fähigen Besitzes hing stets von der Ausbreitung der Ansiedlung ab. Grundherren waren die Grafen von Calw, später das Kloster Hirsau, das von jenen bei seiner Gründung im Jahr 1065 riesige Ländereien geschenkt bekam, und die Grafen von Eberstein und Hohenberg. Die Angabe von einer Gründung Hirsaus durch einen Grafen Erlafried im Jahr 850 oder gar durch die Gräfin Helizena im Jahr 645 gehört ins Reich der Sage. Es ist dies zu beachten, da vielfach angenommen wird, die Besiedlung des Calwer Walds sei einzig vom Kloster Hirsau aus im 7. bis 9. Jahrhundert erfolgt. Wahrscheinlich ist sie größtenteils auf die Grafen von Calw zurückzuführcn.
Was damals im nördlichen Schwarzwald und besonders auch im Oberamt Calw geschaffen wurde, ist ganz eigenartig. Wir finden keine geschloffenen, aus einem Haufen von Häusern gebildete Dörfer mit gewannartigen Feldfluren wie draußen im Gäu, sondern die Markung ist in einzelne Höfe, Huben oder Hufe genannt, zerteilt. Deshalb werden diese Dörfer als Waldhufendörfer bezeichnet. Im Oberamt Calw liegen 26 Waldhufendörfer und Weiler, fast alle auf der Höhe zwischen Nagold und Enz, nur Monakam und die anschließenden badischen Waldhufendörfer liegen auf der Gäuseite, die Bergorte Aichelberg, Hünerberg und Meistern auf der Höhe zwischen der großen und kleinen Enz. Letztere gehören zu der jüngsten Ansiedlung und sind wohl keine eigentlichen Waldhufendörfer mehr.
Die einzelnen Höfe des Waldhufendorfes liegen in einer langen Reihe der Talsohle oder Straße entlang, weshalb es auch Reihendorf genannt wird. Jedes Gehöft hat in einem schmalen Streifen seinen Besitz in Form von Gärten, Wiesen, Ackern und Wald hinter sich. Die einzelnen Gehöfte sind durch Feldwege voneinander getrennt, letztere waren von Hecken, meist Eichenhecken, begleitet, die als natürliche Zäune das Austreten des Viehs vom Weideplatz zum angebauten Hofteil verhindern sollten.
Die Häuserreihe ist infolge dieser Grundbesitzverteilung beinahe so lang wie die Gemarkung. Die eigentlichen Waldhufendörfer bestanden aus 10—15 Hufen. Die Größe einer Hufe schwankte zwischen 120— 150 Morgen, wovon etwa ^ Wald waren. Am ausgeprägtesten ist das Hufensystem bei den Ansiedlungen, die in Wiesengrün gebettet, von Tannenschmuck umrahmt am Oberlauf der Bäche in freundlichen Hochtälchcn liegen, z. B. Agenbach, Neuweiler, Kollwangen, Würzbach, Rötenbach, Weltcnschwann, Speßhardt, Unterkollbach, Oberreichenbach, Zwerenberg und Aichhalden. Die Gutsgrenze zieht sich von Bach zu Baäa oder vom Bach bis zur Wasserscheide, so daß rechts und links des Baches zwei Reihen von Häusern entstanden. Bei den Dörfern auf der Hochebene ist die Anordnung mehr eine gruppenförmige, aber stets endet der Besitz im Walde; die Streifen laufen meist streng parallel, in Gaugenwald im Oberamt Nagold erweitern sich die Hufe nach rückwärts. Zwischen den Markungen blieb ein größerer Waldbezirk übrig, den der Gutsherr für sich als Jagdgrund zurückbehielt, den Ansiedlern aber räumte er verschiedene Rechte in demselben ein, um sie zur Niederlassung anzulocken. Die Ortsbewohner hatten das Recht, im Wald Streu und Hol; zu holen und ihr Vieh zu weiden. Ein Beispiel dafür bietet das