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2. Die Grafenfamilie

Eine lückenlose Rekonstruktion des Stammbaumes der Calwer Grafen ist nicht möglich, da ein grosser Teil der frühesten Stadtakten durch die zweimalige Zerstörung der Stadt Calw vernichtet wurde. Zudem widersprechen sich massgebliche Ur­kunden grundsätzlich.

So kann z.B. die Abstammung der Gräfin Uta von Calw, die

sich Herzogin von Schauenburg nannte, nicht mit letzter

Sicherheit nachgewiesen werden. Eine ältere Darstellung der

Calwer Stadtgeschichte bezeichnet Uta als Tochter des Pfalz-

1 )

grafen Gottfried von Calw. Dem widerspricht eine Abschrift des Stiftungsbriefes des Klosters Allerheiligen, das von Uta gestiftet wurde. Hierin erscheint ein Eberhard von Eberstein als Bruder und nächster Erbe der Herzogin. Dieser war jedoch nachweislich ein Sohn Bertholds III. von Eberstein. Wie Möller schliesslich nachgewiesen hat, war in dem bisher be­kannten Stammbaum irrtümlich ein Glied vergessen worden: Uta

2 )

war mit ihrer gleichnamigen Mutter verwechselt worden.

Neuere Forschungen zu diesem Thema sind nicht gemacht worden, so dass Möller zumindest nicht widerlegt worden ist.

Unklarheiten bestehen auch bezüglich der frühesten Vor­fahren des Calwer Grafengeschlechts. Nach Stälin sind die ältesten Ahnen des Geschlechts ein Graf Erlafried und dessen

Sohn Noting, die im Jahr 830 in Hirsau die Nazariuskirche

3)

und später die Aureliuskirche gestiftet haben sollen.

Auch für die folgenden Jahrhunderte kann keine zuverlässige Stammreihe aufgestellt werden. Da der Name Adelbert später als häufigster Taufname der Familie auftritt, geht Stälin davon aus, dass schon ein Graf Adelbert, der im Jahr 870 Güter zu Gültstein ( bei Herrenberg ) besass, sowie die Grafen Adelbert des Zabergaus im 11. Jahrhundert, Adelbert des Murrgaus ( 1003 ) und Adelbert des Uffgaus ( 100§ ) der Familie angehörten.

1) Stälin, P.F.: Geschichte der Stadt Calw, S. 3 f.

2) Möller, W.: Genealogische Untersuchungen der Schauen­

burg bei Oberkirch, S. 515

3) Stälin, P.F.: Geschichte der Stadt Calw, S. 3