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Herrschaft und Städtchen Berneck

Zu den schönsten und interessantesten, wenn auch nicht zu den größ­ten Burgen des Landes gehört das Schloß in Verneck. Stolz und kühn schaut es von seinem trutzigen Felsennest herab ins Tal. Zwar sind die heutigen Schlösser ihrem größeren Bestand nach neueren Datums: aber sie stehen an der Stelle der ursprünglichen Burg und zeigen auch noch im ganzen die Gestalt der ursprünglichen Anlage.

Erstmals erwähnt werden die Herren von Berneck im Jahr 1150, wo ein Edler Erlewin von Berneck als Mönch in das Kloster Reichen­bach eintritt; die Burg scheint damals noch nicht sehr lange bestanden zu haben. Ursprünglich saß eine andere Adelssamilie auf dem Schloß; diese frühere Familie hing verwandtschaftlich zusammen mit den ur­sprünglichen Herren von Altensteig, den Vögten von Wöllhausen, den Herren von Hornberg und vom Fautsberg. Dieses Geschlecht scheint reichbegütert gewesen zu sein, da es Besitzungen nicht bloß bei Berneck und Umgebung, sondern auch in weiterer Ferne besaß; so verkaufen 1320 Albert, Eerlach und Hug von Berneck das Dorf Schmieh im Oberamt Ealw. Aber schon 1350 finden wir die Herren von Eült- lingen als Mitbesitzer des Guts in Berneck. Dieselben hatten 1338 ihre Güter in Eültlingen an die Grafen Rudolf und Konrad von Tü­bingen verkauft und ließen sich nun für immer in Verneck nieder. Längere Zeit saßen sie zugleich mit den Herren von Berneck, die häu­fig den Namen Hug (Hugo) führten, über dem Köllbachtal. Diese Ge­meinsamkeit des Besitzes mag auch der Grund davon sein, daß wir schon von früher Zeit an zwei Schlösser in Berneck vorfinden. Die früheren Herren scheinen sich nicht lange darauf ganz aus der Gegend verzogen zu haben. 1395 finden wir die Herren von Eültlingen als Alleinbesitzer.

In die Zeit, in der beide Familien in Berneck saßen, fällt eine Fehde, die sehr leicht schlimme Folgen hätte haben können. Es war die Zeit, wo viele kleine Herrschaften aufkamen und möglichst viele Güter zu erwerben suchten. Auch die Grafen von Württemberg waren auf möglichste Erweiterung ihres Gebiets planmäßig bedacht. Eber­hard II. der Ereiner, ein tatkräftiger, streitbarer Fürst, der gerne seine Interessen mit dem Schwert vertrat, hatte unter den aufstreben­den Rittern und Städten viele Gegner, wie dies Ludwig Uhland in seinen Balladen so anschaulich besingt. Einer seiner erbittertsten Feinde war Graf Wolf von Eberstein, der seine Burg bei Baden-Ba­den hoch über dem Murgtal hatte. Das ist der Wolf von Eberstein, der im Jahr 1367 den Grafen Eberhard überfallen wollte. Eberhard zog gegen ihn und eroberte seine Burg. Allein unter dem Adel hatte sich eine Gesellschaft gebildet, von einem silbernen Abzeichen, das sie um den Hals trugen, Schlegler genannt, um die Macht vcs Württem- bergers zu brechen und den niederen Adel zu stärken. Auf ihren Bur­gen Heimsheim, Neuenbürg, Berneck und anderen hatten sie sich Stütz­punkte für ihre Pläne geschaffen. Zu der Gesellschaft gehörten auch die Herren Hug von Berneck und Eumpold von Eültlingen. Der Sohn