Reichskanzler Brüning erscheint nicht als Kurgast, da er die beiden einflussreichen Generäle an ihrem Kurort kurzzeitig und vertraulich aufgesucht hatte. Nach der ihm zugesagten Unterstützung der Reichswehr-Generäle hielt Reichskanzler Brü­ning an seiner Politik und auch an den Notver­ordnungen fest. Auch Reichspräsident von Hin­denburg stützte die Regierung Brüning weiter, als ihm die Zusicherung der Reichswehr-Generäle ztgetragen wurde. Allerdings, als General von Schleicher am 6. Sep­tember 1931 aus Wildbad nach Berlin zurückkam, entwickelte er, sicher auch inAbsprache mit Gene­ral von Hammerstein, gegenüber dem Reichskanz­ler im Gegensatz zu seiner ursprünglichen Zustim­mung ,,... ein Programm der völligen Anderung der personalen Zusammensetzung des Reichskabinetts im Sinne einer extremen deutschnationalen Orien­tierung" (Brüning, Memoiren, nach J. Hürter). Eine Woche später forderte auch Hindenburg von Brüning eine Kursänderung nach rechts, wollte aber im neuen Kabinett weder Hugenberg noch die NSDAP vertreten sehen.Allerdings sollten die für die Rechte nicht tragbaren Reichsminister Wirth, von Guerard und Dr. Curtius durch andere Persönlichkeiten ersetzt werden. Tiotzdem überschlugen sich die Ereignisse: Harz­burger-Tieffen, Reichspräsidenten-Wahl, SA-Ver­bot, Rücktritt des Reichswehrministers Groener, Verhandlung Schleichers mit Adolf Hitler, Streit um die neuen Notverordnungen und Maßnahmen gegen die verschuldeten Gutshöfe entfremdeten auch Hindenburg weiter von Brüning. Dies alles hatzttm Sturz des Reichskanzlers Brüning am 30. }l4ai 1.932 beigetragen. Dem Reichstag rief Brüning vor seinem Rücktritt die berühmt gewordenen Worte zu: ,,Nur nicht in den letzten 5 Minuten weich werden ... 100 Meter vor dem Ziel." Im KurortWildbad im Schwarzwald wurde während des Kuraufenthalts also auch große Politik gemacht, die letztendlich trotz der zunächst zugesagten, aber nicht eingehaltenen Unterstützung der Generäle von Schleicher und von llammerstein zum Rück­tritt des Kabinetts Brüning führte. Wenn die Teilnehmer der Gespräche in Wildbad sich solidarisch verhalten und den Reichspräsiden­ten entsprechend beraten hätten, wären mögli­cherweise die Republik gerettet und Adolf Hitler verhindert worden. Anmerkungen: General Kurt von Schleicher wurde im folgenden Kabinett von Papen Reichswehrminister. Von Dezember 1932 bis Januar 1933 war er Reichs­kanzler. Am 30. Juni 1934 wurde General von Schleicher auf BefehlAdolf Hitlers imZuge des so­genannten ,,Röhmputsches" von der SS erschossen. Der Chef der Heeresleitung Freiherr General Kurt von Hammerstein-Equord war am 1. Februar 1934 unter Außerungen der Kritik am Nationalsozia­lismus zurückgetreten. D er Zentrtmspolitiker und frühere Reichskanzler Heinrich Brüning ging 1934 nach den USA und wurde 1935 Professor an der Harvard-Universität. Quellennachweise: ­Wildbader Badeblätter mit Kurlisten von 1931 ­,,2\m Sturz Brünings" in ,,Vierteljahreshefte fiJtr Zeit­geschichte", 1. Jahrg. (1953), Heft 3 ­Johannes Hürter: ,,Wilhelm Groener, Reichswehr­minister am Ende derWeimarer Republik (1928-1932)" Oldenbourg-Wissenschaftsverlag, 1993, S. 27 8-27 9 ­Gerhard Schulz: ,,Von BrüningzlHitler",Walter de Gruyter, 1992, S. 4'71 ,491-,553 ­Georg May: ,,Ludwig Kaas", John Benjamins Publis­hing Company, 1982, S. 140, 219 ­Leserbrief Prof. Düwall in Frankfurter Allgemeine 2eitlung,06.06.2008 II. Geheimverhandlung zwischen Heinrich Himmler mit dem früheren Schweizer Bundespräsidenten Jean-Marie Musy am 12. IanuLar 1945 Als einige der führenden Nationalsozialisten Ende 1944 schon den Galgenstrick um ihren Hals zu ahnen begannen, suchten sie zu retten, was für das Reich und für sie persönlich noch möglich war. Der Hauptverantwortliche für die Deportation und Vernichtung der europäischen Juden, der Reichsführer-SS Heinrich Himmler, hatte sich bereits im Oktober 1944 inWien mit dem früheren Schweizer Bundespräsidenten Jean-Marie Musy zu einem Vorgespräch getroffen, um Juden gegen Lastwagen und Geldleistungen über die Schweiz nach den USA ausreisen zu lassen. Jean-Marie Musy schilderte 1948 in einer eidesstattlichen Erklärung, dass Himmler ihm dieZahl von 500.000 Juden nannte. Am 12. Januar 1945 fand in Wildbad ein streng geheimes abschließendes Gespräch zwischen IT