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neben seinen Schwestern, den Eriken vom Kapland stellen kann, die der Gärtner sorgsam im Gewächshaus pflegt. Es ist vor allem die Massenwirkung, die wir bewundern; denn Erika, die Lieblingsblume Bismarks, überhaucht ganze Flächen mit wunderbarem, rosigem Schimmer.

Mit der Forche steigt das Heidekraut auf die nackten, felsigen Bergrücken hinan. Eine Legforche im kleinen überzieht cs selbst den unfruchtbarsten Wal­desboden mit einem weichen Teppich und bedeckt die kahlen Stellen, wo Heidel­und Preiselbeeren nicht mehr gut gedeihen wollen. Zu dem violetten Schimmer der im Abendsonnenglanz leuchtenden Forchenstämme bildet das Heidekraut mit seinem braunen, schlanken Stengel, mit den immergrünen, zierlichen Blättchen und mit seinen rosig lachenden Blütenglöckchen einen prachtvollen Hintergrund. Was Wunder, wenn alt und jung sich an ihm erfreuen und oft ganze Arme voll zierlicherHeiden" mit »ach Hause nehmen, um die Stube für den Winter damit zu schmücken. Dauer und Beständigkeit wohnt diesem bescheidenen, saft­losen Pflänzchen inne; Jahre lang bleibt Erika frisch, strahlend und schön.

V. Die Stechpalme.

Unter die hohen Bäume des Waldes schmiegt sich schattcnsuchcnd ein Strauch, dessen dunkelglänzcnde, immergrüne Blätter und korallenrote Beeren sich vom weißen Mantel des Wintcrwaldes gar prächtig abheben. Es ist die Stechpalme, die sich vom Strauch zu einem kleinen Baum von gegen 7 Meter Höhe entwickeln kann, aber erst nach 60 80 Jahren völlig ausgewachsen ist. Die Stechpalme ist das einzige immergrüne Laubholz im deutschen Walde. Leider kommt sie selten über die Buschform binaus; denn die Schönheit ihres Laubes und ihrer Beeren lockt unvernünftige Besucher des Waldes an, die sich nicht mit einem Zweiglein zum Hutschmuck begnügen, sondern die Stechpalme ihrer Krone berauben. An geschützten Stellen, so im Burggraben der Ruine Zavelstein, hat man Gelegenheit, die Stechpalme in ihrer ungehinderten Ent­faltung zu bewundern. An den unteren Zweigen sind die eiförmigen Blätter am Rand gezähnt und mit scharfen Dornen bewehrt. Die Blätter der oberen Zweige, die werdende Rehe und Hirsche nimmer erreichen können, sind dornenloö und gezähnt, da sie keines Schutzmittels mehr bedürfen.

Im Mai und Juni ist die Stechpalme mit wcißlichgrüncn Blütendolden geschmückt; sie entwickeln sich zu prächtig leuchtenden Beeren, deren Samen jedoch erst nach I ^ Z Jahren keimen. Das gewaltige Ausschlagvermögen der abgehauencn Stechpalme, die Samen und die zahlreichen Wurzelausschläge schützen die Pflanze vor dem Ausrotten. Eine fromme Sage berichtet, der Strauch sei aus der Palme entstanden, der man beim Einzug Christi in Jeru­salem die Zweige abschnitt und die sogleich Dornen bekam, als die Juden ihr furchtbares:Kreuzige ihn!" ausriefen; seit jener Zeit bleibt die Stechpalme zum Andenken an den Tod des Heilands immergrün. Das Siechpalmenblatt linden wir in Bismarcks Wappen, ebenso mit Weißtannenrris und Auerhahn vereint im Vereinsabzeichen des Württ. Schwarzwaldvereins.