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„Eine öde, unfruchtbare Gegend," denkt mancher, der alles nur nach den Erträgnissen der Landwirtschaft beurteilt. Der Naturfreund wird aber zu einem andern Urteil gelangen. Wer aufmerksam über die Heide wandert, der wird finden, daß sie nur von weitem öde aussieht; denn einen größeren Wechsel von Blumen in Farbe und Gestalt treffen wir kaum im Laubwald. Vom Frühfahr an, „wenn das Muschelkalkmeer seine Toten wiedergibt," bis zum späten Herbst blüht und duftet es in der Heide. Die schönste Heideblume ist die stolze Pulsatille
Gäulandschafi bei Gechingen. Oben rechts Heide, unten links Steinriegel. Aufnahme von O. Weiß. Gechingen.
oder Küchenschelle (eigentlich Kühchenschelle, Glocke eines Kühleins). Ihre großen, lichtblauen oder braunroten, mit einem Sammtpelz verbrämten Glocken werden oft Osterglocken oder Osteraugen genannt.
„Von der braunen Heid«, da schauen Augen so klar und so mild, die Osteraugen, die blauen von seidene» Wimpern verhüllt."
Von der braunen Heide, da läuten Glöcklein so bell und rein.
Ihr Klang soll Freude bedeuten; cs sind die Osterglöcklein.
Christian Wagner.
Von andern Blumen nennen wir die Haselwurz mit ihren glänzenden, nierenförmigen Blättern, die lieblichen Veilchen, die wunderlich geformten Blüten der Knabenkräuter oder Orchideen.
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