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Straßburg in unsere Heimat über den Kniebispaß gefunden, und so bildete der Name Kniebis Jahrhunderte lang für die Bewohner des Schwarzwaldes einen Gegenstand des Schreckens, sofern man mit die­sem Namen stets die Vorstellung von der Franzosengefahr verbunden hat.

Ludwig XIV. nützte die durch den westfälischen Friedensschluß verur­sachte Schwäche des deutschen Reichs und die Uneinigkeit der deutschen Fürsten und Stände für die maßlos ehrgeizigen Ziele seiner Politik aufs gewissenloseste und rücksichtsloseste aus und erhob mitten im Frie­den die Forderung, alle deutschen Herrschaften und Städte auf dem linken Rheinuser gehören zu Frankreich. So beanspruchte er die Graf­schaft Mömpelgard, die seit Jahrhunderten zu Württemberg gehörte, und nahm 1681 die Stadt Straßburg ohne jeglichen Anlaß vom deut­schen Reiche weg. Aber damit hatte er noch lange nicht genug. Zwi­schen Frankreich und Oesterreich kam es bald zum Krieg; bald mar­schierten wieder französische Truppen durch unser Land und unseren Bezirk; die schlimmen Zeiten des dreißigjährigen Kriegs schienen wie­derzukehren. Einquartierungen, Durchmärsche, Plünderungen, Brand­schatzungen, Mord und Totschlag waren wieder an der Tagesordnung, und auch die kaiserlichen Truppen, die den Franzosen entgegenzogen, machten es nicht viel bester. So fiel 1675 der österreichische Rittmeister Slotzky mit etwa 200 Mann ins Murgtal bei Baiersbronn ein, um die Ortschaften auszuplündern. Da sammelte der Schultheiß von Baiers­bronn eine Schar beherzter Bauern, welche die Eindringlinge aus dem Tal verjagten, wobei sie den Franzosen die Beute wieder abnahmen und ihnen große Verluste beibrachten. Die Aemter Reichenbach a. M., Altensteig und Nagold bekamen 1678 Einquartierung von kaiserlichen Truppen. Noch schlimmere Zeiten kamen mit dem Jahr 1688. Freu­denstadt war von den Franzosen besetzt worden; auch die benachbar­ten Aemter Dornstetten und Altensteig hatten schwer durch Plünder­ungen und Streifzüge zu leiden. Aber auch andere Gegenden Würt­tembergs wurden von den Franzosen schwer heimgesucht: Schorndorf, Geislingen, Eßlingen, Tübingen wurden hart mitgenommen; der fran­zösische Mordbrenner Melac überbot an Brutalität und Vandalismus alles bisher Dagewesene. Das Amt Altensteig mußte im Winter 1688/89 monatelang bayrische Truppen ins Quartier nehmen. Wegen der Schlappe bei Baiersbronn drohten die Franzosen, sie werden den ganzen Schwarzwald anzünden und alle Städte und Dörfer verbren­nen und die Leute darin umbringen. So ging es Jahr für Jahr. Im Sommer 1692 überschritt der französische General Lorge abermals den Rhein, nahm Pforzheim ein und überfiel die schwäbischen Kreistrup­pen, die unter der Führung des württ. Prinzen Friedrich Karl sich tapfer wehrten, bei Oetisheim, OA. Maulbronn. Dieses unglückliche Gefecht war für Württemberg verhängnisvoll: die Franzosen über­schwemmten sengend und brennend das offen vor ihnen liegende Land, besonders die Städte und Aemter Vaihingen, Neuenbürg, Liebenzell, Zavelstein und Talw. Das prächtige Kloster Hirsau samt seiner altehr-