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nach Pfalzgrafenweiler betrachten, so ist sie bis über das Walddorfer Chausseehaus hinaus ausgesprochene Höhenstraße, und auch weiterhin sucht sie immer wieder möglichst rasch eine günstige Höhenlage auf, ein Zeichen hohen Alters.
Der Kamm des Bergrückens ist für den Urweg, der durch die Findigkeit der Menschen in vorgeschichtlichen Zeiten entstand, der günstigste Ort. Hier läuft das Wasser am raschesten ab, hier trocknen die Wege am schnellsten. Wenn wir die zugehörige Kirchbergsteige südlich der Oberen Kirche von Nagold aufsuchen, so finden wir einige verlassene Hohlwege, die steiler als die heutige Straße zur Höhe streben. Solche Hohlwege sind ein sicheres Kennzeichen mittelalterlicher Straßen. War die eine Hohle allzutief ausgefahren, so fuhr man daneben, am Berghang in der Regel weiter unten, so daß fast immer die steilste und höchste Spur die des ältesten Weges ist. Auf vorgeschichtliche Wege darf man daraus nicht ohne weiteres schließen, da der Wagenverkehr der Urzeit, abgesehen von der gallischen (keltischen) Periode, gering war. Aber der Weg hat zudem den Charakter eines Fernweges, der ansehnliche Ortschaften wie Walddorf, Egenhausen, Bösingen zur Seite liegen läßt.
Selbstverständlich haben wir auch unmittelbar an uralten Fernwegen Ortschaften; aber im ganzen ist es eine Eigentümlichkeit besonders der ältesten Ortschaften, nicht an, sondern neben der Straße zu liegen, und manches Dorf ist erst durch eine spätere Vergrößerung an die Straße selber zu liegen gekommen. Man wohnt gemütlicher abseits von der großen Heerstraße, und feindlichen Durchzügen ist man so weniger ausgesetzt. Und das Mittelalter hat, soweit wir erkennen, keine neuen Feinstraßen angelegt. Es hat gelegentliche Verbesserungen auch an der Linienführung angebracht. Nicht haben seine großen Städte Fernverbindungen zu anderen großen Städten angelegt, sondern Stadtgründungen in günstiger Verkehrslage, die durch einen kurzen Seitenweg verbessert werden konnte, haben sich zu großen Städten ausgewachsen.
Zm übrigen hat sich das Mittelalter begnügt, die nahen Ortschaften untereinander zu verbinden. Nur dürfen wir nicht meinen, es müßten nun alle ortsverbindenden Wege, die sich nicht zu Feinstraßen zusammenfügen, mittelalterlichen Ursprungs sein. Auch die vordeutsche Zeit hat natürlich schon Nachbarschaftswege gehabt, die zu den einzelnen Siedlungen führten, und zu allen Zeiten hat man die einmal gegebenen Wege möglichst weithin fortbenützt. Wo also eine vordeutsche Siedlung bei der heutigen war, kann der Zufahrtsweg auf jene zurückgehen. Oft sind solche Wege auch zu Feldwegen geworden, oft auch sind sie eingegangen, besonders wenn Feldbereinigung eingetreten ist. Beides ist natürlich auch möglich bei den vorgeschichtlichen Fernwegen. Besonders in der Nähe von Ortschaften sind sie durch die alte Flurverteilung verloren gegangen.
Besondere Namen sind nicht immer beweisend für vordeutsche Straßen. Wo sie nach einem Handelsartikel benannt sind, dessen Verfrach-