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Bild 221: Schönbronn.

Nicht besser erging es unserer Heimat als im Jahre 1733 zwischen Frankreich und Oesterreich ein neuer Krieg ausbrach wegen der Erb­folge auf dem Königsthron in dem auch damals fchon von Frankreich kräftig unterstützten Polen. Es handelte sich wieder um die Besetzung der Schwarzwaldpässe durch österreichische und deutsche Truppen, zu denen jetzt auch noch ruffische Heere kamen. Zu den fortgehenden Durchzügen und Einquartierungen traten auch jetzt wieder die Schanz­arbeiten bei Hornberg und Hausach, ebenso bei Ettlingen und Mühl­burg (bei Karlsruhe); diese Befestigungswerke mußten wieder von den benachbarten Aemtern ausgeführt werden, die hiezu geeignete Arbei­ter aufstellen mußten. Zu diesen Aemtern gehörten auch Nagold und Altensteig. Daß unsere Vorväter dieser fortgehenden, schweren Kriegs­lasten sehr überdrüssig waren, ist wohlverständlich. Es war eine Zeit des Niedergangs für ganz Deutschland. Schlimm war, daß viele Deutsche, auch Fürsten, Bewunderer des französischen Königs Lud­wig XIV. waren, der doch einer der schlimmsten Feinde war, die Deutschland je gehabt hat; auch nach dessen Tod (1715) haben die Ränke und Umtriebe der Franzosen gegen Deutschland nie mehr auf­gehört; ja wie oft haben seitdem Deutsche gegen Deutsche gestritten! Sehr schlimm wirkte auf das Volk, daß man bald auch an deutschen Fürstenhöfen und sonst in deutschen Landen die Pracht und Sittenlo- sigkeit am französischen Hofe und überhaupt in den höheren Kreisen Frankreichs zum Muster nahm. Während bisher an den Fürstenhösen wie im Volke einfache Sitten, Sparsamkeit und Gottesfurcht herrschend waren, so kam jetzt von Westen herüber ein Geist der Leichtfertigkeit, der Ueppigkeit und der Frivolität. Und diese Schwelgerei und der Luxus wirkten um so anstößiger, je mehr es im Volke Leute gab, die infolge der unruhigen und bösen Zeiten Mangel am Notwendigsten hatten.