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Franzosen besetzt waren, auch diese von der Stadt Weil zurückgetrieben worden waren, am meisten die Beraubung und Plünderung in dem Ort vor und wurde Re­quisition von ihnen gemacht; auch wurden von ihnen Versuche gemacht, in die Kirche einzudringen, wiewohl diese nicht gelangen; am 17. Juli zogen unaushörlich Trup­pen durch den Ort und forderten unter Drohungen Speisen und Getränke. Schon am 15. Juli kamen 50 Franzosen auf einmal auf das Pfarrhaus losgeftürmt, schlugen Truhen, Kästen und Türen ein und plünderten, was ihnen wohlgesiel. Der Pfarrer hat durch Plünderung an Geld, Kleidungen, Mobilien und durch ihre Ver­wüstungen zum Teil einen Schaden mit den Seinigcn erlitten, den er mit guten Gewissen auf 500 fl. berechnen kann. Nach ihm haben die beiden Wirte des hiesigen Orts zusammen einen Schaden von 1OO fl. zu verzeichnen. Auch ist sonst manchen Gliedern der Gemeinde hie und da manches geraubt worden. Vornehmlich waren die Forderungen und Abgaben an Brot, Wein, Eiern, Haber, Rindvieh, Schafen, Schweinen, Hennen, Schuhen, auch die Präsenten an Geld, um größeres Übel zu verhüten, für die Gemeinden so groß, daß sie eine Summe, den Schaden des Pfar­rers und der Wirte nicht eingerechnet, gegen MO fl. ausmacht. Bis auf 26. Juli war aller Schulunterricht unmöglich." Der französische Feldherr Moreau legte dem Lande am 19. Juli eine Kontribution (Brandschatzung) von 6 Millionen Livres ( Franken) auf. Von dem Reichtum, der damals in Calw herrschte, zeugt die Leistungsfähigkeit der Calwer Handelshäuser: 6 Firmen konnten dem Staat 4OO OOO Livres zur Begleichung der Kriegskoften leihen. Die Stadt Calw war gezwungen, zur Bezahlung der aus der Stadt ruhenden Kriegskosten einen außer­ordentlichen Holzhieb in ihrem im Leonberger Forst gelegenen Stadtwald vor­nehmen zu lasten. Ein Teil der Bürger protestierte hiegegen und wollte die Holz­hauer mit Gewalt abhalten. Es entstanden Unruhen, so daß Militär in Calw ein­rücken mußte. Die Beteiligten wurden bestraft, 24 Anstifter eingesperrt. Die Gemeinde Dachtel war gezwungen, die besten Fleckenäcker (früher Allmandstücke) zu verkaufen, um die großen Kriegsumlagen zu bestreiten.

Nur 2 Jahre blieb Württemberg in der Hauptsache vom Krieg verschont, (1797 auf 1798 lagen 867 Rüsten 64 Tage im Quartier in Gechingen); schon 1799 brachte ein neuer Feldzug neue Lasten. In Gechingen war 1799 ein franzö­sisches Lager, in das Proviant geführt werden mußte. 15 Jahre lang mußte das Amt Gelder und Naturalien für Freund und Feind liefern. Die Steuern waren deshalb kaum mehr zu erschwingen. Noch 1815 mußte ein Rötcnbacher Bauer über 1OO fl. Steuer bezahlen, was wohl den größten Teil seines Einkommens ausmachte; erst 1818 sank dieser Steuerbetrag auf die Hälfte zurück. Während das Amt noch 1788 nur 925 fl- Amteschadcn aufzubringen hatte, stieg er I8OI auf 41 OOO fl. Über die Art der Lieferungen seien einige Beispiele aus dem Jahre 1799 angeführt. An die kaiserlichen Truppen mußte in deren Lager bei Tübingen vom Calwer Amt Proviant geliefert werden. Davon entfielen beispielsweise auf Rötenbach 596 Pfund Mehl, 2O)4 Metzen Haber, 1521 Pfund Heu: MSchan- zer und vier zweispännige Wagen müssen vor Ulm, nach Vaihingen sind 6OO Zent­ner Heu zu führen, nach Dürrmenz 64 Klafter Tannenholz, 57 Schanzcr werden nach Philippsburg am Rhein beordnet. Nach Viüingen, Stockach, Donaucschin-