Das Feuer wird begleitet von dem unsciglichen Heulen des Feuersturms, die Funken entzünden immer weitere nicht bombardierte Gebciude in der Burggasse, im Forstweg und zuletzt auch alle Gebciude zwischen der HermannstraJ3e und der Widdumgasse. Manche Bewohner der Her­renberger StralSe beginnen deshalb mit dem Rciumen ihrer Hciwser. nen Hciusern für die kommende Nacht eine Unterkunft. Für sie beginnen schwierigste Lebensumstcinde. Die in einen Keller ausgelagerten Akten des Rathauses sind vernichtet ­und somit auch für unw i e de r br in g lic h w i c hti g e U nt e rla g en di e Ortsgeschichte. Ein Übergreifen der Flammen auf das Haus der Familie Fischer (Fischerhaus) bei der Kirche kann nur mit Mühe verhindert werden. In die­sem Bereich leitet Inspektor Gottlieb Gugeler vom Kinderheim den Löscheinsatz. Ihm und den vielen Frauen, Mcidchen und Buben in der Eimerkette vom Bach beim Stwndenhciusle bzw. Herrenberger StraJ3e bis zur Widdumgasse ist es zu verdanken, dass die Kirche und das unte­re Dorf erhalten bleiben. Begünstigt wird dies durch den plötzlichen Wechsel der Windrichtung von Ost­auf Westwind. Eugen Bothner streut auf der Kirchenbühne Löschsand auf die durch Funkenflug glostenden Kwlissen. Auch Lehrer Albert Fischer ist dort. 1950 schreibt Bothner ,,Das Feuer hatte auch schon auf der Kirchenbühne FuJ3 gefasst". Als sich der Rauch nach Tagen allmcihlich ver­zieht, gibt es eine vollig fteie Sicht vom Forstweg bis zum Friedensheim oder von der Burggasse bis zur Widdwmgasse. In der Trümmerwüste können keine StraJSen mehr erkannt werden. Umgekommen sind an Vieh samt Gespanntieren 9 Pferde, 52 Kühe, 22 Rinder, 18 Schweine, 7 Ziegen und 12 Schafe. Das Vieh ist in den Stcillen erstickt oder spciter an Lungenschciden eingegangen. Erwcihnt werden muss noch, dass Deckenpfronn am ncichsten Tag, dem 21. April, noch schlimmer in Trämmer gelegt wird. l0 Einwohner kommen um, 9 davon ersticken in einem Keller, darwnter 6 Kinder. Althengstett und Gültlingen entgehen knapp der Bombardierung. ­Viele Abgebrannte ­wie sie von jetzt ab hei/3en geben im Kirchsaal gerettetes Gut ab. Weil man bffirchtet, dass auch die Kirche Feuer fcingt, wird ein Teil des Geretteten ins Kinderheimwei­tertransportiert. Die BeschieJ3ung der anrückenden französi­schen Truppen vor Stammheim und das Fehlen der weiJ3en Flagge wegen der Prcisenz des deutschen Militcirs waren die Ursache für die Bombardierung Stammheims. Der Landwirt und Schcifer Gottlob Schaible in der Holzbronner StraJSe kommt in den Flammen um. So auch der Landwirt Christian Böhm in der MolkereistraJSe beim Versuch, sein Vieh aws dem Stall zu treiben. Schwer verletzt durch eine Splitterbombe wird der Molkereirechner Gottlob Blaich. Heute Abend vor 60 Jahren: Rauchende Trüm­mer ­unertrcigliche Hitze, im Brandgebiet bis zu 1000 Grad ­96 Wohnhciuser, Scheuern und sonstige Gebciude vernichtet: dies sind 4l%o aller Gebciude. Viele Einwohner haben alles verloren bis auf die Kleider, die sie anhaben. 470 Personen swchen in den übrig gebliebe­Vor l0 Jahren haben wir das inzwischen vergrif­fene Kriegsendebuch veröffentlicht, das auf den Aussagen von 90 Augenzeugen basiert. Am Rat­haus wurde eine Gedenktafel enthüllt. Sie zeigt den genauen Bereich des Brandgebiets. In diesem heutigen Gedenkgottesdienst wollen wir, die damals in groJSer Gefahr standen, dank­bar sein, dass wir überlebt haben. Viele von uns haben damals alles verloren. Aber im Gegensatz zu den Vertriebenbn blieb uns die Heimat, und wir dürfen in unsrer Region dankbar sein für die nachfolgende Friedenszeit der letzten 60 Jahre." 30 I * J Y i ä