Wolfgang Ehrmann, Nagold Frühes Engagement und Unternehmenserfolg in den neuen Ländern Ich hatte mich 1979 als junger Ingenieur in die Selbstständigkeit gewagt und hatte im Jahr 1990, als der Umbruch der DDR in vollem Gange war, eine gut gehende Firma in Nagold und habe regen Anteil an den Ereignissen genommen, die uns damals täglich per Fernsehen überspielt wurden. gerade vereinigten Ex-DDR einen Betrieb aufmachen will? Die Firma, die mir da das Angebot gemacht hat, war eine Sache, die nur auf dem Papier existierte. Das waren auch Existenzgründer oder wollten es werden. Nun kam am 16.08.1990 ein Brief wie aus einer anderen Welt, mit einer alten Schreibmaschine geschrieben, mit der Frage, ob wir uns vorstellen könnten, aus DDR­Auerbach/Erzgebirge 9162 Drehteile zu kaufen. Die Realität war bei uns ganz konkret angekommen. Ich schaute auf einer Karte nach, wo denn nun dieses Auerbach/Erzgebirge liegt und habe dann geantwortet, dass wir Interesse an Drehteilen hätten und dass ich mir auch eine Beteiligung in ihrem Betrieb vorstellen könnte. Wir haben nun mit dieserPseudofirma einen Deal gemacht: diese mietete von einem Kombinat den Maschinensaal, kaufte treuhänderisch für die EBB Automaten und hat sie dann gleich wieder an EBB zum selben Preis verkauft. Dann haben wir diese Maschinen wieder vermietet und beschlossen, diese Pseudofirma zum 31.12.1990 aufzulösen. Wie gesagt war es nicht einfach, drüben nun eine Firma zu gründen, besonders wenn man keine Adresse hat und kein Firmengebäude und keinen Wohnsitz. Es war etwas Neues, wieder etwas Neues nach der zehn Jahre vorher erfolgten Gründung meiner Firma, es war ein wenig eine Chance, es noch einmal zu versuchen. Die DDR existierte noch. Der erste Auftrag datierte vom 01.10.1990, also zwei Tage vor der Wiedervereinigung. Die erste Fahrt nach drüben war ein Erlebnis. Die letzte Tankstelle vor derGrenze war Bayreuth, dann gab es erst wieder in Zwickau Benzin. Die Fahrt von Nagold dorthin dauerte zehn Stunden für 485 km. Auf dem Lande gab es keine Hotels. Die großen Firmen hatten Gästehäuser, so dass ich die erste Zeit in diversen Privatquartieren untergebracht war. Hier gab es dann abends lange Gespräche: jeder wollte ja den anderen kennen lernen. Ich hatte dann meinen heutigen Geschäftsführer zum 31.10.1990 bei EBB angestellt, dieser bekam einen VW Passat und war der König vom Erzgebirge. Er fuhr herum und hat dann Gebäude und Fabriken besichtigt, die für unsere Belange in Frage kommen sollten. Aus dieser Zeit stammt ja auch der Name EIKKO(Ehrmann Industrie Keller Karsch Ost), drei Gesellschafter, ich 51%, die beiden anderen jeweils den Rest. Am 06.12.1990 haben wir dann die Firma bei einem Notar in Ludwigsburg gegründet, Adresse Nagold. Wir sind dann mit dem Gebäude fündig geworden und haben im Dezember 1990 die von uns gekauften Maschinen dort hin geschafft, Schreibtische und andere In Erinnerung geblieben ist mir ein Schild an einer GaststätteZutritt für jedermann auch das war etwas, was ich nicht kannte, wie so vieles Andere auch. Beim Essen wurde in D-Mark bezahlt, das Rausgeld gabs in DDR-Geld, das ich dann entweder als Trinkgeld gab oder meinen Mitarbeitern schenkte. Mit der Sprache bin ich dort aufgefallen, aber noch mehr Schwierigkeiten hatte ich natürlich mit dem Verstehen der Sachsen. So bin ich als reicher, Mercedes fahrender Wessi dort bestaunt worden und habe dann versucht, nicht arrogant oder besser wissend zu sein, sondern mich als lern­fähiger Mensch aufzuführen. Nun war ja diese Treuhandgeschichte noch nicht entwickelt also was macht jemand, der 1990 in der Erste Fertigungsstätte Foto: Ehrmann 25