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Nr. 54

Montag, den 6. März 1933

Jahrgang 105

. Das Ergebnis der Reichstagswahlen

Eine große Bertrauenskundgebung für die nationale Regierung Starkes

Anwachsen der NSDAP.

Abgegebene Stimmen SS S18 878 Wahlbeteiligung 8S v. H.

Wahl am

S, März 1938 6. No v. 1932

Stimmen

Rattonalsozialisten.

17 26S 823

11787 915

Sozialdemokrat«« .....

7176 505

7 251752

Kommnniste«.

4 845 379

5 989 549

Zentrum .

4 423 161

4239 644

Kampffront Schw«rz-Wetß,Rot

8132 595

8 919118

Bayerische Bolkspartei . . .

1972 898

1995 939

Deutsche Volkspartei ....

432105

661 794

Ehristl.-soz. BolkSdienst . . .

884116

494 161

Staatspartei.

838 487

839 613

Banernbnnd .

198 959

195 216

647 Reichstagsmandate amtlich errechnet Amtlich wurden 647 Reichstagsmandate errechnet. Sie »erteilen sich folgendermaßen:

Nationalsozialisten.

288 Mandate

Sozialdemokraten «. Staatspartei

125

Kommunisten.

81

Zentrum .

73

Kampffront Schwarz-Weiß-Rot .

52

Bayerische Volkspartet ....

19

< Deutsche Volkspartei «nd Bauern

k,

«n- Hannoveraner und Christ!.-

soz. BolkSdienst.

8

k,

Landbnnd .

1

Reichsminister Goering erklärt: Die süddeutschen Länder Habe« nicht mehr das Recht, namens -es Volkes weiter z» regiere«.

Reichsminister Goering nimmt zum Ergebnis der Reichstagswahl wie folgt Stellung: Die größte politische Entscheidungsschlacht ist geschlagen. Die nationale Front hat »urch die Hingabe und Opferfreudigkeit unserer Anhänger den Sieg auf der ganzen Linie errungen. Ich Rn glücklich und dankbar, baß unser deutsches Volk den Schritten des Reichspräsidenten, das Kabinett Adolf Hitler

zu berufen, mit so überwältigender Mehrheit gefolgt ist. Zum erstenmal seit Bismarcks Zeiten ist die Schlüsselstellung des Zentrums gebrochen, die ungeheure Ueberlegenhett der nationalen Front, gerade auch in den süddeutschen Ländern, gibt den süddeutschen Ländern nicht mehr das Recht, weiter zu regieren, da sich auch hier das Volk hinter Adolf Hitler gestellt hat.

Das besondere Kennzeichen dieses Wahltages ist die ab­solute Ruhe und Friedfertigkeit, unter der die Wahlhandlung vor sich ging. Weder in der Reichshauptstabt noch im Reich sind nennenswerte politische Zusammenstöße zu verzeichnen. Lediglich in Hessen und in Schlesien kam es zu Reibereien. Außerordentlich stark war die Beteiligung von Ausländs­deutschen aus Holland und der Schweiz an den Wahlen. Ans diesen Ländern verkehrten am Sonntag zahlreiche Donder- züge.

Das Bild der Preußenwahlen

Abgegebene Stimmen: 23 859 429 Wahlbeteiligung 86,8 v. H.

Nationalsozialisten

19 399483 Stimme«

Sozialdenrokrate»

»961 264

Kommnniste«

8135 936

Zentrum

3 868 029

Schwarz-weiß-rot

2 199 546

Radikaler Mittelstand

21889

Deutsche Volkspartei

242 619

Christlich-sozialer BolkSdienst

215 298

Staatspartei

164 772

Mittelstand

14 363

Landrv. Hans- «nd Grnndbrsitz- 19 977

Hannoveraner

71972

Auf Grund der amtlichen Berechnung verteilen sich die Gewählten im preußischen Landtag wie folgt: NSDAP. 311 Sitze, Sozialdemokraten und Staatspartci 88 Sitze, Kommu­nisten 63 Sitze, Zentrum 68 Gttze, Kampffront Schwarz-Weiß» Rot und Radikaler Mittelstand 48 Sitze, Deutsche BolkSpar- tei und Christ.-soz. Volksdienst und Deutsch-Hannoveraner 6 Sitze. Insgesamt 474 Sitz«.

Tages-Spiegel

Die Reichstagswahlen habe» der nationale« Regier««- eine Mehrheit im Reichstag gesichert. Merkmale der Wahl sind ein starkes Anwachsen der NSDAP, und erhebliche Ver­luste der SPD.

*

In Württemberg habe« die Wahle« eine graste Mehrheit für die Rechtsparteien erbracht. Die NSDAP, wird »oraus- sichtlich bald die Neuwahl des Landtags fordern.

*

Die Wahle« find im ganzen Reich ohne nennenswerte Zwi­schenfälle «erlaufe«. I« Berlin führte am Sonntag nach­mittag -er Stahlhelm eine« eindrucksvolle» Aufmarsch durch.

*

Ans Ersuche« des Roichsinnenministerinms hat der Hambur» gische Senat am Sonntag abend den frühere» Oberleut­nant der Hamburger Ordnungspolizei, Richter, zum Pott, zeiherr« von Hamburg ernannt. Bürgermeister Dr. Peter, sen ist znrückgetreten; das Hamburger Rathaus wurde von SA. besetzt.

«

Der frühere preustische Ministerpräsident Braun ist, einer amtliche« Meldung znfolge, nach der Schweiz ansgereist.

*

Das japanische Innenministerium teilt mit, daß die Opfer der Erdbeben- «nd Sturmkatastrophe ans 8V66 geschätzt wer­den. 56 999 Personen find obdachlos, -er Schaden dürft« 14 Millionen RM. betrage«.

885 281 Stimmen gegenüber 688 976 der anderen Parteien. Nationalsozialisten, Schwarz-weitz-rot und Bauernbund ver- fttgen allein schon über rund 83 Prozent der Stimmen.

Das Wahlergebnis in Baden

SCB. Karlsrnhe, S. März. Das amtliche Wahlergebnis im 32. Wahlkreis (Baden) ist folgendes: abgegebene gültig« Stimmen 1382SW. Es entfielen auf: 1. Nationalsozialisten 637 276, 3. Sozialdemokraten 164968, 8. Kommunisten 1S4 728, 4. Zentrum 880 4SS, 8. Lchwaoz-Weiß-Rot 60 887, 7. Deutsch, Bolkspartei 14 889, 8. Ghristt.-soz. BolkSdienst 18 500, 9. Dem. Partei 20 616, 16. Deutsche Bauernpartei 848, Bauern- und Weingärtnerbunb 266.

Stahlhelmaufmarsch in Berlin

TU. Berlin, 6. März. Am Sonntag waren die Straßen Unter den Linden und die Umgebung des Lustgartens wie­der das Ziel vieler Zehntausender. Während des ganzen Mittags waren auS allen Teilen des Reichs Stahlhelmzüge in Berlin eingetrofsen und von der Bevölkerung freudig be­grüßt worden. Von 18 Uhr sammelten sich an der Charlot­tenburger Heerstraße und an ihren Seitenstraßen die etnzel. nen Gtahlhelmabtetlunge». Um 16 Uhr setzte sich die Spitz« des Zuge- in Bewegung. Mit klingendem Spiel marschier­ten die feldgrauen Kolonnen, in denen auch die Prinzen de» preußischen Königshauses waren, unter Führung des zwei­ten BundeSführerS, Oberstleutnant a. D. Düsterberg, durch das Brandenburger Tor, die Linden entlang zum Lust­garten. Die Linden waren wieder von einem undurchdring­lichen Wall von Menschen angesttllt, die ihrer Freude durch Hochrufe und unermüdliches Tüch erschwerten Ausdruck ga- den. Stundenlang widerhallten die Straßen von den Jubel- rnfen. Vom Bal^-n des preußischen Innenministeriums Un­ter den Linden herab sah Reichsminister Goering in Be­gleitung eines Stahlhelmführers dem Marsche zu.

Der erste Bundesführer Seldte erschien in Begleitung des Vizekanzlers von Papen im Lustgarten, während der Anmarsch deS Stahlhelms immer noch andauerte. Die beiden Minister wurden mit lauten Heil-Rufen begrüßt. Etwa SO 060 Feldgraue füllten den Platz. Der zweite BunbeSführer Düsterberg hielt die Ansprache, in der er zunächst den Feldgrauen folgenden an ihn gerichteten Brief deS Reichs­präsidenten von Hindenburg verlas:

Mit herzlichem Dank nehme ich das Gelöbnis entgegen, das Sie mir im Namen des Stahlhelms und -er gerade heute in Berlin versammelten Stahlhelm-Kameraden ausge­sprochen haben. Ihrem Wunsch«, «ine persönliche Begrüßung der alten Frontsoldaten entgegenzunehmen, konnte ich leider aus den Ihnen neulich mitgeteilten Gründen nicht entspre­chen. Ich Vitt« Sie aber, meinen alten feldgrauen Kamera­den meine herzlichsten Grüße zu übermitteln und Ihnen zu sagen, daß ich als ihr alter Führer und ihr Ehrenmitglied mich in treuer Zusammengehörigkeit mit ihnen vereinigt fühle.'

Im Anschluß daran hielt der erste Bundesführer, Reichs« arbeitSmintster Seldte, Ljne Ansprache, in der er ausführte: Der Wahlkampf stand für die Regierung «nt« dem Motto, ^vaS ganze Deutschland soll es sein'. ^

Gesamtergebnis der Wahl in Württemberg

Stimmberechtigte 1827 811 Gültige Stimme« 1S77 711 Wahlbeteiligung 86, 67 v. H.

Wahl am K. März Wahl am 6. Nov.

Nationalsozialisten

Stimmen 662 354

Sitze

11

Stimmen 344 849

Sitze

5

Sozialdemokraten

231 925

8

290142

8

Kommunisten

144 343

2

199 765

3

Zentrum

279 948

4

268 765

4

Deutschnationale

86 569

1

89 917

1

Bolkspartei

19 955

19 515

«olksdienst

48 901

1

55 885

1

Dentsche Demokraten

88 479

89 358

1

Banernbnnd

88 588

1

165 216

2

Die Verteil««- der Sitze

Durch Verrechnung mit Rest-Stimmen in Baden erhaften 1 Verbandssitz in Württemberg di« Sozialdemokraten, in Baden 1 Verbandssttz das Zentrum und die Kampffront Schwarz-Weiß-Rot. Demnach wären gewählt in Württem­berg: Nationalsozialisten: Hitler, Frist, Goering, Dreher, Grund, v. Jagmv, Hühnlein, Kiehn, Stehle, Zeller, Schmidt (falls Hitler, Frick und Goering verzichten, rücken »ach: Mälzer, v. Wrangell und Dr. Stähle). Sozial­demokraten: Roßmann, Dr. Schumacher, Ulrich, Wei­mer. Kommunisten: Thälmann, Zetkin,' falls Thälmann verzichtet: Buchmann. Zentrum: Bolz, Farny, Groß, Wiedenmaysr. Kampffront Schwarz-Weiß-Rot: Hngenberg, bei Verzicht Dr. Wider. Christi. Volks- dienst: Simpsendörfer. Bauern- u. Weingärtner- -und: Haag.

Der Wahlausfall in Württemberg

Der Wahlausfall der Reichstagswahlen im 81. Wahlkreis Württemberg-Hohenzollern hat ein außerordentliches An­schwellen der nationalsozialistischen Stimmen und damit dieser Partei einen überwältigenden Erfolg ge­bracht. Ihre Sttrnmenzahl ist von 344 000 bet der November­wahl auf 66L 000 htnaufgeschnellt und hat damit nahezu ein« Verdoppelung erfahren. Dieser Gewinn ist -. T. auf Ab­gänge bei den anderen Parteien, in der Hauptsache aber wohl darauf zurückzuführen, daß die stärkere Wahlbeteili­gung fast ausschließlich den Nationalsozialisten zugute ge­kommen ist. Diesem außergewöhnlichen Zuwachs der Natio­nalsozialisten gegenüber haben, abgesehen von der Kampf­

front Schwarz-Weiß-Rot, die sich im wesentlichen gehalten hat, sämtliche übrigen Parteien Stimmenrückgänge zu verzeichnen.

Eine Erhöhung ihrer prozentualen Stimmenteilzisser gegenüber der letzten Wahl um nicht weniger als 16 Prozent haben die Nationalsozialisten zu verzeichnen,' sie sind damit auch weit über die anteilige Ziffer der Juli-Wahl mit da­mals SOZ Prozent hinausgekommen. Den stärksten Rück­gang ihres prozentualen StimmenanteilL haben die Kom­munisten mit v,4 Prozent »u verzeichnen, ihnen folgt da- Zentrum mit 3,8 und der Bauernbund mit 3,7 Prozent, so­dann die Sozialdemokratie mit 1,7 «nd -er Christ!. Bolks- dienst mit 1^ Prozent, endlich di« Deutsche Demokratisch« Partei mit 0,0 und die Deutsche VolkSpartei mit 0,8 Prozent. Kampffront Schwarz-Weiß-Rot und Deutsche Bauernpartei haben sich im wesentlichen gehalten.

Die Wahlbeteiligung ist mit 86F Prozent gegenüber der letzten Reichstagswahl am SO. November 1982 (71,7 Prozent) und der Juliwahl 1932 (77,1 Prozent) außergewöhnlich hoch gewesen. Die höchste Abstimmungsziffer entfällt diesmal auf Wangen i. A. mit SOP Prozent und auf Mergentheim mit 90,6 Prozent, sodann auf Geislingen mit 90,1 und Neresheim mit 90 Prozent. Es folgen dann Sigmaringen mit 80,4, Kün- zelsau mit 89,8, Ellwangen und Laupheim mit 89, Biberach mit 88,6, Gerabronn 88,8, Ulm 88,2, Neckarsulm 78,9, Blau­beuren 87,7, Hall 87,4, Hetlbronn 87L, Ehingen 87,2, Saul­gau 87, Leutkirch 86,9, Ravensburg 86,8, Tuttlingen 96,6, Herrenberg 86,8, Eßlingen 86F, Tettnang 86,4, Horb 86,3, Heiöenheim 86,1, Gmünd 86 Prozent, Waldsee und Stuttgart- Amt 88,9 Prozent, woraus hervorgeht, daß gerade in den oberschwäbischen Bezirken ziemlich stark abgestimmt worden ist. In einigem Abstand folgt bann Stuttgart-Stadt mit 84,1 Prozent. Am schlechtesten abgestirmnt wurde in Neuenbürg mit 77 Prozent, in Freudenstadt, Balingen mit 79 Prozent, in Baihingen/Enz mit 79,8 und in Nürtingen mit 80,3 v. H.

Ueberblickt man daS ganze Ergebnis unter dem Gesichts­punkt der Parteikonstellation im Reich, so mutz festgeftellt werden, daß die Reichsregierung in Württemberg/Hohen- zollern dt« absolute Mehrheit weit überschritten hat. Rechnet man zu den Rechtsparteien nur die Nationalsozialisten, Echwarz-weiß-rot, Bauernbund und Deutsche Bolkspartei, so gibt das zusammen 836 338 Stimmen. Nimmt man de« Christlich«, BolkSdienst daz«, so kommt man sogar ans