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leicht in den Boden eindringen, und so haben die Hügel des HeckengäuS stark unter trockenem Sommer zu leiden. Da und dort ist es mit viel Mühe gelungen, dürre Schafweiden aufzuforsten. Von Natur aber ist das Heckengäu eine offene Landschaft und als solche seit uralter Zeit besiedelt.

54. Zchwarzwaläblumen.

I. Krokus.

Wenn Narziß und Anemone von der Erde noch bedeckt, hat der Kuß der Frühlingssonne uns ein Blümlein aufgeweckt: Ihre schlanken Kelche heben Krokus über Rasengrau, einen bunten Teppich weben sie aus Lila, Weiß und Blau.

Winken schon aus weiter Ferne mit den Blütenköpfchen bunt und wir sehen sie so gerne in des Frühlings lichtem Rund. Steh n auf stolzer Bergeswiese, laden zum Besuche ein, schicken frohe Ostergrüße weit hinaus von Zavelstein.

Kaum haben die warmen Strahlen der Frühlingssonne den Schnee ge­schmolzen, so kann man droben auf den Wiesen des romantisch gelegenen Berg­städtchens Zavelstein und in der Umgebung ein liebliches Frühlingswunder schauen die Krokusblüte. Anfangs März, manchmal schon Ende Februar, strecken die ersten Krokus schüchtern ihre blauen Köpfchen über den Rasen. Die ersten warmen Frühlingstage bringen das ganzeschlafende Heer" plötzlich zum Erwachen. Die prächtigen Blumen überziehen dann die Wiesen und ver­wandeln sie dann in ein Blütenmeer ohnegleichen. Das matte Grün der Wiesen tritt vollständig zurück, von ferne gleichen die Krokuswiesen einem riesigen, dus- tigblauen Teppich. Die Krokusblüten prangen von sattem Blau bis zu reinem Weiß in allen möglichen Farbenschattierungen. Wahrscheinlich ist die blaue Farbe durch den Eisengehalt des Buntsandsteins bedingt, denn die Wiesen zeigen sattere Farben, wenn sie mit Thomasmehl gedüngt werden. Der Krokus hat wohl Ähnlichkeit mit der Herbstzeitlose, aber sein« Blüten übertreffen diese blassen Kinder des Herbstes an Leuchtkraft. Wenn eine leichte Schneedecke sich über den Rasen legt und die Krokus unverzagt ihre Köpfe darüber erheben, so bilden sie Stickereien auf weißem Grunde. Ihre Wirkung ist dann wunderbar märchen­haft. Die Krokus erscheinen so zeitig auf dem Plan, daß ihre Entwicklung be­endigt ist, ehe ihre größeren Nachbarn sich zu regen beginnen und ihnen Licht und Luft rauben. Mit ihren spitzigen, in Deckschuppen gehüllten Blättern durch­dringen die Pflänzchen die starre Erdkruste. Dann wachsen die Blätter über das Hüllblatt hinaus. Erstaunlich rasch schieben sich die einer spitzigen Zigarre ähnlichen Blütenknospen aus der Erde hervor, und schon nach wenigen Stunden prangen die Blüten in vollendeter Pracht. Bei trübem Wetter, jeden Abend sowie bei hereinbrechender Kälte schließen sich die Kelche wieder. Woher dieses liebliche Blümchen stammt, ist nicht mit Sicherheit zu sagen. Seine ursprüng­liche Heimat ist in den südlichen Alpen zu suchen; dort kommt es von den See­alpen bis nach Bosnien wild vor. Seither nahm man an, der Krokus ent-