314
Bild 248: Hohennagold. Blick vom Burggraben aus.
Links: heutiger Zustand. Rechts: mutmaßliches früheres Aussehen.
beschleunigte. Auch ein Ende des 17. Jahrhunderts aus Bauüberresten errichtetes Wachthaus brannte später ab. Heute reden nur noch Trümmer zu uns vom Wechsel der Zeiten.
Zu einer Burganlage gehörte in der Nähe ein Wirtschaftshof, der Fronhof, der für die Verpflegung der Besatzung zu sorgen hatte. Ein solcher wird auch für Nagold in alten Urkunden erwähnt und ist vermutlich in dem „Meierhof" gegenüber der Stadtpflege zu erblicken. Dieser Bau sticht auch merkwürdig ab von der sonst üblichen Bauart, indem er im unteren Teil und im Ostgiebel ganz mit starken Mauern ausgeführt ist, mit kräftigen „Bossenquadern" an den Ecken. Der Hauseingang mit spitzbogiger Türe befindet sich nicht wie gewöhnlich zu ebener Erde sondern, ähnlich wie beim Bergfriet, in gewisser Höhe, zu der einst eine leicht zu beseitigende Holztreppe mit Schutz- dächlein geführt haben wird. Das Haus hatte auch auf seiner Nordostecke Wandmalereien, die leider seit Jahren übertüncht sind.
Die Erundherren von Nagold, die Grafen von Hohenberg, werden wohl auch die „ Stadt" Nagold geschaffen haben als eine Art „Groß- bauunternehmung". Sie sicherten den Bewohnern ihren Schutz, Ausübung von Gewerben, sowie Baustellen zu, wofür dem Herrn der Stadt gewisse jährliche Zinsen von jedem Haus und Anwesen entrichtet werden muhten. Die Stadt erhielt eine Befestigung mit Wall und Graben und zwar ums Jahr 1274. Das Städtchen hatte nur eine Hauptstraße, die neue, gebogene Marktstraße, die, wie wir schon gesehen haben, dem Verlauf einer älteren Umwallung folgte. An ihren Enden war je ein Tor mit Turm, das „obere Tor" (zwischen Kaufmann Knödel und H. Reichert) und das „untere Tor" (bei der Köhlerei). Dazu kam noch das „Mühltörlein" bei der unteren Mühle (nahe dem heutigen Oberamt). Um die ganze Stadt lief eine „Ringmauer" mit bedecktem Wehrgang auf der Mauer, der teilweise (z. B. an der Hintern Gasse) durch einzelne schon früher auf der Stadtmauer aufgebaute Häuser hindurchführte (heute dort noch stellenweise zu sehen). Außerhalb war ein breiter Umgang, der Zwinger, mit einer ge-