Die Überschwemmungskatastrophe vom Februar 1893 Das Jahr 1893 ist nächst dem Jahr der Hirschkatastrophe von 1906 das schlimmste Katastrophenjahr in der neueren Nagolder Geschichte. Damals erlebte Nagold nicht nur seinen größten Stadtbrand, sondern Anfang Februar auch eine große Überschwemmung. Schließlich gab es im Sommer eine lange Dürreperiode, die einen beträchtlichen Teil der Ernte vernichtete. Über das Hochwasser erfahren wir folgendes, nachdem es durch Eisgang und Schneeschmelze schon Tage vorher erhebliche Schäden gegeben hatte(Der Gesellschafter vom 4. Februar 1893): Gegen 6 Uhr meldete der Telegraph aus Altensteig, daß zwar nicht ein weiterer Eisgang, dagegen ein weiteres Steigen des Wassers zu erwarten sei, daher unsere Feuerwehr bis morgens 3 Uhr auf Posten blieb. Der Regen rieselte den ganzen Tag hernieder, und es ließ sich erwarten, daß der in den Wäldern und Schluchten noch vorhandene Schnee den Zufluß von Waldach und Steinach in gefahrdrohender Weise vermehren werde. Und wirklich, gegen 9 Uhr abends, riefen die Signale die Feuerwehr wieder zu ihrer Wachtund Berufstätigkeit, denn die Wogen dieser beiden Bäche drangen in solcher Wucht das Thal herab in die Stadt, in die sogenannte Insel, daß Leute und Vieh dieses Theils der Stadt ihre Wohnungen verlassen mußten; die ganze Vorstadt glich einer brausenden See. Selbst das Wasser des Mühlkanals drang in die an der Freudenstädter Straße gelegenen Wohnungen. Die Verwüstung in denselben ist theilweise grauenhaft und ist deren Bewohnung auf längere Sicht unmöglich gemacht. Der Steg über die Waldach aufder Insel hielt der Gewalt der Wogen nicht mehr stand und riß es denselbenfort bis zu der Ankerbrücke. Schrecklich hauste das Hochwasser aber auch in dem Thale nach Iselshausen, Gündringen und Schietingen, wo man sich genötigt sah, die Hilfe der hiesigen Feuerwehr in Anspruch zu nehmen. Nebst Holz, verschiedenen Hausgegenständen führten die zu einem Strom gewordenen Bäche auch ein Schwein und eine Geise mit sich. Einige Tage später folgte noch ein Nachtrag über einen Schaden, der erst später bemerkt wurde: Jetzt erst, nachdem sich die Hoch­wasserfluten der Waldach verlaufen haben, zeigt es sich, in welcher Gefahr die Waldachbrücke mit eisernem Oberbau der Nagold-Altensteiger Lokalbahn in der Nähe des Sägwerks von Klingler und Barthel stand, und wie leicht durch das Hochwasser ein großes Unglück durch den Einsturz dieser Brücke hätte herbeigeführt werden können. Unbegreiflicherweise wurden die Fundamente der Brückenpfeiler weder auf Pfähle gegründet noch durch Spuntwände geschützt, sondern nur in gewöhnlichem Mauerwerk aufKiesgrund gesetzt. Wäre das Erdreich nicht hart gefroren gewesen oder hätte das Hochwasser der Waldach einige Stunden länger angehalten, so wäre der Brückeneinsturz eine sichere Folge gewesen. Der Betrieb der Altensteiger Bahn ist zwar nicht vollständig eingestellt, doch wird über das schadhaft gewordene Bauobjekt mit größter Vorsicht und in langsamstem Tempo gefahren. 1893 und 1895: Lange Dürreperioden Im Jahr 1895 gab es, wie schon 1893, im Sommer eine lange Dürreperiode, in der Ortschronik von Gündringen, verfaßt von Pfarrer Gnant(übermittelt von R. Klett) heißt es(4.9.1895): Seit 7 Wochen schreckliche Hitze, es will nicht regnen. Täglich 37- 38 Grad Reaumur Alles verdorrt, dazu eine nie dagewesene Mäuseplage. Siefressen die Kartoffeln am Stock. Die Gemeinde zahlt pro Maus 1 Pfennig. Ein Knabe könnte leicht 50 bis 80 fangen. Obst gibt es bereits(fast) keines. Äpfel= 0, Birnen etwas, jedoch Zwetschgen ziemlich.- Die Kälte des 17