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O dieser Blume gleicht keine Blum' in alt und neuen Tagen.

Sie wird als wie ein goldner Kranz vom nickenden Stamm getragen."

Man kann den Ginster, auch Besenginster oder Pfriemen genannt, gerade­zu den Vorposten des Waldes nennen. Merkwürdig ist, daß er an eine gewisse Höhenlage gebunden ist: in über 7OO Meter Höhe kommt er nimmer fort. Fleißig werden die großen Schmetterlingsblüten von den Insekten besucht. So­bald das Tierchen sich auss Blütenschisfchen seht, springen die Staubgefäße aus, ein gelbes Wölkchen steigt auf und bepudert damit das die Bestäubung vermit­telnde Insekt. Der Bauer weiß den Besenginster schon vor der Blütezeit zu schätzen. Er holt ihn im Winter und verfertigt aus den langen schlanken Zwei­gen Besen, die sich besonders gut zum Fegen der Backöfen eignen, da die Stengel mit einer grünen, kantenbildenden Rinde umkleidet sind.

Mit den Stengeln des Ginsters bedeckt die Mutter die Gartenbeete, in die sie ihrenKapissamen" (Krautsamen) gesät hat; die Bedeckung soll den Samen rascher zum Keimen bringen und die jungen Pflänzchen vor dem Froste schützen.

IV. Erika, das Heideglöckchen oder Heidekraut.

Heidekraut, sonniges Sommerkind! Sieht man dich wieder, gesenkt die Lider,

ehe der flüchtige Sommer verrinnt?

Blühst so bescheiden

an Halden und Heiden,

am stillen Eckchen,

im schlichten Röckchen

mit grünen Streischen

und Rosaschleifchen.

Wenn kein Röschen mehr blüht, wenn kein Liedchen mehr schallt, nur die Sonne noch glüht im schweigenden Wald, blühst du in stiller Lust im sonnenhellen August

den Kindern zur Freude, den Bienchen zur Weide. Kommt ein Wandrer vorüber, und war' er ein Greis, er segnet dich leis; kommt ein Kindlein gegangen mit blühenden Wangen, es jauchzt voll Entzücken, sängt an dich zu pflücken und trägt seinen Strauß stolz nach Haus.

Da prangst du im Zimmer im Winter noch immer, du holdes Heidchen im Rosakleidchen!

NerkarzeitlMk.

Wenn Wiese und Feld ihren Blütenslor längst verloren haben, so legt der Heidewald sein schimmerndes Festkleid an. Weithin erglänzt es in rosiger Pracht. Sind es doch viele lausend Blütenglöckchen des Heidekrauts, die nicht nur ein Heer von Insekten zum Besuche herbeilocken, sondern auch das Auge des Wanderers schon von weitem entzücken. Wenn die Blütchenhonigen", dann summt und schwärmt es in den Zweigen:Das Lied der Biene harft am Heidekraut", für den Imker die lieblichste Melodie, denn seine Bienen sammeln den gelbbraunen, heilsamen Heidehonig. Das Heidekraut, vom Schwarzwälder kurzweg Heide genannt, führt auch den Namen Erika. Der Reiz des Heide- glöckchens geht nicht nur von der einzelnen Pflanze aus, obwohl es sich dreist