Hans Schabert · Die alten Holzgerechtigkeiten im Calwer Waldmatkunde vom Oberamt Calw“ 1925:„… dasSchulhaus in Zavelstein als Rechtsnachfolger einesBauernhauses, das früher an dessen Stelle stand,bekommt noch jährlich 14 rm Brennholz, und dieGemeinde erhielt auf Grund des ‚jus lignandi‘ imJahr 1900 für die Ablösung des Brunnteichholzes4 500 M., als die Teichelleitung durch eiserneRöhren ersetzt wurde.“In Oberkollwangen war früherzwei Mal„Weihnachten“Es gab in Oberkollwangen eine Zeit, da trug derDezember in gewisser Weise gleich zwei Mal„Weihnachten“ ins Dorf, wenn man an dieVerteilung von Geschenken denkt. Kurz vordem Heiligen Abend durften die„Kolbicher“,zumindest die„echten“ eingebürgerten, den„Thomasfeiertag“ feiern. Der Lehrer und spätereSchulrat Karl Gohl, der im OberkollwangenerSchulhaus(dem einstigen Gasthaus„Adler“ undheutigen Sitz des Malergeschäfts Stoll) unterrichtete, hat den Brauch um 1940 in seinen„Oberkollwanger Blättern“(Entwurf für ein nichtzustande gekommenes Dorfbuch) festgehalten,und schließt den Abschnitt mit der Anmerkung,das Ganze komme„uns Heutigen“ – und diesgilt sicher auch für heutige„Heutige“ – wie einMärchen aus alten Zeiten vor, das beginne wiealle Märchen:„Es war einmal!“Den Älteren aus dem Dorf war der Tag noch inErinnerung, wie Gohl beim Niederschreiben derGeschichte, die sich mit alten Holzgerechtigkeiten befasst, festhält. Jedes Jahr am 21. Dezember war gewissermaßen im„Hirsch“ Zahltag.Dort wurde nämlich Holz verkauft, das dieGemeinde jedem Bürger in bestimmter Mengeaus dem Gemeindewald überließ. Was davonnicht für den privaten Gebrauch benötigt wurde,dies erwarb ein auswärtiger Holzhändler undglich den Gegenwert gleich an Ort und Stelle inGeld aus. Nach der vorletzten Jahrhundertwende bedeutete dies für jeden Berechtigteneinen Wert zwischen 70 und 90 Reichsmark,was damals eine sehr respektable Summe war.Bis 1914 kamen zu dieser sogenannten Bürgergabe auch noch vier bis fünf Raummeter kostenloses Brennholz.Wie gut es der Gemeinde ging, unterstreicht dieTatsache, dass im reichen Oberkollwangen auchauf die andernorts oft übliche – oder besser:notwendige – Bürgersteuer verzichtet werdenkonnte. Es sei selbstverständlich gewesen, dassWas heute in Oberkollwangen Wohn- undGeschäftshaus desMalergeschäfts MarkusStoll ist, war von 1881bis 1972 Schule, davordas Gasthaus„Adler“.Hier wohnte der LehrerKarl Gohl, der in seinen„OberkollwangerBlättern“ um 1940 vielWissenswertes aus derVergangenheit, auch zuden alten Holzgerechtigkeiten, festhielt.66