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seitiger Anlage inmitten ihrer Flur, bei einseitigen an dem einen Ende. Und alle Wohnhäuser streben möglichst nach der Sonne, nach Süden. Die Häuser sitzen deshalb bei westöstlich verlaufender Dorf- strahe auf der Nordseite und kehren zumindest die Wohnung der Sonne zu (s. Karte von Zwerenberg S. 141). Aehnlich ists bei Hornberg. In Nordlage trifft man nicht viele Wohngebäude. Häufig liegen die Siedlungen auf freier Hochfläche (Zwerenberg, Simmersfeld, Fünfbronn u. a.) und sind den öfter sehr starken West- und Nordwestwinden und den Stürmen frei ausgesetzt. All das wird in Kauf genommen um der südlichen Lage von Flur und Siedlung willen. Manche ducken sich aber auch in Mulden, genauer in den flachen Wannen der Talanfänge im Plattensandstein. Hier wäre Eaugenwald, Ettmannsweiler, Neuweiler, Besenfeld zu nennen. Mit der Schutzlage ist zugleich auch eine genügende Wassermenge für Haushalt und Stall gegeben. Die Dörfer der Hochfläche haben sich früher, vor Einführung der Wasserversorgung, mit Hülen oder Hülben geholfen, ähnlich wie auf der Alb. Aichelberg hatte eine Anzahl solcher, die heute zum Teil zugeschllttet sind. Bei der Anlage von Feldflur und Siedlung war also nicht in erster Linie das Vorhandensein von fliehendem Wasser ausschlaggebend, sondern die Güte des Bodens und namentlich die Lage beider zur Sonne. Im Schwarzwald sind Feldflur und Siedlung ausgesprochen sonnenwendig.
Die Waldhufendörfer des Murgtals, die bisher in der Literatur nicht als solche bekannt sind, machen mit ihrer Tallage eigentlich nur scheinbar eine Ausnahme. Das Tal ist hier weit, mit breiter Sohle und weitausladenden Terrassen auf dem Grundgebirge, dem Rotliegenden und dem unteren Buntsandstein. Sie bieten reichlich Raum für Hufen, im Gegensatz zu den engen, steilwandigen Tälern im mittleren Buntsandstein. Auch hier wird von den Hufen die Südlage bevorzugt, was bei Kloster-Reichenbach, Heselbach und Röt deutlich hervortritt und auch bei Huzenbach und Schwarzenberg teilweise sich zeigt.
Der Name Waldhufendorf ist im Schwarzwald nicht bekannt. Auch ein anderer Name scheint für diese Siedlungsweise heute nicht mehr vorhanden zu sein. Dagegen hat sich beim Studium der Flurkarten aller Waldhufendörfer bis Pforzheim ergeben, daß bei fast sämtlichen Fluren die Feldstreifen insgesamt oder teilweise als „Hausäcker" bezeichnet werden, d. h. Aecker, die am Haus beginnen. Es wäre wohl möglich, dah dieser Name früher für diese Flurform üblich war.
Es sei noch darauf hingewiesen, dah öfter sich der Wald nicht an die Hufe unmittelbar in derselben Form anschlieht (s. Karte von Zwerenberg), sondern auf anderen Teilen der Markung liegt oder ganz fehlt. Dies trifft meist bei den Gemeinden zu, die wenig Privatwald, dagegen fast nur Körperschafts- oder Staatswald auf ihrer Markung haben (s. Karten des Waldbesitzes S. 116, 117).
Die Waldhufendörfer sind in unserem Gebiet nach Flur- und Ortsform öfter nicht mehr rein erhalten. Durch Teilungen, durch Zuzug weiterer Bewohner ist das ursprüngliche Bild gestört (s. Karten von