H at unsere Stadt Calw auch keine große politische Geschichte hinter sich, ist es doch notwendig, mit einigen Sätzen ihrer Vergangenheit zu gedenken; der Name Calw war seit Jahrhunderten in der ganzen Welt ein überaus‘bekannter, galt doch die Stadt als eine der angesehensten Handelsstädte in Süddeutschland.
Wenig ist mehr erhalten aus alter Zeit, da die Grafen von Calw auf dem Schloßberg eine feste Burg stehen hatten; diese Burg zerfiel schon im 16. Jahrhundert, sollte 1606 durch den berühmten Baumeister Heinrich Schickhardt großzügig neu aufgebaut werden; als aber die Grundmauern fertig waren, starb Herzog Friedrich, und der Bau blieb liegen. Nur noch wenige Mauerreste geben Kunde von der großen Anlage, die hier erstehen sollte; seit 1878 steht auf dem Schloßberg in Buntsandsteinbau. das Bezirkskommando.
Schon im 13. Jahrhundert zeigt sich das Wappen der Stadt, der auf 4 Bergspitzen stehende gekrönte Löwe. Calw, das schon im 13. Jahrhundert Stadtrecht besaß, kam 1308 und 1345 an Württemberg. Die Stadt war wohl ummauert und rings mit festen Tortürmen versehen; leider wurden diese Türme außer dem Diebsturm, dem „Langen“, im Lauf des 18. und 19. Jahrhunderts abgebrochen. Eine große Industrie blühte schon seit dem 14. Jahrhundert in unserer Stadt: schon 1327 war eine Walkmühle hier, im 17. Jahrhundert waren in der Stadt über 400 Webermeister, 1200 Zeugmacher und etliche 1000 Spinnerinnen u. s. f., brachten in die Stadt bewegtes Leben und Treiben, und weithin zogen die Großhändler, der Stadt Namen in der Welt verkündend; noch heute gibt es in Mailand und Amsterdam aus dem Mittelalter her Calwer Straßen. Aber auch von den Leiden des Miteialters, von Pest und Krieg blieb die Stadt nicht verschont; besonders unter den Schrecken des 30jährigen Kriegs hatte Calw so schwer zu leiden, wie kaum eine andere Stadt. Am 10. Sept. 1634, wenige Tage nach der Schlacht von Nördlingen, drangen Reiter Johann von Werths in die Stadt ein, die völlig aus-