sondere der Geschehnisse im Garten Gethse­mane, dem ,,Ölberg", kam im ausgehenden Mittelalter recht häufig vor. Es ist also davon auszugehen, dass sich an dem genannten Ort eine Kapelle befunden hat. Und eine Kapelle an diesem Ort halbwegs zwischen Hof und Weiler macht durchaus einen Sinn, konnte sie doch sowohl den Einwohnern des Weilers als auch den Laienbrüdern im Hof als nahe gelegene Andachtsstätte dienen. Ist der auf einer alten Luftaufnahme erkennbare ringförmige Baumbe­wuchs ein Relikt? Schade nur, dass man beim Bau der Landesklinik auf dem Gelände des Lützenhardter Hofs solchen Spuren nicht nach­gegangen ist. Auf dem Hofgelände selbst gibt es nirgends Spuren, die auf die frühere Existenz mehrerer Höfe hindeuten könnten. Auch enthalten weder die Karte der württembergischen Landesver­messung von 1835 noch eine sehr detaillierte Baubeschreibung von 1923 verwertbare Hin­weise in diese Richtung. Die grundsätzliche Gleichsetzung ,,Lützenhardter Hof' mit dem Weiler ,,Litzenhardt" ist also mit großer Wahrscheinlichkeit zu verneinen. Wann und warum der Weiler ,,Litzenhar dt" unterge gangen i s t Wo immer es gelegen sein mochte, unser Dörfchen Lttzelenhart, oder wie wir heute sagen,,Litzenhardt" ist längst untergegangen. Doch was führte nun dazu, dass ein Dorf, in dem ja Menschen lebten und arbeiteten, einfach von der Landkarte verschwindet? Meist war der Untergang eines Weilers ein ganz und gar unspektakulärer Vorgang. Man wird davon ausgehen können, dass der Weiler ,,Lützenhardt" zwischen 1447 und 1559 zur Wüstung wurde. Warum diese Eingrenztng? Im Lagerbuch des Klosters Hirsau von 1441 ist ,,Litzenhatdt" noch vermerkt. Und 1559 erfolg­te der erste Eintrag im Hirsauer Kirchenbuch. Die Hirsauer Kirchenbücher sind äußerst ver­lässliche Quellen. Nun lassen sich dort zu kei­ner Zeit Eintragungen einen Weiler ,,Lützen­hardt" betreffend finden. Im Gegensatz dazu enthalten sie aber regelmäßige Eintragungen, die Geburten, Eheschließungen und Todesfälle für den ,,Mayer" und seine Familie auf dem Lützenhardter Hof (,,auf dem Hoff Lützen­hartt"), dokumentieren. Ein Indiz dafür, dass es einen Weiler ,,Litzenhardt" 1559 also nicht mehr gegeben haben kann. Anzunehmen ist, dass der Abgang des Weilers in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, also zwischen l44J und 1500 geschah. Das 14. und 15. Jahrhundert bildeten die letzte Wüstungsperiode des Mittelalters. Etwa die Hälfte aller Wüstungen des Mittelalters ent­fielen auf diese zwei Jahrhunderte. Es handelte sich um eine Periode, deren Not und Elend wir angesichts der Pracht und des Glanzes im,,Herbst des Mittelalters"14 nicht so recht erkennen können, zumal ja die Quellen­lage meist eher die schönen als die häßlichen Seiten des Daseins widerspiegeln. Pest und Hunger, wirtschaftliche Krisen und eine negati­ve Bevölkerungsentwicklung (niedrige Gebur­tenrate, hohe Sterblichkeitsrate) bestimmten die Zeit, eine Zert großer Umbrüche. Und das geschah nicht nur bei uns, sondern auch in ande­ren Ländern Europas, wie z.B. England oder Frankreich.ls Man wird also davon ausgehen können, dass auch der Weiler ,,Litzenhardt" in dreser Zert abgegangen ist. Bestimmbare,,lokalpolitische" Fakoren für den Abgang einiger Dörfer im Herrschaftsbereich des Klosters Hirsau sind nicht bekannt. Sie dürften, sollte es sie gegeben haben, auch eher als Reaktion auf großräumige Entwicklungen, denn als primär ursächlich für den Abgang von Weilern, Dörfern und Hofstellen gewesen sein. Lützenhardt hat wohl nie mehr als 50 bis 100 Einwohner gehabt. Behausungen einfachster Art prägten den Weiler. Gebäude von besserer bau­licher Qualität, die ihnen über den Abgang hin­aus Dauer hätte verleihen können, gab es sicher nicht (eine Kirche zum Beispiel, ein Amtshaus o.ä.). So konnte beim Abgang auch nichts erhal­ten bleiben; vielleicht könnten noch ein paar Pfostenlöcher, Scherben, Tierknochen oder ande­re dürftige Zetgen zu finden sein. Aufschluß könnten nur Grabungen bringen. Und dafür ist unserer Weiler nun doch zu unbedeutend. Die Menschen verhungerten, starben an Seuchen oder gingen einfach weg (soweit sie als Hörige dies konnten). Und ihre Behausungen verfielen. 23