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Erst ab der Mitte des 11. Jahrhunderts, als bei den gräflichen Geschlechtern die Sitte aufkam, sich nach ihrem Hauptsitz zu nennen, lässt sich die Familiengeschichte genauer rekonstruieren. So nannte sich zuerst derjenige Graf Adelbert nach der Burg Calw, der im Öhringer Stiftungsbrief des Jahres 1037 zugleich mit einem Grafen Eberhard von Ingersheim,ohne Zweifel einem nahen Verwandten, genannt wird. Durch seine Gemahlin, eine Gräfin von Egisheim, war Adelbert I. mit deren Bruder, Papst Leo IX., verschwägert. Papst Stephan IX. , der von 1057 bis 1058 römischer Papst war, war ein Onkel der Gräfin Wiltrud von Calw, der Gemahlin von Adelbert II. . Als fromme Stiftung errichtete dieser das Kloster Hirsau ( 1059 bis 1069 ) und bewirkte durch die Berufung des Mönchs Wilhelm aus St. Emmeram ( 1069 ) den Aufstieg des Klosters.
Seinen Höhepunkt erreichte das Geschlecht aber erst unter Graf Gottfried, der in der Geschichte seiner Zeit eine bedeutende Rolle spielte. So war Gottfried u. a. Zeuge beim Abschluss des Wormser Konkordats, das den 47-jährigen Streit zwischen Papst- und Kaisertum beendete ( 1122 ). Ferner wurde er von Kaiser Heinrich V. zusammen mit dem Herzog Friedrich von Schwaben eine Zeitlang zum Reichsverweser bestellt. Gottfried war ein Sohn Adelberts II. und wurde nach dem Tod seines ältesten Bruders Adelbert III. der alleinige Erbe der Güter des Calwer Grafenhauses.
Von Adelbert IV*, einem Sohn von Adelbert III. , zweigte sich die Nebenlinie der Grafen von L^wenstein ab. Ein Nachkomme Adelberts des IV. war der Stammvater der Grafen von Vaihingen/Enz.
Der letzte Calwer Graf, ebenfalls mit Namen Gottfried, vererbte den zusammengeschmolzenen Besitz seinen, dem Namen nach nicht bekannten, Töchtern. Die eine war in erster Ehe mit Graf Rudolf von Tübingen - Böblingen, in zweiter Ehe mit Graf Ulrich von Schelklingen verheiratet. Die andere Tochter nannte sich Gräfin von Zavelstein und hatte Simon von Zweibrücken zum Gemahl. Mit diesem Graf Gottfried starb das Calwer Grafengeschlecht im Jahr 1260 im Mannesstamme aus.