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Alt-Nagold und seine Bauten
Bon Felix Schuster
Alte Märchen und Sagen erzählen uns manchmal von Menschen, welche die Sprache der Dögel verstehen konnten. Etwas ähnliches kann jeder von uns heute noch erleben, wenn er die Sprache der Steine und Bauten verstehen lernt, die uns vieles von längstvergangenen Zeiten erzählen.
Die älteste Kunde von einer großen Bauanlage in Nagold haben wir durch die Ausgrabungen desrömischen G u t s h o f e s bei der Oberkirche, der eine hochentwickelte Wohnkultur und Bautechnik aufweist. Aus den zerstreuten Gehöften der Alemannen wird nach und
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nach bei zunehmender Bevölkerung nahe der Waldachmündung eine Dorfsiedlung entstanden sein, die im Laufe der Zeit wohl eine einfache Befestigung mit Wall und Graben erhielt. Denn in einer Schenkungsurkunde vom Jahr 1270 ist die Rede von Gütern extra fossatum (außerhalb des Grabens gelegen). Dieser älteste eiförmige Kern ist uns auch heute noch, trotz aller Wandlungen der Einzelbauten im Laufe der Jahrhunderte, im Stadtgrundriß erhalten geblieben. Er ist gegen Osten begrenzt durch den Stadtgraben, im Westen durch den Verlauf der gebogenen Marktstraße und ist durchschnitten von einem ebenfalls gebogenen Straßenzug, der ehemaligen „Hinteren Gasse".
Nach der Unterwerfung der Alemannen durch die Franken hatten diese besonders die ehemaligen, nun herrenlosen und verlassenen römischen Gutshöfe als Königsgut in Besitz genommen. So entstand bei der