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Recht wenig ist mehr erhalten von den Gebäuden aus ganz alter Zeit; die beiden Zerstörungen 1634 und 1692 hatten so reinen Tisch gemacht, daß überall nur noch die Grundmauern stehen geblieben waren. Erhalten blieb uns zum Glück das reizvolle Brückenkapellchen St. Nikolaus auf der großen Brücke; erhalten blieb auch noch ein einziger Stadtturm, sonst aber sind wohl alle Gebäude erst aus der Zeit nach 1692. Zum Glück lebte damals ein offenbar recht bedeutender Bau- und Zimmermeister hier, davon geben die vielen ausgezeichneten Holzhäuser mit wohlerhaltenem Schnitzwerk aus jener Zeit das beste Zeugnis. Auch sonst ist unsere Stadt an architektonischen Schönheiten reich; es braucht nur an die schöne Gestaltung des Marktplatzes erinnert zu werden, an das originelle Steinhaus im Bischof, und andere Patrizierhäuser/
Wenn auch Hermann Hesse in „Unterm Rad“ meint, unsere Stadt „Gerbersau“ habe noch kein Genie hervorgebracht, so mag etwas daran sein, obwohl Hesse selbst ein Kind hiesiger Stadt ist. Allein daß bedeutende Männer hier ihre Wiege gehabt haben, wird niemand bestreiten können.
Erinnert möge werden an den Botaniker Gärtner, den Rittmeister Gustav v. Vischer, dessen schöner Grabstein noch heute eine Zierde des Friedhofs bildet, die Kommerzienräte Dörtenbach und Staelin, Emil Schüz, den bekannten Arzt und Naturforscher; als Calwer können wir ferner ansprechen Joh. Valentin Andreä, Christian Jakob Zahn, unsterblich als Komponist des Reiterliedes „Wohlauf, Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd!“, und Christian G. Barth, den Gründer des Calwer Verlagsvereins, der heute noch in Blüte steht. Denkt man noch an große Stiftungen hiesiger Stadt, das Färberstift, das ein Vermögen von mehreren 100000 Mk. besitzt, an das Georgenäum und aus neuester Zeit an die Stiftungen von Hermann und G. H. Wagner für Schulzwecke, so kann man doch sagen, unsere Stadt hat vor andern Landstädtchen ähnlicher Größe etwas voraus, wir freuen uns, daß wir Calwer sind!