Vorwort des RedakteursAuch die diesjährige Ausgabe der Reihe„Einst& Heute. Historisches Jahrbuch für den KreisCalw“ bietet eine große Vielfalt von Beiträgenfast aus dem ganzen Kreisgebiet. Diese zeigen,wie eng die Geschichte vor Ort mit der Landesgeschichte und der deutschen Geschichte verwoben ist und wie reichhaltig unsere Kultur- undDenkmallandschaft im Nordschwarzwald bisheute ist.Timm Radt stellt die bislang wenig beachteteBautätigkeit des württembergischen Landesbaumeisters Heinrich Schickhardt an Schloss Zavelstein in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen.Passend zum Reformationsjubiläum erinnertHermann Ehmer an die Aufenthalte von Johannes Brenz im Schwarzwald. Er war auf derFlucht und fand schließlich auf Burg HornbergUnterschlupf. Eine Zeitlang besaß seine Familieauch die in der Nähe gelegene Fautsburg unddas ehemalige Beginenhaus in Altbulach. PhilippTrick nimmt seine Leser mit auf den Weg zueiner Betrachtung über den Verlauf der CalwerFestkultur im Kaiserreich von 1871. Er zeigt auf,wie der Sedantag in Calw gefeiert wurde und mitwie viel Aufwand man diesen Feiertag zu belebenversuchte. Hagen Franke gibt Einblicke in dieganz unterschiedlich verlaufene Vermessungsgeschichte von Baden und Württemberg, und erbezieht dabei auch erhaltene Grenzsteine mitein. Hans Schabert beschreibt die Pläne der StadtStuttgart, sich mit Wasser aus dem Enztal undaus dem Eyachtal zu versorgen und wie diese1909 und 1927 vom Amt Neuenbürg und derStadt Wildbad abgewehrt werden konnten.Denis Drumm hat sich mit der Geschichtsschreibung über das Kloster Hirsau im 12. Jahrhundert beschäftigt. Er kommt zu dem Schluss, dassdie Ereignisse oft mit großem zeitlichen Abstandund aus idealisierter, klosterinterner Sicht geschildert wurden. Das führt letztlich dazu, dassdie Hirsauer Geschichte neu gedeutet oder neugeschrieben werden muss. Stefan Wintermanteluntersucht den Grundriss von St. Aurelius inHirsau, und er stellt diesen anhand von Idealmaßen und Zahlensymbolik in die Tradition dermittelalterlichen Baukunst. Der gemeinschaftliche Beitrag von mir und Reinhard Wolf überdie„Alte Poststraße“ Stuttgart – Herrenberg –Nagold – Freudenstadt legt seinen Schwerpunktauf die Stundensteine, von denen sieben nocherhalten sind, vier davon im Kreis Calw.Helmut Arnold zeigt anhand der Briefe des ausNagold stammenden Johann Jakob Koch beispielhaft für viele Auswanderer auch aus demNordschwarzwald, wie sich diese im 19. Jahrhundert in Bessarabien in neu gegründeten„Schwabendörfern“ niederließen. Bernd Brandlthematisiert die Ausgrenzung und Verfolgungvon Juden in der Zeit von 1933 bis 1945 inSchömberg, und er geht dabei auch auf dieEntnazifizierung und ersten Versuche der Aufarbeitung kurz nach Kriegsende ein. ChristianHofmann schildert anhand einzelner Euthanasie-Opfer aus Calw, wie perfekt organisiert die„Vernichtung lebensunwerten Lebens“ 1940durchgeführt wurde. Eine Liste aller Opfer ausder Großen Kreisstadt Calw rundet seinenBeitrag ab. Herbert Bantle ist den wenigenSpuren nachgegangen, die von dem Umsiedlungslager für Slowenen im Haus Saron inWildberg noch übrig sind. Schließlich hat KlausPichler ausgehend von zwei Gedenktafeln derKriege von 1866 und 1870/71 die Auswirkungen der Bismarck‘schen Politik bis in unsereZeit hinein dargestellt.Für die Mitarbeit beim Lektorieren danke ichFrau Sabine Seeger-Hezel und den Mitgliederndes Redaktionsbeirats und wünsche allen Leserneine Gewinn bringende Lektüre.Martin Frieß, Redakteur7