangenheit in einer Reihe von Erklärungen, nach denen in der Praxis seitens der katholischen Geistlichkeit gehandelt wurde, Führer und Mitglieder der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei als Abtrünnige der Kirche bezeich­net, die nicht in den Genuß der Sakramente kommen dürs­ten. Diese Erklärungen sind bis heute noch nicht widerrufen und es wird auch seitens der katholischen Geistlichkeit wei­terhin danach gehandelt.

Infolgedessen sah sich der Kanzler zu seinem Leidwesen nicht in der Lage, am katholischen Gottesdienst in Potsdam

Seldte, Hugcnöerg, «ry w c r i n - r o j i g k, Neurath und Blomberg, ganz rechts: ReichstagS- präftöent Goering lX). Oben rechts in der Loge: Gene-

teilzunehmen. Der Kanzler hat mährend der Zeit des offi­ziellen Gottesdienstes zusammen mit dem Reichsminister f Bolksaufklärung und Propaganda, Dr. Göbbels, auf e dasselbe zutrifft, die Gräber seiner ermordeten SA.-Kam - raden auf dem Luisenstäbtischen Friedhof in Berlin befum. Er legte dort einen Kranz nieder mit der InschriftMeme toten Kameraden".

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Reichstagsarbeit in de« nächste» Monate«. Wenn der Reichstag am Ende dieser Woche oder Mitte nächster Wovye für einige Zeit vertagt wird, so ist damit nicht S^agt, °av die Neichstagsabgeordneten dadurch beschäftigungv o den. Im Gegenteil, ihre Kräfte werden auch rn ^ menden Wochen und Monaten stark in Anspruch gen werden. Wie dieWandelhalle" hört, ist daran ge ach, den Ausschüßen, deren Zahl eingeschränkt wer en . '

sachliche parlamentarische Arbeit zu leisten, on Zeit soll dann das Parlament zusammentreten, um übe in den Ausschüssen aufgearbeiteten Stoff zu beschließen.