Unruhestiftung wurden sie angeklagt. Die 3 Jungen wurden in ein Straflager nach Frankreich überführt. Der Vater des Helmut R. wurde mit sofortiger Wirkung von seinem Amt sus­pendiert; die Mutter des Friedrich F. kam wegen Anstiftung zu der Tat vor ein Militärgericht; die Mädchen Margret S. und Lore X. hatten das Plakat gelesen, den Inhalt weiterverbreitet, anstatt die Behörden zu verständigen. Sie kamen wegen Nichtbeachtung der Gesetze ebenfalls vor das Militärgericht. Strafe, einer 6-monatigen Internierung in einer Spezialschule; die Kosten hierfür gingen zu Lasten ihrer Familien. Für ihren unglücklichen Erziehungsversuch erhielt die Mutter, welche durch ihre Erzählung den Vorfall erst herbeige­führt hatte, wegen Weiterverbreitung des Anschlages eine Gefängnisstrafe von einem Monat, während 2 der Väter mit einer Ge­fängnisstrafe von 15 Tagen mit Bewährungs­frist und die beiden Mädchen mit dem gleichen Strafmaß davon kamen. Die beiden Mädchen hatten den Anschlag gelesen und darüber gesprochen, anstatt durch Anzeige bei der Polizei für dessen sofortige Entfernung zu sorgen, Die Hauptschuld an dem ebenso törichten wie verantwortungslosen Vorfall war der Mutter des Jüngsten der Jugendlichen zuzumessen. Sie hatte auf einer Reise ins Badische in Langensteinbach ein ähnliches Plakat gesehen und, angeblich um ihre Kinder zu warnen, davon im Familienkreis erzählt. Die Jugendlichen sagten bei ihrer Vernehmung aus, daß sie einen dummen Streich begangen hätten, ohne sich der Tragweite ihres Handelns bewußt gewesen zu sein. Das Gericht verurteilte die Jungen zu der obenerwähnten Ein Junge bekam eine Belohnung, weil er wahrheitsgemäß ausgesagt hatte. Nur dem Umstand, daß die Täter sofort festgestellt werden konnten, war es zu verdanken, daß der Stadt schwere Strafmaßnahmen erspart ge­blieben sind. B) Das deutsche Gerichtswesen in der Besatzungszeit Im Oktober 1946 fanden zum ersten Mal seit Kriegsende wieder reguläre Gerichtsver­handlungen am Nagolder Amtsgericht statt, nachdem das Gerichtsgebäude freigegeben, das Gefängnis wiederhergestellt und mit Dr. Otto Die Südansicht des heutigen Amtsgerichts mit dem Eingang in der Bahnhofsstraße. Als Zehntscheuer 1799 in Nagold erbaut; 1851 wurde es zum Amtsgericht umgebaut. 35