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seit 1905 eine Haltestelle. Durch die Höhen der Wasserscheide zwischen Würm und Nagold führt nun die Bahn im Forsttunnel und seinem langen, 23 m liefen Voreinschnitt. Beim Einschnitt wurde das Gerippe eines Mammuts, des mächtigen Elefanten der Eiszeit, zutage gefördert. Althengstett liegt am Fuße von Mufchelkalkhügeln. Über die ansehnlichen Häuser AlthengstettS ragt der stattliche Turm der Kirche. Deren Einweihung durch Papst Leo IX., einen Verwandten der Grafen von Calw, ist keine geschichtliche Tatsache, sondern gehört ins Reich der Sage. Während die Dahn von Weilderstadt bis Althengstett genau 100 Meter gestiegen ist, hat sie von hier aus bis ins Nagoldtal ein Gefäll von 172 Meter. Um eine Zahnradstrecke zu vermeiden und um das Gefäll auf einen möglichst langen Weg zu verteilen, macht die Bahn einen großen Umweg. Am Rande des Nagoldtales angekommen sehen wir einen Teil der Stadt Calw anmutig zwischen steilen Talwändcn gebettet. Über die jenseitigen, im dunkelblauen Duft uns gegenüberliegenden Bergesreihen schweift unser Blick, und Lühenhardt bei Sommenhardt, der Calwer Hof, der Windhof und Alzenberg werden sichtbar. Nun wendet sich die Bahn Hirsau zu. Sie läuft durch den über einen Kilometer langen, bis zu 36 Meter tiefen Feldhütteneinschnitt und fährt in einem 516 Meter langen Tunnel unter dem Welzberg hin. Nach dem Verlassen des Tunnels sehen wir uns plötzlich mitten in den Schwarzwald verseht; wir haben die Muschelkalklandschaft mit ihrem Wechsel von Fruchtfeldern, Hopfengärten, Steinriegel, Schlehdornhecken und Heiden hinter uns. Die Fahrt geht über das Tal des Tälesbachs auf einem 64 Meter hohen Damm (früher der größte Eifenbahndamm der Welt). Nun wendet sich die Bahn wieder Calw zu. In unvergleichlicher Anmut liegt zu unfern Füßen Hirsau. Der fast 900jährige ehrwürdige Turm der verschwundenen Peterskirche erhebt sich stattlich über die Trümmer des Klosters. Dicht in den Berg eingegraben zieht sich die Bahn ins Tal herunter. Auf 60 Meter Länge hat sie 1 Meter Gefäll, ist also fast so steil wie die Geislinger Steige, die allerdings schon auf 45 Meter Länge 1 Meter Gefäll aufweist. Nun saust sie in Calw auf dem 20 Meter hohen und ebenso weiten Viadukt über den Ziegelbach und die Stuttgarter Straße hinweg dem stattlichen Bahnhofe zu. Ohne Bahn wäre Calw ein unbedeutendes Städt- lein geblieben. Manche Calwer sahen dies zur Zeit ihrer Erbauung nicht ein, ja sic glaubten, die Bahn bringe ihnen nur Schaden. Heute möchte wohl niemand mehr die Eisenbahn entbehren.