Die letzte größere Besiedlung unseres Bezirks auf dem Höhenrücken zwr- schen der großen und kleinen Enz erfolgte wohl von Westen her. Interessant ist- wie das letzte Fleckchen des oberen, fruchtbaren Buntfandsteins von der Kultur gefunden und gerodet wurde. Hier, wie überhaupt bei allen Dörfern des Calwer Waldes, sehen wir, wie die Felder an der Grenze zwischen dem oberen und unteren Buntsandstein enden und die nährstoffarmen Böden des mittleren Buntsandsteins dem Wald überlasten worden sind.
Kurz zufammenfasiend läßt sich mit höchster Wahrscheinlichkeit sagen: Es entstanden unsre Siedlungen mit den Namen auf -ingen bald nach dem Jahre ZOO, die -heim nach 5OO, die -stellen und andre Orte auf dem Muschelkalk im
7. und 8. Jahrhundert, die Weiler und die Z Hauptorte im Nagoldtal im
8. bis IO. Jahrhundert, endlich die übrigen, meist waldhufenartig angelegten Orte im IO. bis 14. Jahrhundert; die -Hardt-Orte bildeten bei dieser letzten Gruppe den Übergang, die Hinteren Waldorte den Schluß der Besiedlung. Als Nachzügler kam 1699 noch Neuhengstelt auf früher schon besiedelter Stelle (Schlaichdorn) hinzu. Statt Neugründungen gibt es heute nur noch Ortsvergrößerungen.
3. Die Ableitung der Ortsnamen.
Die im Gäu gelegenen ältesten Ortschaften unseres Bezirks wurden meist nach alamannischen oder fränkischen Stammeshäuptlingen benannt, welche die Dörfer mit ihrer Sippe (Verwandtschaft) besetzten. Der Ortsname Decken- pfronn bedeutet Pfründe (Belohnung oder Einkommen). Gechingen kommt her von dem Personennamen Gacho, Ostelsheim von Ostolf oder Ostwolf, Altheng- stett (früher Hingstetten) von Hingo, Simmozheim von Sigemund, Otten- bronn von Otto, Möttlingen von Matilo, Haugstett von Huwo, Monakam (früher Moncnkamp) von Mono (Kamp — Bergrücken), Liebenzell bedeutet Liobas Zelle, d. h. Klösterlein zu Ehren der hl. Lioba; Kentheim ist nach dem heil. KandidnS benannt. Seitzental (früher Sitzenhäuser) weist auf einen Gründer namens Sitz oder Seitz hin. Auf dem Calwer Wald ist die Bezeichnung der Ortschaften nach Personennamen seltener. Martinsmoos bedeutet mooriges Grundstück, das einem Martin gehörte, Weltenschwann (früher Waltingschwende) die Schwende (Rodung) eines Walting. Sommenhardt ist eher auf Sommerhardt (sommerlicher Wald) als auf den Personennamen Summe, Agenbach ist auf den Namen Agino zurückzuführen. Liebelsberq kommt von dem Personennamen Lubilo. Stammheim, eine der ältesten Ortschaften, bedeutet Heim in der Rodung der Baumstämme, Holzbronn Brunnen im Walde, Dachtel Doblcntal, Lützenhardt Hof am kleinen Wald (lützel — klein), Calw (früher Chalewa) die kahle Stelle, Hirsau, die Hirschau (vergleiche Hirschau bei Tübingen), Teinach starkes Wasser, Zavelftein tafelförmiger Stein, S peßh ardt Spechtswald, Rö- tenbach (mundartlich Raitenbach) Bach zwischen den Raiten (Höfen), Würzbach Wurzgartcn am Bach; Oberkollwangen (Wangen — Waidegrund), Ober- kollbach und KohlerStal sind auf Kohlenbrennereien zurückzuführen. Zwerenberg