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singt jetzt ein besonderer Chor, oder vielleicht singt die Trauergemeinde gemeinschaftlich, oder spielt ein Posaunenquartett. Ebenso waren in unseren Gemeinden Abdankungen durch den Lehrer am Grabe üblich; in der Kirche wurde eine Leichenpredigt gehalten; neuerdings voll­zieht sich der ganze Trauerakt apr Grabe. Zu der Beerdigung strömen die Teilnehmer von allen Seiten zusammen; nicht bloß die Verwandt­schaft oder, wie man in unserer Heimat sagt, die Freundschaft, sondern ein großer Teil der Gemeindegeht mit der Leiche"; ja auch die Nach­barorte sind zahlreich vertreten. Ein eigentlicher Leichenschmaus fin­det nicht mehr statt, wohl aber ein Zusammensein der nächsten Fa­milienangehörigen. Früher wurde jedem Verstorbenen ein hölzernes Kreuz aufs Grab gesetzt; neuerdings treten häufig Grabsteine an de­ren Stelle.

Noch möge hier Erwähnung finden, daß ein älteres Ehepaar, das erwachsene, verheiratete Kinder hat, bei der Uebergabe des Hauses und der Güter seine bisherige Wohnung verläßt, um sie dem Sohn bezw. der Tochter zu übergeben. Die ausziehenden Eltern ziehen in den Ausding oder Leibding; derselbe besteht aus einer kleineren Woh­nung, die sich im Haus selbst befindet oder daran angebaut ist, zum mindesten aber aus einem Stübchen mit den nötigen Gelassen. Auch hier suchen sich die alternden Eltern für sich oder für ihre Kinder mög­lichst zu betätigen, bis sie ihr Tagewerk vollends ganz vollbracht haben.

Bild 256: Gasse in Nagold.