bei sparsamem Leben und Versagung fast aller literarischenWünsche jährlich noch gegen300 Gulden aus seinem kleinenVermögen zusetzen, sodaß ihmgegenwärtig nur noch ein geringer Rest übrig ist. Er istdurch seine wachsende Familie zu seinem innigsten Bedauern nun auf den Punkt gebracht, wo er seinem wohltätigen Sinn gegen Arme undKranke Zwang anthun, seinefreiwillige Thätigkeit an derGemeinde sehr beschränken,und alle freie Zeit demBroderwerb zuwenden müßte.Wie sehr aber hiebei die verschiedenen zu Nuz der Gemeinde errichteten Anstaltenund das bisherige gute Einvernehmen Noth leiden müßten,ist einleuchtend. Er sieht sichdaher neu, aus dieser für ihnund die Gemeinde gleich peinlichen Lage zu entkommen, aufden Ausweg hingetrieben, einePfarrstelle zu suchen, die ihnund seine Familie nährt.In KayhAuch in Kayh beschränkte sichFreihofer nicht nur auf die eigene Gemeinde. Er wurdeSchulkonferenzdirektor, Vorstand des Diözesansvereins(Zusammenschluß der Pfarrerim Dekanat) und korrespondierendes Mitglied des landwirtschaftlichen Bezirksvereins.Über die Zeit in Kayh vom6.Oktober 1840 bis zum10.Juni 1851 geben wir GeraldMaier das Wort:Auf Anregung von PfarrerFreihofer wurde durch denKirchenkonvent am 13.Mai1847 die Gründung eines Ortsoder Lokalarmenvereins vorgeschlagen. Dadurch wollteman den Bettel unterdrücken.Der Verein sollte als unterstesGlied mit dem Bezirkswohltätigkeitsverein, dessenVorsitzender Pfarrer Freihoferzeitweilig war, und der Zentralleitung des Wohltätigkeitsvereins in Stuttgart zusammenarbeiten. Gegründet wurde derOrtsarmenverein aber erst einJahr später. Bei einer Visitation durch den HerrenbergerDekan im Jahre 1845 wurdeder Charakter von PfarrerFreihofer als intelligent, regsam und hauptsächlich aufsPraktische gerichtet beschrieben. Über seinen Predigtstilerfahren wir, daß er die Predigten stichwortartig aufschriebund dann frei hielt. Freihoferspositives Wirken wird in einemSchreiben des Königlich Evangelischen Konsistoriums von1847 an das Dekanatamt Herrenberg deutlich. DasDekanatamt solle ihm für seine besonderen Verdienste, welche er sich durch zweckmäßige Haltung der SchullehrerConferenzen und Bemühungenum die Verbesserung desVolksschulwesens gemachthat, eine Belohnung von 25Gulden zukommen lassen. FürKayh selbst wird FreihofersBemühen um die Schule imVisitationsbericht von 1843folgendermaßen beschrieben:„Der Pfarrer- ein guterSchulmann- nimmt sich derSchule mit Einsicht undThätigkeit an und besucht undbeaufsichtigt sie fleißig“.(Dazu ist zu vermerken, daßdamals die Schule im Ort demOrtspfarrer unterstand.)Weiterhin kümmerte sichFreihofer auch um die berufliche Fortbildung seiner Gemeindemitglieder. So errichtete er wie in Neuhengstett eineBaumschule und eine Industrie- oder Arbeitsschule, die erallein durch seineTätigkeit’erhielt. In derIndustrieschule konnten ärmere Leute und Kinder die Herstellung von Schuhen undHandschuhen lernen. DieIndustrieschule gab ihre Fertigprodukte an einen Calwer Fabrikanten weiter. Die Lohnauszahlungen kamen oft zeitlichverspätet. Am 31.März 1947wurde deshalb vom KayherKirchenkonvent beschlossen,zum besten der hiesigenBeschäftigungsanstalt, in welcher der Arbeitslohn häufig umMonate später als die Lieferung der Arbeit von Seiten desCalwer Fabrikanten zur Ausbezahlung kam, ein Capital bisgegen den Herbst hin aufzunehmen, um den armen Arbeitern in jetziger Zeit derTheurung nach Lieferung ihrerArbeit ihren Verdienst also baldauszubezahlen. Im Jahr 1848wurde auf Initiative von Pfarrer Freihofer in Kayh eineKleinkinderschule eröffnet.Neben seiner Vorliebe für dasSchulwesen hatte PfarrerFreihofer besonderes Interessean der Landwirtschaft. Als Vorsitzender und korrespondierendes Mitglied des Landwirtschaftlichen Bezirksvereinshatte er die Aufgabe, mit anderen Bezirksvereinen und anderen für die Landwirtschaftzuständigen Stellen, wie z.B.dem landwirtschaftlichen Institut in Hohenheim, in Verbindung zu treten. So verhandelteer mit dem Institut über dieBereitstellung von Ausbildungsplätzen für die Fortbildung von Schmieden undWagnern des Herrenberger Bezirks, damit sie die Anfertigung