Im Januar 1994 hatte ich die gesamten Anteile der Firmaübernommen, kaufte ein 5.000 qm großes Grundstückin der Nachbargemeinde und fing dort an, eine moderneFabrik für Dreh- und Frästeile zu bauen. Wie immer, warich viel zu früh dran: die Zuschüsse der sächsischenAufbaubank waren damals noch nicht zu bekommen.Das Einzige, was war, war eine Sonderabschreibung Ost.Deswegen hat dann die EBB gebaut, denn diese Firmawar natürlich in der Lage, hohe Abschreibungen zutätigen, weil sie auch ordentlich Geld verdient hat.Anders wäre dies nicht gegangen. So haben wirSchwaben nun eine Immobilie in Sachsen.In diesem Gebäude wurde 1991 die Fertigung aufgenommen.Foto: EhrmannDie Unterstützung der Gemeinde, des Landratsamtesetc. war außerordentlich gut und ist es heute noch. DieseUnterstützung würde ich mir von den hiesigen Behördenauch wünschen, aber nach den Erfahrungen in diesemund im letzten Jahr wird das wohl Wunschdenken bleiben.Utensilien von Nagold, und haben am 01. Januar 1991begonnen, Drehteile zu fertigen. Wir hatten von demKombinat 11 Mitarbeiter übernommen mit den gutenWünschen des„Noch“-Werkdirektors, alle diese Leuteauf Kurzarbeit 0 zu stellen und dann anschließend zuentlassen. Drei dieser Arbeiter haben wir dann aus derKurzarbeit 0 in ein festes Arbeitsverhältnis gebracht.1991 war ein kalter Winter. Wir hatten eine Heizung mitBrikett, vor der Wende war es Usus, dass in jedemBetrieb jeweils mindestens zwei Heizer pro Schichtbeschäftigt waren und jeweils dreischichtig gearbeitetwurde. Da hätten wir also damals schon die ersten sechsLeute gut beschäftigen können.Die ganze Situation hat mich sehr an meine KindheitEnde der 40er, Anfang der 50er Jahre erinnert. Spezielldas Plumpsklo, das in diesem kalten Winter nicht zumlängeren Verweilen eingeladen hat.Im April 1991 wurde dann die Firma offiziell von Nagoldnach Hormersdorf verlegt, wir machten damalsmonatlich schon einen Umsatz von 70.000 D-Mark. Indiesem Jahr betrug der Umsatz 750.000 D-Mark, undwir sollten Gewerbesteuer zahlen, obwohl noch gar keinHebesatz feststand. Wir haben dann eine à-contoZahlung geleistet, der Bürgermeister war sehr glücklich.1998 haben wir dann auf der Hannover Messeausgestellt. Dort besuchte uns auch der Wirtschaftsminister Kajo Schommer von der CDU, zusammen mitdem Landrat Hertwig. Der Wirtschaftsminister fragtemich, was mein Rezept ist, dass es bei uns so gut wiekeine Probleme geben würde, während viele anderewestdeutsche Betriebe und ostdeutsche Existenzgründerscheitern würden. Ich habe ihm damals gesagt, dass ichdiese ostdeutsche Firma so hege und pflege, wie ich diesmit meiner Hauptfirma zu Hause machen würde und dieSache nicht aus schnellem Profit heraus betreibe.Darüber bin ich natürlich oft belächelt worden, überhauptin den neuen Bundesländern irgendetwas zu fertigen, dadie Menschen dort, pauschal gesagt, ja doch alle einganzes Stück fauler sind als hier im Westen.Solche Vorurteile gibt es ja heute noch, nicht nur inBezug auf die neuen Bundesländer.Wir haben nun am 06.12.2010 unser 20-jährigesFirmenjubiläum in Sachsen gefeiert, haben in diesen 20Jahren 18 Lehrlinge ausgebildet, einem davon haben wirdie Meisterschule bezahlt – er ist jetzt bei uns als Meistertätig. Wir haben eine Menge neuer Maschinen gekauft,beschäftigen derzeit 32 Mitarbeiter, fertigen dort im2-Schicht-Betrieb, teilweise im 3-Schicht-Betrieb, maWir hatten dann Platzprobleme und hatten von einemKombinat den Kampfmittelraum gemietet. Dieser warabgeschlossen, und zum Teil waren die Waffen nochvorhanden. Ich sagte, sie könnten sie da lassen, dashaben sie dann aber doch nicht gemacht.Sachsen machte mir Spaß. Man sah jedes Mal, dass sichetwas bewegte, dass es aufwärts ging.Die blühenden Landschaften von Ex-Bundeskanzler Kohlwaren zwar noch nicht da, aber die ersten Pensionenhaben eröffnet. Die Gastronomie kam ins Laufen, undich als Wessi bestellte schon selbstverständlich„Vorsuppe“.Karte zum 20-jährigen Firmenjubiläum26