Als ich 6 Jahre alt war, kam ichin die Volksschule, nachdemich zuvor ein halbes Jahr in denKindergarten gegangen war.Als kleiner Lausbub, der ichwar, sagte ich aber:„Der Kindergarten gefällt mir nicht mitseiner Spielerei und ist nurrecht für kleine Mädchen undBuben.“ Ich aber liebte mehrdas Spielen mit größeren Buben und Pferden.1871-1879 besuchte ich dieVolksschule. Zur Schulentlassung im April wurde ich in derev. Kirche konfirmiert undempfing am Sonntag daraufdas Abendmahl.Den folgenden Montag begannich meine Lehre als Schuhmacher bei Herrn Georg Held,denn in Deutschland ist es üblich, daß jeder nach Schulabschluß einen Beruf lernt oderin eine höhere Schule geht.Mein Vater mußte 200 MarkLehrgeld bezahlen. Ich abermachte mich mit viel Eifer andie zweieinhalb Jahre dauernde Lehre.Ich mußte hart arbeiten, von 6Uhr früh bis 9 Uhr abends undoft auch bis Mitternacht.Schlimm war es samstags, daSchuhe und Stiefel fertig seinmußten, bis am Sonntag um9.30 Uhr der Gottesdienst begann. Bei der Ablieferung derSchuhe erhielt ich meist einTrinkgeld, weiches ich so zusammensparte, daß ich eigenesWerkzeug kaufen konnte.Dann brauchte ich auch neueKleidung, denn ich liebte es,gut angezogen zu sein.Mein Meister hatte etliche Äkker und Wiesen, wie all diekleinen Bauern, und oft mußteich bei der Ernte usw. mithelfen auf dem Felde, was ich javon zu Hause gewöhnt war, wowir schon vom siebten Lebensjahr an tüchtig mithelfen mußten.Hier hatte ich besondere Freude im Umgang mit unserenPferden. Sommers ritt ich mitmeinen Freunden auf den Pferden, wir gingen auch an denFluß, um mit den Pferden zuschwimmen. Einmal kamenwir in eine Untiefe, und nurnoch der Kopf von Pferd undReiter schaute aus dem Wasser,aber ich konnte ja schwimmenwie eine Ratte. Immer ritt ichohne Sattel. Einst kamen Zirkusleute ins Dorf und sahenmich reiten. Da sagten sie zumeinem Vater, ich wäre für denZirkus geeignet, doch der lehnte, wie auch ich, ab. Oft ritt ichauch auf einer Kuh, und einengroßen Ziegenbock hatten wirebenfalls zum Reiten gerichtet,was viel Spaß machte. Im Winter hatten wir meistens vielSchnee. Da auch winters diePferde bewegt werden mußten,wurde der Schlitten mit Strohund Decken gefüllt, darauf saßen meine Freunde, die Pferdewaren mit Glocken versehen,und es gab eine Schlittenfahrtnach Altensteig mit Rückwegüber den Schwarzwald undEinkehr in einem Gasthof, wowir aßen und tranken, auchtanzten und so eine schöneKurzweil hatten.Meines Vaters Haus stand unweit der Nagold, und so botsich reiche Gelegenheit zumSchwimmen und Baden mitden Buben und Mädchen. AmFluß waren 2 Badehäuser, einsfür Männer, das andere fürFrauen. Wir Kinder aber mußten uns im Gebüsch umziehen.Im Fluß gab es auch feine Süßwasserfische. Das Wasser warzuweilen nicht tief, und sommers rannten wir barfuß darinherum, fischten mit den Händen, was seitens der Fischwasserinhaber verboten war, aberman brauchte sich nur nichterwischen lassen, und so gabes zu Hause oft Fisch zum Essen.Es war einmal an einem Sommernachmittag, als ich mit 2Freunden im„Wörth“ zumBaden ging. Wir schwammenhinüber zu Kirschbäumen, diean der Hauptstraße standen. Dakletterten wir hinauf und ließenuns die roten und schwarzenKirschen schmecken. Als einfeines Gespann mit 2 Damenund Herrren vorbeifuhr, stiegenwir eilends herab, gingen unter dem Badehaus durch undüber einen Damm in das tiefe,angestaute Wasser. Von derAufregung oder Überhitzungbekam ich einen Krampf in dieBeine und war am Untergehen.Einer meiner Freunde bemerkte dies und zog mich an Land.Für mich ein Denkzettel:„BeiÜberhitzung Vorsicht waltenlassen!“ Am Ende des Kanalsbei der Mühle lagen große undkleine Steine. Dort konnte mangut fischen. Das wußten wirfast besser als der Fischer.Sonntags standen oft bis zu 5am Fischwasser beteiligte Fischer am Ufer. Einmal- wohlbeim Abfischen- mußten wirhelfen: Am Ufer stand ein miteinem Pferd bespanntes Fahrzeug, beladen mit einem Behälter, in den wir die Fische zuwerfen hatten. Diese kamendann zum Verkauf. Als Lohnerhielten wir allenfalls einige sonst unverkäufliche-kleine