Feuer geschmolzenen alten gegossen sind; mir haben wieder ein Lehr- und Schul­haus, einen Pflanzgarten der so sehr verringerten Bürgerschaft. Schon stehen wieder 164 neue Häuser, und die Stadt zählt wieder 1500 Seelen, und während lm Jahre 169? nicht mehr als 2? Kinder getauft wurden, sind es Heuer (1697) deren 77." Erstaunlich rasch gelangten Handel und Verkehr wieder zu neuer Blüte. Die Handlungshäuser wurden zweckmäßiger errichtet; auch legen verschie­dene stattliche Privatgebäude, die im Jahre 169? und den folgenden Jahren erstellt wurden, Zeugnis ab von dem wiedererlangten Wohlstand (Schwanen, Rausches Haus, Metzgerei Jourdan).

Weil die Amtsstadl Calw nach vorangegangener Plünderung elendiglich in die Asche gelegt worden", so wurde sie zunächst von allen Umlagen befreit. Doch schon 1697 mußte sie an den zur Auslösung der Geiseln von Stadt und Amt Calw geforderten 800 Gulden ein Drittel bezahlen. (Die Franzosen nahmen 169? einige höhere Beamten als Geiseln mit, um die angesetzten Brandschatzungsgelder sicher zu bekommen. So kam auch der ev. Abt von Hirsau als Gefangener nach Metz, wo er infolge schlechter Behandlung im Jahre 1694 starb). Bis zum Friedens­schluß im Jahre 171? nahmen die Lieferungen von Proviant und Hol; an Freund und Feind kein Ende. So hatten Stadt und Amt Calw allein im Jahre 1698 gegen 1000 Gulden Fuhrkosten nachden ein- und andern Lagern" bei der Liefe­rung von Heu, Stroh, Holz, Mehl usw. Dazu kamen dann die fast unerschwing­lichen Quartiergelder. 1701 zogen preußische und dänische Truppen von Weilder- stadt durch unfern Bezirk nach Horb, um sich mit Prinz Eugen zu vereinigen. Im Jahre 1704 zogen die Preußen durch Calw an den Rhein. Im Mai 1708 lag der französische General Mercy mit 14 Regimentern zu Pferd bei Neuweilerauf dem Heraufmarsch". Im Juli kam der französische General de la Tour ebenfalls mit 4 Regimentern zu Pferdauf dem Herabmarsch" nach Neuweiler und blieb hier über Nacht. Vorher lag er drei Wochen bei Unterreichenbach. Zwei nach­rückende kaiserliche Regimenter verjagten ihn schon tags darauf aus unserem Be­zirk. Später kamen noch zwei kaiserliche Dragonerregimenter und ein Husarenstab nach Calw.

19. Die Ivaläenser in Neuhengstell.

Es war ein sonniger Septembertag des Jahres 1700. Da sah man auf der Straße, die von Calw nach Althengstett hinaufsteigt, in langem Zuge gegen 200 Männer, Weiber und Kinder, mit Bündeln und Tragkörben beschwert, zu Fuß und zu Wagen langsam bergan wandern. Ihre Gesichter und ihre Tracht verrieten sogleich die Fremdlinge. Die Haare waren braun oder schwarz, die Augen dunkel, die Nase bog sich energisch, die Gesichtsfarbe hatte einen Stich ins Gelbliche. Her­zogliche Beamte begleiteten den Zug und dienten als Führer. Als sie auf der Höhe angekommen waren, da wo vor Zeiten em Dorf namens Schiaichdorn gestanden, machten sie Halt und lagerten sich. Der Führer erklärte den Fremdlingen, hier habe des Herzogs Gnade ihnen eme neue Heimat angewiesen. Es ging nun bald