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7. Oie Ivaläeck in Geschichte unä Zage
Krimhilde von Waldeck.
O Waldcck, schönste du von allen im burgenreichen Nagoldtal,
Auch deine Ritter sind von dannen, versunken in Unendlichkeit;
zu deinen Mauern will ich wallen im goldnen Morgensonnenstrahl; zu deinen Füßen will ich lauschen, den Blick hinaufgewandt zu dir,
doch treulich halten dunkle Tannen die Wacht um deine Trümmer heut Und wo dereinst vor frohem Kreise der Spielmann zu der Leier sang,
an deinen Sagen mich berauschen, du Felsenburg, des Schwarzwalds Zier!
klingt setzt des Wandrers frohe Weise bei einer Laute mildem Klang.
Zwar deine Türme sind zerfallen, gesprengt ist Mauerwcrk und Tor, und aus den Höfen und den Hallen sproßt frisches Buchengrün hervor. Doch trotzig blickest du noch heute hinaus in einst beherrschtes Land; als Sicgrin noch im Totenkleide hältst den Jahrhunderten du stand.
Das Stahlroß faucht durch finst re Pforten, das Wasser rauscht durch fels'gen Schacht; die Hände reicht sich Süd und Norden — Licht schöpft der Mensch aus ew'ger Nacht!
Gollhilf Fenchel, Bauer in Ostelsheim, 1893—1916,
Denn durch des Schloßbergs Felsensätze sprengt Dynamit ihm seine Bahn.')
Krimhilde, hüte deine Schätze!
Der Geist der Neuzeit greift sie an.
gefallen vor Verdun.
Zwischen der Station Teinach und dem Dorf KohlerSlal liegt auf einem von der Nagold umflossenen Bergvorsprung die zur Gemeinde Stammheim gehörige malerische Ruine Waldeck. Sie ist eine der schönsten und besterhaltenen Ruinen in unserem Vaterland. Dort und auf 4 andern Burgen in der Nachbarschaft wohnten vor alter Zeit Lehensleute der Grafen von Calw, später der Grafen von Tübingen, der Erben der Calwer Grafen, und endlich der Grafen von Hohenberg, Verwandter der Grafen von Tübingen. Zur Zeit des Faustrechts trieben sie als Raubritter ihr Unwesen. Im Herbst des Jahres 1284 herrschte keine frohe Stimmung auf der Burg. Der Besitzer, der sonst fast jeden Tag wohl bewaffnet auf seinem mutigen Rosse in das Nagoldtal hinabgesprengt war, ließ sich den ganzen Oktober hindurch nicht blicken. Auch von seiner Tochter, der lieblichen Krimhilde, war trotz des schönsten Herbstwetters weder in den prächtigen Waldungen noch in dem nahen Dorfe Altbulach, wo sie jedes Kind kannte, etwas zu sehen. Die Zugbrücke blieb sorgfältig aufgezogen und das starke Tor verschlossen. Der Wächter aber befand sich Tag und Nacht auf seinem Posten, der Plattform des besten Turms, und ließ seine Blicke vor allem nach Osten schweifen. Es war nichts Gutes, das er seinem Herrn zu melden hatte. Die nächtliche Röte am Himmel zeigte an, daß der Kaiser Rudolf von Habsburg nicht mehr fern und ein strenger Richter sei. Rudolf billigte keineswegs den Grundsatz: „Rauben und Stehlen ist keine Schand, es tun's die Edelsten im Land." Wie sich die Herren von Waldcck, die Z Brüder Werner, Vollmar und Helfrich, die auf 5 Burgen wohnten, zu seinem Gebot stellten, wußte man in Calw und anderen Städten ganz genau. Schon oft waren Kaufleute oder Wanderer, die friedlich die Straße dabin-
*) Trollen des Teinacher Elektrizitätswerks und Eisenbahntunnel.