324

in der Nachbarschaft eine sehr große Zahl: Ober- und Unterjettingen, Mötzingen, Eutingen, Eündringen u. a. Was bedeutet dieses ingen? Die Silbe ing bezeichnet die Zugehörigkeit zu einem Stamm, einer Sippe. Karolinger heißen die zu Karl dem Großen gehörigen Ver­wandten auf dem fränkischen Thron. Diese Zugehörigkeit kann ent­weder verwandtschaftlicher oder rechtlicher Art sein; der betr. Herr kann entweder der Vater oder der Grund- oder Lehensherr sein. Nun enthält bei solchen Ortsnamen immer der erste Teil den Namen des Ahnherrn der Sippe oder des Grundherrn der Siedlung. Ein solcher Ahnherr war z. B. Eiltilo; die zu seiner Sippe oder zu seiner Sied­lung gehörigen Leute hießen die Eiltilinge. Auf diese Weise ist der Name Eültlingen entstanden; bei seiner ersten Nennung 1150 hieß das Dorf Giltelingen, wobei noch zu bemerken ist, daß die Ortschaften stets im 3. Fall der Mehrzahl bezeichnet wurden (er geht zu) den Leuten des Eiltilo. Die Ahnherren der übrigen Orte im Bezirk mit dieser Endung mögen gewesen sein: Afran (Effringen), Ammo (Emmingen), Biga (Beihingen), Boso (Bösingen), Skioto (Schietingen). Aus dem Gesagten ergibt sich, daß die Orte mit dieser Endung in der Regel bei der ersten Einwanderung und Besiedlung entstanden sind. Auch den Schluß werden wir daraus ziehen dürfen, daß die Gelände, die zu den Orten mit ingen gehören, zu den fruchtbarsten Landstrichen gehören. Aehnlich steht es mit den Endungen Hausen und d o r f. Hiefür haben wir in unserem Bezirk auch mehrere Beispiele: Ebhausen, Wöllhausen, Egenhausen, Jselshausen, Poppenhaufen, (abgegangen im Waldachtal); Pfrondorf, Rohrdorf, Schwandorf, Walddorf. Die Ansiedlung der Ortschaften mit diesen Endungen mag etwas später erfolgt sein; die Orte mit Hausen mögen zunächst mehr Einzelsiedlungen, die mit dorf mehr Eruppensiedlungen gewesen sein. Es findet sich namentlich e i n Unterschied noch zwischen den beiden Arten von Orten: die Namen mit Hausen zusammengesetzte Ortsbezeichnungen enthalten Namen von Personen, die wohl auch Gründer der betr. Ortschaften waren: Ebbo (Ebhausen), Wello (Wöllhausen), Ago (Egenhausen), Zsolt (Zsels- Hausen), Poppo (Poppenhausen). Dagegen die ersten Bestandteile der mit dorf zusammengesetzten Ortsnamen weisen auf den Anbau von Gewächsen, die zu den Lebensbedürfnissen gehören: Bondorf Baum­dorf; Pfrondorf weist hin auf Steinobst (prunus Pflaume, Zwetschge); Rohrdorf auf den Anbau von Rohrgewächsen.

Der Name Schwandorf wird darauf bezogen, daß das Waldachtal in der Nähe hauptsächlich zur Gewinnung von Schweinefutter verwen­det wurde.

Die Endung heim in Ober- und Untertalheim und Baßheim (untergegangen bei Nagold) bedeutet ursprünglich Wohnung. Man nimmt an, daß Ortschaften mit dieser Endung fränkische Siedlungen seien. Die Franken legten in unserer Heimat mit Vorliebe Eutshöfe an, für die sie Heime, Wohnungen brauchten. Orte mit Weilerha­ben wir mehrere: Ettmannsweiler, Earrweiler, Ober-, Mittel- Sach­senweiler, zusammen Zumweiler zun Weilern, wie man in der