hardsbad dieser maurische Stil sich zur Innen­ausstattung ganz gut eignet, da er dem Bad eine gepflegte und besondere Note gibt, durch die es sich von der Nüchternheit der sonst üblichen Badanstalten vorteilhaft unterschei­det. Und noch eines beweist das Eberhardsbad in seiner nun schon 100jährigen Geschichte: Daß nicht nur die beste Ausführung eines sol­chen Baues auch die besten Zinsen trägt und so auf lange Sicht am rentabelsten wird, son­dern daß die teuerste Ausführung in hoch­wertigen echten Materialien zuletzt die billig­ste wird, weil sie die geringsten Unterhaltungs­kosten verursacht. Dies zeigte sich wieder besonders deutlich bei dem Hochwasser am 28./29. Dezember 1947, als die Bäder und die Halle im Eberhardsbad 1 Meter tief unter Was­ser standen, und man doch, nachdeig der mit­geschwemmte Sand wieder beseitigt war, kaum eine Reparatur am Gebäude notwendig hatte.

Als der württ. Landtag im Jahre 1839 die Mittel für das Eberhardsbad in Wildbad bewil­ligte, wurde dabei die Forderung gestelltdaß auch bei vermehrter Frequenz der Heilquelle deren Gebrauch den minder vermöglichen Württembergem möglich bleibe und daß auch darauf werde Bedacht genommen werden, für die ganz arme Klasse mehr Raum zu gewin­nen." Man sieht daraus, daß der Grundgedanke eines echtenStaats- und Landesbades Wild­bad" auch in jenen Zeiten großen Aufschwungs nie verloren ging. In diesem Sinne war gleich­zeitig mit den ersten Maßnahmen zur Ver­besserung der Badeeinrichtungen schon i. J. 1825 eine Herberge für arme badebedürftige Landesangehörige eingerichtet worden, zu de­ren Betrieb König Wilhelm zunächst 6000 fl. stiftete, wobei er in dem Stiftungsdekret vom 25. November 1825 verfügte:Diesem neuen Badhause für Arme will ich zum Gedächtnis meiner verewigten Gemahlin, an derem letzten Geburtstag ich den Entschluß zur Errichtung einer solchen Anstalt gefaßt habe, den Namen Catharinensti'ft" beigelegt wissen." Diese Fürsorge für bedürftige Badegäste gehört zu den sozialen Aufgaben der Heilbäder, die ja in erster Linie den Kranken helfen wollen und sollen und das Katharinenstift in Wildbad bildet ein besonders klares Beispiel dieser Für­sorge für arme Kranke aus Mitteln und Zu­schüssen des Bades.

So ist das parallel neben dem Graf Eber­hardsbad sozusagen als dessen Pendant nach der anderen Seite großgewordene Kathari­nenstift als Landesbadspital unter Leitung des Staatlichen Badarztes ein wesentlicher Be­standteil Wildbads geworden; aber man war sich schon länger im klaren, daß auch solche Einrichtungen wie das Katharinenstift mit der Zeit gehen und sich den Zeitbedürfnissen an­passen müssen. Und da heutzutage bei der Entwicklung des sozialen Krankenversiche­rungswesens die am Körper Armen, nämlich die pflegebedürftigen oder bettlägerigen Rheu­ma-Kranken, die sich den Aufenthalt im Hotel mit Pflegepersonal niemals leisten können, oft noch ärmer dran sind als die am Gelde fermen Kranken, so beschloß der Finanzausschuß des Landtags des Landes Württemberg-Hohenzollern in seinen Sitzungen 1949/50 auf Antrag des Finanzministeriums in Tübingen das Kathari­nenstift jetzt bei seiner Wiedereröffnung nach dem Kriege zu einemRheumakranken­haus Katharinenstift" auszubauen, selbstverständlich unter Weiterführung seiner sozialen Aufgaben im Sinne der einstigen Stif­tung. Diese Umwandlung zum Rheumakran­kenhaus wird gegenwärtig unter erheblichen Aufwendungen durchgeführt und so wird das

Das Kath.irincnstift in Wildbad

gez. G. Holdermann

Katharinenstift in Bälde am 1. Juli 1950 seine Pforten in der neuen Form wiedereröffnen. Sie sehen auch an diesem Beispiel des Katharinen­stifts, wie sich diese Stiftung von 1825 und die Ueberlegungen, die damals angestellt wurden denn auch das Katharinenstift ist nicht an einem Tag entstanden heute nach über 100 Jahren noch als aktuelle Gegenwart aus­wirken und mit der zeitgemäßen Umwandlung des Katharinenstifts zum Rheumakrankenhaus zu einem neuen wesentlichen Schritt in der Entwicklung des Bades Wildbad geführt haben.

An den Bau des Eberhardsbades mit Bad­hotel, Hotel Bellevue und Hotel Klumpp schloß sich nach 1850 dank dem dadurch hervorge­rufenen Aufschwung Wildbads die ganze bau­liche Entwicklung Wildbads im 19. Jahrhun­dert an. Links der Enz wurde weiteres Ther­malwasser erbohrt; . . . das Kleine Bad die Alte Trinkhalle das Kurtheater das König- Karlshad das Kursaalgebäude und man­ches andere wurde gebaut; die Kuranlagen wurden immer mehr erweitert und verschönert; und auch in der Stadt wurde vieles Neue ge­schaffen; aber so viele Mühe und Kosten dies auch im einzelnen machte, so können wir doch hier darüber hinweggehen, denn es ist im ganzen dieselbe Entwicklung, die alle gros­sen Heilbäder in jener Zeit genommen haben.

Die besondere Leistung in jener Epoche vor und nach 1900, durch die Wildbad eine neue Note erhielt und die sich auf die Ent­wicklung Wildbads noch in hohem Maß aus­wirken wird, ist die Erstellung der Berg­bahn zum Sommerberg im Jahre 1908 und die unmittelbar anschließende Erbauung des großen Sommerberghotels als Berghotel er­sten Ranges. Auch hier sehen wir dieselbe Aus­wirkung wie beim Bau des Eberhardbades: auf das Eberhardsbad mit Badhotel folgten die gros­sen Hotels Bellevue und Klumpp und auf die Bergbahn folgte das ebenso großzügige Som­merberghotel. Auch hier wurde, wie beim Eber­hardsbad, mehr getan, als die damalige Zeit an sich erforderte, d. h. man baute seiner Zeit vor­aus und bahnte damit eine Entwicklung an, deren volle Auswirkung bis heute noch nicht abzusehen ist. Denn die Bergbahn hat über ihren ursprünglichen Zweck als Anziehungs­punkt für Wildbad und als Annehmlichkeit für die Kurgäste hinaus den Bereich Wildbads praktisch verdoppelt und zwar sowohl den Ortsbereich des Kurortes Wildbad durch die bequeme Erreichbarkeit der weitgedehnten Wälder des Sommerbergplateaus und durch die Erschließung von Baugelände auf dem Sommer-

5