Dr. D. Weber hat sich vor mehr als 70 Jahren u.a. mit den Wüstungen im Oberamt Ca1w16 befasst. Er spricht von 6 Wüstungen und ver­weist davon zwei Verödungsfälle ins 11. Jahr­hundert; übrigens ohne sie namentlich zl bezeichnen. Lützenhardt kann er nicht gemeint haben, denn dieser Weiler erscheint ja noch in den beiden Lagerbüchern von 1436 md 1447. Weber sieht in der ,,Häufung" von abgegange­nen Dörfern um das Kloster Hirsau einen mög­lichen Hinweis auf die Verödungsursachen. Das jedoch scheint mir wenig stichhaltig zu sein. Das Vorhandensein eines Klosters als bedeuten­der wirtschaftlicher Faktor war sicher ursächlich für den mehr oder weniger dauerhaften Bestand einer vergleichsweise großen Zahl von Weilern und Hofstellen in seiner Umgebung. Damit war auch die von Weber angenommene Häufung von Verödungen zwangsläufig höher als in struktur­schwächeren Gebieten. Die Tatsache, dass ein Copialbuch etwa von 1500, nämlich der ,,Codex Hirsaugiensis", den vermutlich längst abgegangenen Weiler ,,Litzenhardt" (wie übrigens auch andere abge­gangene Weiler) nennt, ist dazu kein Widerspruch. Der Codex bestätigt frühere Schenkungen; eine spätere Korrektur wäre eine Verfälschung gewesen und hätte seiner, des Codex', Glaubwürdigkeit eher geschadet. Zusammenfassung Der Ort ,,Litzenhart" dürfte (wohl als Hofstelle) bereits bei der Klostergründung von 830 bestanden haben. Wo der später entstandene Weiler lag, ist mit letzter Sicherheit nicht zu bestimmen. Das Gelände der Reichertsmahd­wiesen zwischen dem Lützenhardter Hof und Oberkollbach kann mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit als Standort angesehen wer­den. Wenn überhaupt, so könnte Klarheit letzt­lich nur mit einer archäologischen Unter­suchung geschaffen werden. Der gegen Ende des 11. oder in der 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts entstandene Weiler dürfte in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wie­der abgegangen sein. Bis zum heutigen Tage existiert aber ,,der Lützenhardter Hof'. Seiner Geschichte, seiner Funktion und seinen bau­lichen Gegebenheiten soll der nachfolgende Abschnitt gewidmet sein. Ztm,,Litzenhardter Hof ' Wie bereits oben ausgeführt, lassen die Nennungen im Codex Hirsaugiensis verbindli­che Schlüsse über das Alter des Lützenhardter Hofs nicht zu. Die ,,Beschreibung des Oberamts Calw" berichtet, dass Abt Blasius Haus, Scheuer und Stall gebaut habe17. Doch mag hier ein Irrtum vorliegen. Bernhard Theil verlegt diese Baumaßnahme glaubhaft nach Lützenhardt bei Sommenhardt in der Gemeinde Bad Teinach­Zavelstein.l8 Das heute noch vorhandene Wohngebäude dürfte wohl aus dem 18. Jahrhundert stammen. Der Grundriß seines Erdgeschosses aus dem Jahre 1923 enthält interessante Einbauten (ins­besondere einen Getränkekeller), die heute lei­der nicht mehr vorhanden sind. Sie wurden bei der grundlegenden Sanierung anlässlich des B aus der Lande sklinik Nordschw arzw ald re stlo s und undokumentiert entfernt. Es dürfte sich hier nicht um Relikte eines älteren Wohnhauses han­deln, sondern um spätere Einbauten. Dies wird daraus abgeleitet werden können, dass Baumaterial zum Zeitpunkt des Hausbaues so kostbar war, dass ein vorhandener Bauteil nicht mit einem Flur ,,umbaut", sondern sinnvoll in den Neubau einbezogen worden weire. Die bei­den nebeneinanderliegenden Hauseingänge an der Nordostseite gehen sicher darauf zurück, dass das Gebäude von mindestens zwei Familien genutzt wurde (im Lützenhardter Hof fehlt ein Ausgeding!). Im Jafue 1923 war das Gebäude allerdings schon so verändert, dass sich die ursprüngliche Nutzung nur noch bedingt ablesen lässt. Inwieweit in der 1923 dokumentierten und heute noch vorhandenen Bausubstanz Reste der spätmittelalterlichen Bebauung vorhanden sind, muß offen bleiben. Schade, dass bei der Sanierung anlässlich des Baues der Klinik Ende der 60er­und Anfang der 70er-Jahre unwiederbringliche Verluste an historischer Bausubstanz entstanden sind. Dies gilt auch für die Nebengebäude wie Schafstall, Karloffelkeller, Wasch­und Backhaus, Bienen­haus und Schuppen. Nur der herrliche Felsen­24