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Dom Alter unserer Wege
Bon F. Hertlein
Wir wissen so ungefähr, wann unsere neuen Straßen angelegt wurden; darüber aber, wann die älteren Wege entstanden sind, wissen wir wenig. Auch bestimmte Kenntnis vom neuzeitlichen Ausbau einer Straße muß dabei mit Vorsicht verwendet werden; es ist damit durchaus nicht gesagt, daß nicht an der Stelle der in neuerer Zeit ausgebauten Straße ein ungepflegter Weg vorhanden war. Wenn wir an der Straße Nagold—Pfalzgrafenweiler (—Freudenstadt) je südlich von Walddorf und Egenhausen ein „Lhausseehaus" finden und aus der Ofeninschrift des elfteren entnehmen, daß das Haus 1790 von den Voreltern des jetzigen Besitzers erbaut wurde, so wissen wir damit, daß die chausseemäßige Zurichtung der Zeit um 1790 angehört.* *) Daß aber der Weg älter ist, zeigt z. B. die Spezialpostkarte durch den schwäbischen Kreis (Homännische Erben, 1752), die den Weg schon als Poststraße aufführt. Auch den Blick für ganz neugeschafsene Straßen kann uns der Vergleich mit dieser Karte schärfen. Sie läßt die Poststraße, deren Ausgangspunkt Stuttgart ist, von Ehningen aus über Affstätt, nicht über Herrenberg gehen. Und wenn wir uns nun die neue Poststraße zwischen Herrenberg und Oberjettingen ansehen, so zeigt sie auf eine große Strecke die Art der Straßen Herzog Karls, die wir besonders aus der Ludwigsburger Gegend kennen, mit weithin geradliniger Führung. Selbst nach der Einmündung der alten Poststraße von Kuppingen her ist sie noch fast 1 Kilometer lang geradlinig infolge gründlicher Aenderung der alten Linie. Wenn wir dagegen jene Straße
Bild 188: Walddors. Straßendorf mit Gewannflur in Nestlage. Heckengäu.
*) Die älteste Ofeninschrift des Chausseehauses bei Egenhausen gibt die Jahreszahl 1789, die durch das örtliche Güterbuch als Baujahr des Hauses bestätigt wird.