mann von Deckenpsronn, der Vater von elf Kindern war, so daß also die Über­schwemmung zehn Opfer forderte. Die neue Brücke am Olenderle sowie der größte Teil des WecnstegS wurden weggerissen. Der Schaden, soweit er nicht den Staat anging, betrug für die Gemeinde 55 020, für das Amt l 12 500 Gulden. Dafür mußten d:e BczirkSorte auskommcn, mit Ausnahme von Deckenpsronn, das wegen Hagelscbiag befreit wurde. Zwei Minister erschienen an der Unglücksstelle und ordneten die nötigen Maßnahmen zur Linderung des Elends an. Die Über­schwemmung trug den Keim eines neuen Unglücks in sich: sie erzeugte die gefürchtete TyphuSkrankheit, welche bis zum Januar 1852 währte. Von 678 erkrankten Per­sonen starben 45. Mit der Überschwemmung hing eine Naturmerkwürdigkeit zu­sammen: im nächsten Frühjahr blübten die Herbstzeitlosen. Auch in den BczirkS- orten richteten die Regengirsse mehr oder weniger Schaden an, so wurde in Teinach ein Haus, in Liebenzell drei Brücken weggerissen.

32. ver Krieg 1870 71.

Seit Napoleons I. Stern erloschen war, hatte Deutschland Ruhe vor seinen übermütigen Nachbarn, die 15mal ungebetene Gäste in unserem Bezirk gewesen waren. Napoleon III. wollte das Kriegsglück seines großen Verwandten im Jahr 1870 wieder versuchen. Aber Deutschland, besonders Preußen, war in dieser Zeit erstarkt, und die Franzosen fanden die Deutschen geeinigter, als sie wähnten. Am Samstag den 16. Juli vormittags kam der Befehl in die einzelnen Ortschaften, daß die zu den Ernteqeschäftcn beurlaubten Solcaten sogleich einzurücken hätten; es gäbe Krieg. Am Sonntag wurde die erste Kriegsbetstunde gehalten, und in ge­meinsamem Gebet wurde Gott angcflebt. der gerechten Sache zum Siege zu ver­helfen. Die Kriegserklärung kam am 19. Juli; am selben Tage wurden die Pferee- remonten nach Calw bestellt. Die Ersatzmänner und die Reservisten mußten am 20. einrücken. Der Abschied war schmerzlich; doch ließ die Frau ihren Gatten, die Braut ihren Verlobten, die Mutter ihren Sobn mit Freuden in den Kampf fürs Vaterland ziehen. Eine Abschiedsbetstunde schloß die Gemeindeglieder zum letzten­mal zusammen und erweckte in oen betrübten Seelen Trost und freudige Hoffnung. Das Obcramt Calw stellte gegen 500 Krieger; 45 waren aus Calw selbst, 15 aus Deckenpsronn, 14 von Altbulach, 15 von Liebelsbcrg, 5 von Rötcnbach usw.

Am 24. Juli kamen eine Menge Störche in unsere Gegend, hauptsächlich nach Altbengstett. Sie übernachteten auf der Kirche und anderen höheren Gebäuden und zogen am nächsten Morgen wieder ab. Wahrscheinlich waren sie wegen der Unruhe aus der Pfalz und aus Rheinpreußcn ausgewandert.

Die Zurückgebliebenen waren auch nicht müßig. Sie wollten in ihrem Terl auch etwas zum Gelingen der Sache beitragen. In Calw und anderen Orten bil­dete sich eine Bürgerwache zur Aufrecknerhaltung der Ordnung, die ja in Kriegs- zeitcn oft locker zu werden droht. Ein Sanitätsverein trat unter der Leitung von Ärzten zusammen, ebenso ein BezirkswobltätigkcitSvcrein, gegründet von Geist­lichen, Beamten und Kaufleuten. In den einzelnen Ortschaften waren Lokalvereine. Diese beiden Veranstaltungen haben in gemeinschaftlicher Arbeit sehr viel Gutes