Es ging mir schwerwie vielen andern,Wir waren sehr oftin Gefahr,Zu Wasser und auchauf dem Land,Auch war die Sprach’uns unbekannt.Doch endlichsind wir angekommenAn Rußland’s Grenzeim fremden Reich;Zum Schrecken hat manda vernommen,Daß ausgebrocheneine Seuch’.Zur Quarantamin Ismael3Ist abgeschiedenmanche Seel.4Wir mußtenin Südrußland bleibenUnd Winterquartiernehmen dort,5Doch in uns warein sehnlich’s treibenNach Grusien,nach Tiflis fort.6Dort hieß es seikein Esau mehrNur Jacobs Gottund freie Lehr.Das war eswas uns fortgetrieben.Aus unsremlieben Vaterland,Daß man nicht konntefrei ausübenDen Glauben wie imWort er stand.Vemunft glaub’ nurund MenschenwahnHieß Fortschritt,Bildung, rechtgethan.Als wir nach Tiflissind gekommen7Da sahen wirerstaunend ein,daß Kanaannicht eingenommen,Daß Esau herrsch’hier ganz allein.Gebrat’ne Taubendie in MundGeflogen sind,ward uns nicht kund.Von Tiflis gingsnach Schamkor weiterzu gründen eine Kolonie.8Doch da gab’s Noth,da ging es leiderwie ich’s gesehen hab’noch nie.Ein Tag der sagt’sdem andern an,Es stirbt ein,zwei auch bis drei Mann.Man schämte sichdes Bettelns nicht.Kein Stall und Futterwar fürs Vieh,Von A bis Z warNoth und Müh.Was war denn hier?Nur Dom und HeckenNur Wald und Wildnishier und dort.So wie einst Jacobmit dem SteckenVom Elternhausgepilgert fort,So arm und schwerging’s bei uns her.Der Ölkrug und das Kadwar leer.Das war ein Elendo’ ihr Freunde,Ein Jammer,ach erschrecklich großHier stand eins, dort einswelches weinte,getroffen vondem härtsten Los.Dem Vater, Mutter,Bruder, KindUnd Schwester dortgestorben sind.9Bei mir ging’s bishernicht am Schwersten,Erst jetzt traf michdas harte LosMein Vater, Mutterstarb am ersten12Ich war schon freilichziemlich großIch war im Altersechzehn Jahr,Doch dient als Wais’ich noch sechs Jahr.Da war es so,daß eins dem andernNicht ein’ TrunkWasser reichen konnt.Dann aber ging’snochmals ans Wandern10weil dorten warszu ungesund,Hierhernach Katharinenfeld,11Wo erst recht vieleshat gefehlt.In dieser Zeitbei fremden LeutenZu dienen war für wahrkein Scherz.Denn ich versich’r Euchin den ZeitenBrach manchem Waisvor Schmerz das Herz.Bei Tag war HungerMüh und LastBei Nacht war wederRuh’ noch Rast.Hier angekommenkam der Winter,Kein Haus, kein Obdachwar noch nicht.Kein Brot gab’sfür die armen KinderIch war drei Malin WassernöthenWo Tod und Lebenwar im Streit,Wo ich nur seufzenkonnt und beten,21