schaft geraten oder sollten entnazifiziert werden. Wann genau die Schule wieder begann, weiß ich nicht mehr. Das Helfen beimZiegelgeben am Neubau oder das Sammeln von Kräutern für Tee, ebenso dieJagd nach Kartoffelkäfern und ihren Larven auf den Kartoffeläckern blieben willkommene Abwechslung während des recht dürftigen Schulunterrichts. Deutsche Geschichte war zu dieser Zeit verpönt. Dafür erkundeten wir sehr gründlich Süd­amerika und das zog sich über Jahre dahin. noch einzubringen. Ein Maurer wurde mit einer Reichsmark(RM) für die Stunde entlohnt und kam oft von weit her. Wer etwas auf dem Schwarzmarkt zuver­scherbeln hatte oder mit Lebensmittel nach­helfen konnte, hatte größere Chancen bei der Beschaffung des Baumaterials. An eine Erzählung meines Vaters erinnere ich mich noch gut. Er war auf dem Nachhauseweg und nicht gewillt, die französische Fahne, die gerade gehißt wurde, zu grüßen und dabei seinen Hut abzunehmen. Höhere Schulen kosteten Schulgeld. Auch waren keinerlei Beförderungsmittel vorhanden, oft nicht einmal ein Fahrrad. So kam es, daß Schüler höherer Schulen zu Fuß nach Calw gingen, einfache Strecke zirka 4 km, im Winter oft bei Dunkelheit. Sie passierten bei der Bauknechtkreuzung eine Polizeikontrolle mit Schlagbaum. Viele Menschen standen 1945 in Stammheim vor den Trümmern ihrer Häuser und der gesamten Habe, sie besaßen nichts mehr. Sobald es aufgehört hatte zu rauchen, fing man an aufzuräumen. Das hieß: man sortierte Stein für Stein mit den bloßen Händen, klopfte alten Mörtel ab, siebte Schutt und überlegte, was man von alledem für einen Neubau noch verwenden könnte. Baumaterial wurde etwas später zugeteilt und war oft so knapp bemessen, daß zum Beispiel die Ziegel nicht für das ganze Dach reichten. Fachwerk wurde vorgeschrieben, also schlug man die Tannen im Wald selbst, ließ sie ins Sägewerk bringen und später zum Zimmer­mann. Also wurde ihm ein französischer Soldat behilflich, indem er meinem Vater nachlief, seinen Hut vom Kopf zerrte und ihn zu Boden warf. Im GasthausZum Waldhorn in Stammheim war die französische Kommandantur ein­quartiert. Vor dem Haus erhob sich die Fahnenstange, umfriedet mit einem weißen Zaun und schließlich hatte jeder die Fahne zu grüssen. Bei jedem Vorübergehen beschleunigte ich meinen Schritt und hatte jedesmal ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Abschließend möchte ich noch bemerken, daß jede Zeit auch positive Aspekte hat, aus­genommen die des Krieges! So wäre der aufgezwungene Lebensstil von damals die alternative Lebensgestaltung von heute. Mit dem Wenigen, das man hatte, ging man sehr sorgfältig um. Kreativität, aus Not geboren, war der ständige Begleiter und das war gut so. oooooOOOOOOooooo Das Fundament wurde mit Pickel und Schaufel ausgegraben, alte Buntsandsteine neu behauen und auf diese Weise das ganze Haus in Handarbeit erstellt. So konnte es vorkommen, daß sich ein Neubau über Jahre hinzog. In Erwartung der nahenden Währungsreform versuchte mancher, seine ersparten Reichsmark 44