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auch der Teufel wäre," worauf sie der Teufel auch geholt habe. In der Nähe der Spinnerin stand früher noch eine Gruppe von 5 Kreuzen mit Pflugschar, Zange und Haue und unweit davon 2 mächtige Kreuze, die in Mannshöhe aus dem Boden schauten, mit Schippe, Hammer und Zange als Denksteine für Bergleute und Bauern. Sechs dieser Kreuze wurden von bübischer Hand im Jahr 1896 in der Nacht vom Gründonnerstag zum Karfreitag zertrümmert; leider konnten die Täter nicht ermittelt werden. — Unweit der Abzweigung der Wege nach Aichhalden und Zwerenberg von der Straße Hofstett —Aichelberg steht ein Wegkreuz, das besondere Beachtung verdient, denn es ist nicht nur die am häufigsten vorkommende Pflugschar, sondern auf der Rückseite auch ein Totenkopf abgebildet; auch weist eine oben eingehauene Rille darauf hin, daß es als Markstein verwendet wurde. — Unweit von Möttlingen, an der Straße ins Monbachtal, steht nahe bei der großen Linde ein Steinkreuz mit folgender Inschrift: „Anno I75O am 15. Sept. wurde an dieser Stelle Anna Maria Heldenmaierin von Möttlingen und Repphuhnin von Simmozheim durch einen Donnerstreich mächtig zu tot geschlagen." Auch andere Steine, welche Unglücksfälle melden, stehen hie und da, doch haben sie selten die Form der Sühnekreuze. Am Weg von Georgenau nach Simmozheim lesen wir auf einem grabmalartigen Stein: „Wie durch Blitzes Ende kam über ihn sein Ende. Ins Vaterhaus wollte er heim, aber es sollte nicht sein."
26 . Die letzten Hinrichtungen in Calw.
Die Hinrichtungen waren manchem alten Calwer Bürger des vergangenen Jahrhunderts unvergeßlich geblieben; denn sie waren nicht bloß öffentlich, sondern cs mußte sogar die gesamte Schuljugend dem grausigen Schauspiel von Amts wegen „zum abschreckenden Beispiel" beiwohnen.
Am 2. Okt. 1812 wurden 2 Brüder aus Calmbach, Johann Jakob und Bernhard Jäger, 2 von Haus aus verwahrloste Burschen, hingerichter. Sie hatten einen Händler, der von Wildbad mit einigen Batzen Geld in der Tasche heimeilte und dem sie im Walde aufgelauert hatten, gemeinsam ermordet und ausgeraubt. Bald darauf ergriffen, wurden sie am 2. Okt. 1812 in Calw, anstatt gerädert zu werden, wie der Spruch gelautet hatte, enthauptet, und zwar der Jüngere vor dem Alteren, damit des Letzteren Strafe durch den Anblick des sterbenden Bruders eine Schärfung erhalte. Ihre Körper wurden in der Schlucht, wo links von der Nagold (am Fußweg nach Hirsau) das Abdeckerhäuschen stand, aufs Rad geflochten" und die Köpfe beider auf Spieße gesteckt — alles zum abschreckenden Beispiel... Am 28. August 1818 wurde in Calw eine Raubmörderin, Gertrude Pfeiflin von Teinach, hingerichtet. Diese war im Gefängnis, dem „Langen" (Gefängnisturm) so dick geworden, daß sie auf einem Karren zur Richtstätte geführt werden mußte. Während der Überführung wurde das „Arme Sünder-Glöcklein" auf dem Rathaus, das sich noch dort findet, geläutet. Am Schafott angekommcn bekam die „Arme Sünderin" eine Ohnmacht, so daß sie vollends hinaufgetragen werden mußte. In der Mitte des Schafotts war ein Stuhl aufgeschlagen, auf den die Mörderin aufrecht festgebunden wurde; rings um das Schafott waren Gerüste