glaubt man oft eher 2 Parthien zu hören, die um ein Paar Och­sen handeln, als Eltern, die das häusliche Glück ihrer Kinder begründen wollen. Im Jahre 1824 löste sich ein Ehever­spruch auf, weil die beiden Par­teien sich nicht darüber einigen konnten, bei welchem Schrei­ner man den Hausrat der Braut verfertigen lassen solle. In demselben Jahr konnten sich 2 Heiratsparteien nicht einigen, ob der Bräutigam oder sein Vater den Dünger von zwei Kühen benutzen dürfen. In ei­nem anderen Fall dauerte es über ein Jahr, bis der Ehever­spruch zustande kam, weil der Vater der Braut von seinem Gegenschwahr ein paar Och­sen verlangte, dieser aber sie verweigerte. Aberglaube und Hexenwahn Im Kampf gegen Aberglaube und Hexenwahn konnte Pfar­rer Schmoller auch keinen gro­ßen Erfolg verbuchen. Die Be­völkerung scheute die hohen Arztkosten und deshalb ver­traute man Wahrsagern und Quacksalbern, wenn man bei Krankheiten und bei einem Unglück im Viehstall in Not geriet. Pfarrer Schmoller schreibt zu diesem Thema: Der Aberglaube ist eine natür­liche Folge spärlicher Verstan­deskultur und treibt auch mit unseren Leuten sein tyranni­sches Spiel. Sehr verbreitet, oft bei Leuten herrschend, denen man mehr Aufklärung zutrau­en würde, ist der Glaube an Hexen und Hexereien, wozu besonders alte Leute gestem­pelt werden. Bei vielen Leuten heißt eine Krankheit, die ein Stück Vieh trifft, ebenso jeder nur etwas ungewöhnliche krankhafte Zustand eines Men­schen etwas von bösen Leuten Gemachtes, das heißt, etwas durch Hexerei Verursachtes. So beklagte sich im Mai 1822 eine Frau aus seiner Kirchen­gemeinde bei ihm, ihr Hausbe­sitzer, bei dem sie in Miete wohne, beschuldige sie, sie hätte seine Kühe verhext, denn seit sie in seinem Hause woh­ne, gäben seine Kühe täglich einen Hafen Milch weniger. Als Pfarrer Schmoller mit dem Schultheißen des Ortes darüber sprach, sagte dieser:Ja, zei­hen könne man es freihlich nicht, dieses Weib, aber seit 50 Jahren habe es immer gehei­ßen, diese Familie sei nichts nütze. Manche Bewohner glaubten, daß ungetaufte Säug­linge verhext werden könnten und deshalb müßte man sie hauptsächlich bei Nacht bewa­chen. Die Leute legten oft eine gro­ße Wegstrecke zurück, um zu einem Wahrsager zu kommen. Auch bei einem Diebstahl soll­te der Hellseher den Übeltäter ausfindig machen. Kirchweih und Hochzeit In seinem Abschnitt überSitten und Gebräuche berichtet Pfarrer Schmoller hauptsächlich von 2 großen Festlichkeiten: Kirchweih und Hochzeit. Vom Kirchweihfest erzählt er unter anderem:Am Sonntag nach Gallustag(3. Oktobersonntag) beginnt die Kirchweihlustbarkeit. Schon den Tag zuvor backt jede Hausmutter den Kirbeku­chen. Manche backen mehr als 100 Stück. Lange vor und nach dem Fest sparen sich die ärme­ren Leute den Kirchweihauf­wand am Munde ab. Der Kirchweihbube, der schon einige Wochen vor dem Fest gewählt wurde, kommt am ge­dachten Sonntagnachmittag ins Wirtshaus, wo ihm von einem Mädchen ein mit Bändern um­schlungenes Kränzchen mit Rosmarin auf dem Hut befe­stigt wird. Zur Unterhaltung der Gäste hat der Kirchweihbube 1 oder 2 Hammel, mehrere Nastücher, Westenzeug, Kappen und der­gleichen angeschafft. Alles dies wird herausgekegelt und herausgewürfelt. Sobald der Sonntag auf dem Rücken ist (nachts 12 Uhr), wenn der letz­te Glockenschlag ertönt, geht der Kirchweihbube mit mehre­ren Kameraden und mit den Musikanten fort, um die Mäd­chen des Orts zu wecken und zum Kirchweihtanz einzula­den. Ist dies geschehen, so keh­ren sie in das Wirtshaus zurück und tanzen ununterbrochen fort bis Montagabend. An diesem Abend fordert der Kirchweih­bube mit 2 Kameraden den Tax von den Mädchen(Tax ist der Beitrag der Mädchen zur Be­streitung der Ausgaben). Der Kirchweihtanz wird nun fortgesetzt und dauert 3 Tage und noch länger. Hait isch Kir­be, moarn isch Kirbe, bis am Mittwochobad so lautete der Kirberuf noch am Anfang von diesem Jahrhundert. Zum Kirchweihfest bewirtet jede Hausmutter ihre Familie besser als sonst, und wenn es möglich ist, so schaffen die Eltern ih­ren Kindern einige neue Klei­dungsstücke an. Auch ledige