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tung auf diesen Straßen einst eine Rolle spielte, haben wir zunächst nur Sicherheit für eine in vergangenen Jahrhunderten wichtige Verkehrsstraße. Aber, wie oben gesagt, gehen mittelalterliche Fernwege fast durchweg auf vordeutsche zurück. Es wird aber dann manchmal eine solche Bezeichnung — in unserem Bezirk spielt der Name „W e i n- straß e" eine Rolle — übertragen auf Wege, deren Bedeutung nicht mehr verstanden wird. — Von Beuren bis nördlich von Altensteig-Dorf führt ein alter Weg, der in der Gegend von Beuren „Eselsweg" genannt wird, weiterhin „Weinsträßle" heißen soll. Am ehesten ist für einen vordeutschen Weg beweisend die Bezeichnung „Hochstraße" (Hochsträß, Hochgesträß); Höhenwege sind die besten Urwege (Beispiele unten). Diese Bezeichnung haftet manchmal der Fortsetzung des Weges an, die sich nicht mehr auf der Höhe hält. Die Bezeichnung Heerstraße ist in alter Zeit üblich für Fernwege. Sie wird im späteren Mittelalter abgelöst durch die Bezeichnung Landstraße und ist deswegen meist nur hängen geblieben an solchen Straßen, die später keine Bedeutung mehr hatten. Die Heerstraße hat nun etwas Rätselhaftes an sich, und der Name wird manchmal übertragen auf Wege, deren Bedeutung man nicht mehr versteht, auch dann, wenn es sich um bedeutungslos gewordene Nachbarschaftswege handelt. Auf frühe Zeit und darum meist auf vorgeschichtliche weist auch dieser Name hin. Es ist immer wertvoll, ihn nachzuweisen. Wo er für den Weg selbst verloren gegangen ist oder auch der Weg einging, kann er manchmal noch-aus den Namen der anstoßenden Fluren (etwa „Heeracker") erschlossen werden. Die Bezeichnung „Langer Weg" ist noch heute in Oeschelbronn gebräuchlich für die Straße von da nach Mötzingen. Sie wird sich herausgebildet haben im Gegensatz zu kürzeren Nachbarschaftswegen. Wenn er aber nicht nach dem nächsten oder einem ferneren, wichtigeren Zielpunkt benannt ist, dürfte er auf einen Weg gehen, der älter ist als diese Orte; und er ist in seinem größeren westlichen Teil ausgesprochener Höhenweg. Nach der O. A. B. Nagold (S. 96) heißt der unmittelbare Weg zwischen Egenhausen und dem Wald- dorfer Chausseehaus „Denzweg"; wohl nur eine andere Schreibung für „Dezweg" (O. A. B. Rottenburg, nach Buck — Mistweg, also Feldweg). Er ist ein Stück weit noch Höhenweg, und die Bezeichnung hat sich wohl herausgebildet im Gegensatz zu seiner wichtigen Fortsetzung vom Chausseehaus nach Nagold; auf einen vorgeschichtlichen Nachbarschaftsweg mag er ganz wohl zurückgehen.
Es mag Wunder nehmen, daß auch in dem spätbesiedelien Buntsandsteingebiet unseres Bezirks vordeutsche Wege sich herausgebildet haben. Es wird das aber begreiflich, wenn wir an das trockenere Klima des zweiten und der vorausgehenden vorchristlichen Jahrtausende denken, in denen der Wald weniger dicht war, die Wege nicht so rasch verwuchsen.
Wenn wir die wichtigsten vordeutschen Wege der Gegend zusammenstellen (Bild 187), so fällt die Mittelpunktstellung Nagolds aus. Der bedeutendste Ort hat sich eben in der günstigsten Verkehrslage heraus-