weise aus. Bilder, Schrift und Technik sind ausgesprochen einfach, fast naiv im Vergleich mit der Arbeitsweise anderer zeitgenössischer Häfner­kollegen zum Beispiel aus Heimsheim, Holzgerlingen, Wildberg oder Neubulach. Ge­rade in ihrer Einfachheit brin­gen sie jedoch das zum Aus­druck und machen glaub-wür­dig, was in ihren Text-inhalten gesagt werden will. Die Aus­sagen wirken dadurch beson­ders ursprünglich und natür­lich. Gewiß bei weitem nicht alle Texte sind von Johann Ge­org Dompert selber erfunden worden, auch die bildlichen Darstellungen findet man ab und zu in ähnlicher Weise auf Platten anderer Häfner, wie es auch bei den Texten der Fall ist. Hier und da finden sich glei­che oder ähn-liche Texte wie auf den Platten auch auf Häfen, Krügen und anderem Geschirr. Die Dornperteigene originelle Gestaltung vermittelt in ihrer volksnahen Art den Eindruck, daß die Motive aus dem Grun­de der Persönlichkeit kommen und das aussagen wollen, was der Handwerker für seinen Le­bensbereich nach-empfinden kann. Dies darf gelten, obwohl sicher ist, daß die Häfner eine Art Katalog besaßen, auch auf­schrieben, was sie da und dort hörten oder sahen, und daß die später ja auch zahlenden Kun­den einmal mehr, ein andermal weniger eigene Wünsche und Vor-stellungen einbrachten. Manche Texte stammen aus der Bibel, aus dem Gesangbuch oder volksbuchartigen Texten. Insgesamt sind über 700 ver­schiedene Motive bei der Ge­staltung von Ofenwandplatten bekannt. Wem die dörfliche Realität in Simmozheim noch vor der nach dem zweiten Weltkreig massiv ein-brechen­den Moderne geläufig ist, für den sind viele der Aussagen auf den Ofenwand-platten noch leicht ins Dorf-leben einzuord­nen bezüglich dem, was sie real meinen, auch inwieweit sie le­diglich schalk- oder spaßhaft gemeint waren und in ihrer Wirkung auf die Lach­muskulatur bei Arbeit und Un­terhaltung die Runde mach-ten oder einem Gespräch, einer In­formation, dem Flecken­klatsch die passende, jedem verständliche Pointe gaben. Nur geradlinige Schlüsse aus dem nackten Textgehalt auf das Denken der damaligen Men­schen und ihrer Zeit zu ziehen, wäre zu oberflächlich. Ohne mit dem hintergründigen Hu­mor der Simmozheimer Volks­seele vertraut zu sein, könnte man zu der übertriebenen Aus­legung kommen, daß es sich bei dem Hersteller der Platten um einen Frauenfeind gehan­delt haben müsse, oder daß das Gesellschaftssystem durch eine frauenverachtende Grundein­stellung hier und allgemein gekennzeichnet ge-wesen sei. Dies wäre zu ein-dimensional gedacht und würde dem Vers­gut auf den Platten nicht ge­recht werden. Natürlich war das System vor­gegeben und gab rein recht-lich gewisse Anhaltspunkte für den Gedanken, daß man Frauen eher ungestraftaufs Korn nehmen könne als Män-ner. Wo dies praktiziert wurde, wie bei Johann Georg Dompert, mag man sich in einem gewis­sen Recht fühlen, wenn Rück­schlüsse auf den Grad der Be­nachteiligung der Frau gezo­gen werden. Ihn aber ins gera­de Verhältnis zu der Zahl der gegenüber den Frauen nachtei­ligen Textaussagen zu setzen, wäre gewiß nicht zu-treffend. Die Rolle der Frau in Ehe, Fa­milie und bei der Arbeit wurde auch zur Zeit des Johann Ge­org Dompert vorwiegend durch ihre individuelle Per­sönlichkeit, ihr Geschlecht und ihre Tüchtigkeit bestimmt und kommt- wie es oft so ist- ge­rade dort pointiert zur Wer­tung, wo es Mängel gibt. Die­se werden- weil es normaler­weise anders ist-besonders in­tensiv empfunden. Die hinter­gründige, auch mal mehr­deutige Auslegungsmöglich­keit der Dompert-Texte ent­spricht der phantasiefrohen Denkart der hiesigen Be­völkerung, die sich auch freu­en kann an einem einfachen, fast nichtssagenden Reim, wie AUF EINER GRÜNEN HÖH, DA LAUFEN HIRSCH UND REH, oder AUF DER WELT IST ALLES EITEL, WER KEIN GELD HAT, BRAUCHT KEIN BEUTEL. Gleich anschließend, fast in einem Atemzug, bunt gemischt wie im Leben selbst, so wie die Platten auf den Wänden er­scheinen- ohne erkennbares System- begegnet dem Be­trachter dann die Aussage AN GOTTES SEGEN IST ALLES GELEGEN. In das Milieu passen auch die Spruchweisheiten ARBEIT MACHT DEN LEBENSLAUF NOCH EINMAL SO MUNTER, FROHER GEHT DIE