Reichsstadt Dinkelsbühl aufgezeichnet worden waren. Die Aussagen von 1509 wurden in Altensteig und Berneck unter Leitung des Pforzheimer Notars Hans Bromgarter 3 gemacht. Die Altensteiger Zeugenbefragung wurde interes­santerweise in der Badstube vorgenommen, wahrscheinlich der Bewirtungsmöglichkeiten wegen, und ging von Freitag bis zum darauf folgenden Mittwoch unter Auslassung des Sonntags, also über fünf Tage. Alles in allem ergab sich daraus ein Schriftwerk von über 500 (!) Seiten, das für uns heute nur im gültlingischen Archiv in Berneck als Abschrift der ursprüng­lichen, notariell beglaubigten und besiegelten Zeugenaussagen überliefert ist. Von Feuersbrünsten, Schweinespießen und Kappenzipfeln Der wahrscheinlich größte historische Wert der Kundschaften von 1509 liegt jedoch nicht so sehr in den Aussagen zu den eigentlichen Streit­punkten, sondern in einer Vielzahl von kleinen Passagen, eingebettet in den Aussagen zu den strittigen Rechtsfragen, die ihnen einen eigentümlichen Charme verleihen und uns zahlreiche historische Details sowie Einblicke in das Leben desKleinen Mannes zum Ende des 15. Jahrhunderts ermöglichen. zyttlichem gutt ganntz arm gewesen war. Um 1490 gab es ein Feuer in Dornstetten wie auch um 1493 in Berneck, da Claus BaderJn einem Jar vor der Bronst zu Berneck geweßen und danachgein Ebhußen kommen war. 4 Claus Bader führte übrigens zuvor fast 20 Jahre lang die Badstube in Berneck und betrieb 1509 bereits seit 12 Jahren mit seinem Sohn Heronimus in Ebhausen die dortige Badstube. 5 Zu Reichtum war er dadurch nicht gekommen:er hab nit groß vermögen, er muß sich also by sinem Sun(Sohn) Jm Bad vnd sunst mit eren behelffen. Sein Familiennamen leitet sich übrigens noch direkt von seinem Beruf ab, was ebenso auf den Bernecker Badstubenbesitzer Hans Bader sowie auf Volmar Muller zutraf, welcher 1509 als 60-Jährigeruff der Mulin bij Gruonbach (Grömbach) saß. 6 Wahrscheinlich wurde später diese Mühle, nämlich die Völmlesmühle, nach ihm benannt. Für die familiengeschichtliche Erforschung offenbaren sie uns annähernd 200 Personen aus dem südlichen Calwer Kreisgebiet im Zeitraum von ca. 1450 bis 1509, oft mit Angaben zum Alter, Wohnort, Vermögensstand und zur Leibeigenschaft. Wir erfahren aber auch viele andere historische Einzelheiten, beispielsweise, dass einst im Wald Bernecker Thann eine Kapelle stand, in deren Nähe eine Frau von einem Mann namens Purlin(Bäuerle) geschlagen wurde, wie auch ein Bildstock am Weg zwischen Überberg und Berneck, da hieram wyler stig, da man bym Bild gen Berneck hinab gat der Altensteiger Kaplan Friderich Mangold geholfen hatte, Hasengarn anzubinden[= Netz zum Hasen­fang]. Von drei Feuerbrünsten wird berichtet: Um 1500 wütete ein Feuer in Wöllhausen(Ortsteil von Ebhausen), bei dem Hanns Walzum all sin hab kommen sei und weshalb er noch 1509an Von einem allerdings gescheiterten Versuch, um 1470 ein Waldstück südlich von Lengenloch zu roden, erfahren wir vom Zwerenberger Langhanns(Hanns Lang):So hab einer von wyler[= Mittelweiler, Überberg] genant Bentz Keppeler uf ein Zyt Jn der wyrhalden[= Weiherhalde] einen Brandacker gebuwen[= angebaut], unnd korn daran gesyjt[= gesät], als aber die von Altensteig das ersinen[= entdeckten] triben Sie Jr Herdt Vichs daryn unnd atzten die frucht ab, zu anzeig unnd behaltung Ir gerechtigkeit[= ihrer Rechte] on Irrung unnd yntrag der von wylern. 7 Der Überberger Bauer Bentz Keppeler musste also die für ihn sicherlich bittere Erfahrung machen, wie sein mit Getreide eingesätes Stück Land, das er, auch um mit der Asche den Boden zu düngen, durch Brandrodung gewonnen hatte, im Sommer von der Altensteiger 9