Fritz Barth unter Mitwirkung von Michael BarthGroßes FDJ-Ferienlagerin Calmbach 1952Eine Dokumentation nach Protokollen der Kriminalpolizei und Erinnerungen sowie Fotografien des AutorsDas von der FDJ(Freie Deutsche Jugend) organisierte und durchgeführte Kinder-Zeltlager fandim Sommer 1952 in Calmbach statt. Da die FDJseit Juni 1951 als verfassungsfeindlich verbotenwar, traten als Veranstalter der„WaldheimvereinStuttgart e. V.“ und die„Gemeinschaft zumSchutze des Kindes“ auf. Bei der Verfassungsgebenden Landesversammlung von Baden-Württemberg stellte die CDU eine große Anfragebezüglich den fortschreitenden Umtrieben derlinksradikalen Bewegung. In der 13. Sitzung sagteInnenminister Ulrich darauf in seinen Ausführungen zu dem Thema„Ferienlager Calmbach“,dass polizeiliche Prüfungen keinen Anlass zueinem Verbot des Lagers ergeben hätten. Diekommunistische Beeinflussung der Lagerteilnehmer und mögliche Straftatbestände durch beleidigende Äußerungen, beispielweise über denBundeskanzler und den Bundespräsidenten, seienerst nachträglich bekannt geworden. Die Gemeindeverwaltung hätte sich offenbar über den Charakter der Veranstaltung täuschen lassen.Dem Verfasser liegt die einschlägige Archivalieneinheit des Hauptstaatsarchivs EA2/301 Bü 73vor. Hier finden sich, neben verschiedenenAnlagen, die Vernehmungsprotokolle der kriminalpolizeilichen Ermittlungen über die Vorgängeim Zeltlager, sowie der Bericht, der im Dezember 1952 an das Innenministerium Baden-Württemberg geschickt wurde.Alle Abbildungen sind Fotografien des Autors,die zum großen Teil erst kürzlich durch Wiederauffinden der Negative entdeckt wurden.Aus der Vorgeschichte – eine lokale FDJ-GruppeDie Neugründung der„Freien DeutschenJugend“ nach dem Zweiten Weltkrieg fand inden Besatzungszonen Ende 1945/Anfang 1946statt. Der erste FDJ-Vorsitzende in der Sowjetischen Besatzungszone war ab 1946 Erich Honecker. In der DDR entwickelte sich die FDJ zueiner eng mit der SED verbundenen Massenorganisation und wurde zur einzigen vom Staatanerkannten und geförderten Jugendvereinigung.In den Westzonen wurde die FDJ als überparteilicher Jugendverband dargestellt, um dadurchJugendlichen aller weltanschaulichen und religiösen Richtungen die Mitgliedschaft zu ermöglichen. Die Leitungsebene wurde jedoch bestimmtvon KPD-Funktionären. Die KPD(Kommunistische Partei Deutschlands) unterhielt offiziellkeinen eigenen Jugendverband. Die programmatische Orientierung erhielt die West-FDJ vomZentralrat der FDJ in der Sowjetischen Besatzungszone, bzw. DDR, ebenso von dort erhielt71